Musikalische Brücken, die uns verbinden

Kürzlich durfte ich das wundervolle Tanztheater „Message in a Bottle“ zur Musik von Sting und The Police im Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg bewundern. In solchen Momenten wird einem wieder bewusst, welch zeitlose Musik Gordon Matthew Thomas Sumner geschrieben hat – mit der Gabe, melodische Geschichten zu erzählen.

Auch für Sting stellte die Pandemie eine schwere Zeit dar. Emotionale Probleme, sowie die steigende Einsamkeit waren Themen, die ihn befassten. Aber die musikalische Legende versteckte sich nicht, sondern er verarbeitete seine Eindrücke und Gedanken in dem, was er am besten kann – der Musik. Über ein Jahr lang sammelte der englische Musiker Gedanken und Ideen, die er schlussendlich mit einigen seiner engsten Musikerfreunden umsetzte. Teil des neuen Albums sind unter anderem Dominic Miller, Branford Marsalis, Melissa Musique, Gene Noble oder Josh Freese, mit denen Sting schon in der Vergangenheit zusammenarbeitete.

„This album was made at distance. Nonetheless, what I’m singing about is what comes out of my head and my heart. The feelings are not small. They’re big emotions for me“, sagt Sting über den Prozess des Schreibens. Und es ist ein großes Geschenk, dass endlich wieder eigene Songs aus seiner Feder erscheinen, während er sich in den letzten Jahren eher mit Musicals, Duetten und seinem Backkatalog beschäftigt hatte.

Am 2. Oktober ist Sting 70 geworden. Wow! Seiner Stimme merkt man das Rentenalter nicht an und musikalisch hat er noch einiges zu bieten. Der Opener „Rushing Water“ klingt wie ein verlorenes Werk von The Police. Das ist doch schon mal ein großartiger Einstieg. Der optimistische Popsong „If It’s Love“ geht ebenfalls direkt ins Ohr. Dann wird es ruhiger mit den rhythmisch vertrackten Stücken „The Book of Numbers“ (voller textlicher Anspielungen an die Bibel) und einem verjazzten „Loving You“.

Die Liebe zum Jazz wird auch an anderer Stelle zelebriert: „Harmony Road“ und „The Bells of St. Thomas“ werden filigran umspielt, wobei die Gitarrenarbeit von Dominic Miller großen Einfluss hat. „For Her Love“, „The Hills on the Border“ und „Captain Bateman“ leben hingegen ganz den Folk, den wir seit Stings ersten Soloalben so lieben. Der Titelsong „The Bridge“ und das thematisch anschließende „Waters of Tyne“ werden sehr melancholisch interpretiert. Hier merkt man Sting die Jahre durchaus an, wenn seine Vocals an Tiefe gewinnen. Ein verspieltes Cover von „(Sittin‘ on) The Dock of the Bay“ schließt die Zusammenstellung der Deluxe Edition ab.

Fazit: Ich bin absolut angetan von diesem Album, das alle Facetten von Stings Musik vereint und Pop, Soul sowie Jazz in sich trägt. Nachdem man lange Zeit das Gefühl hatte, dem Briten fällt nichts wirklich Neues mehr ein, beweist er hier das Gegenteil. Ungewöhnlich ist das Format der Deluxe Edition, die ungefähr die Größe einer Vinylsingle hat. Dies sorgt zwar für Chaos im CD-Regal, hat aber den Vorteil, dass man das Booklet gut lesen und betrachten kann. In einer langen Einleitung schreibt Sting über sein Befinden und die neue Musik, die Zusammenarbeit mit Dominic Miller und die Symbolik von „The Bridge“, die er unter anderem in Werken von Thornton Wilder, Iain Banks und in Billy Joels gleichnamigem Album aus dem Jahr 1986 wiederfindet.

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