Dustin O’Halloran: „Silfur“ – so klar und rein wie isländischer Kristall

Dustin O’Halloran ist in Arizona geboren, bekam schon mit sieben Jahren Klavierstunden und gab mit elf Jahren erste Konzerte mit eigenen Kompositionen. Später war er mit der Sängerin Sara Lov in einer Band unterwegs und wurde schließlich vor allem durch seine Filmmusik bekannt: Sofia Coppolas „Marie Antoinette“, Christian Duguays „Boot Camp“, Oscar-nominiert für „Lion – der lange Weg nach Hause“ – um nur einige zu nennen. Daneben erschien eine Reihe von Soloalben.

Mit dem Wechsel zur Deutschen Grammophon gibt es einen Neustart und eine Art Aufarbeitung des bisherigen Schaffens. Auf „Silfur“ sind zwei neue Werke – „Opus 56“ für Klavier und „Constellation No. 2“ für Klavier, Cello und Elektronik – sowie Neueinspielungen einer Auswahl von Stücken aus den Soloalben. Vier von ihnen wurden mit zusätzlichen Streicherarrangements aufgenommen.

Auch wenn die Streicher etwas Abwechslung in das Album bringen, so ist es doch Dustins wundervolles Piano, das mich immer wieder gefangen nimmt. Sein Spiel und der Klang des Instruments sind so klar, dass der Albumtitel von Anfang an Sinn ergibt. „Silfur“ entstand in Island, O’Hallorans Wahlheimat, in der er einen Teil seiner Zeit verbringt, während er sonst in Los Angeles lebt. Da er aufgrund des Lockdowns nicht nach Kalifornien zurückkehren konnte, ließ er sich von der Abgeschiedenheit und der einzigartigen Atmosphäre Islands inspirieren, um neue Musik zu schaffen und alte Stücke neu zu interpretieren.

Bei der ersten Aufnahmesession für dieses Album bekam er einen Silfurberg (Silberfels), einen isländischen Kristall, der ihn später auch zum Titel des Albums inspirierte. “Er hat die einzigartige Eigenschaft, das Licht, das auf ihn trifft, zweifach zu brechen”, sagt O’Halloran. “Ich hatte das Gefühl, dass ich genau das bei der Aufnahme dieser Platte mache. Und mir kommt es so vor, dass der Ort, an dem man ist, immer eine Resonanz findet – das kommt irgendwie durch die Musik.”

„Silfur“ bietet schöne Klangfarben, eine starke Dynamik im Wechsel schneller und ruhiger Melodien. O’Hallorans Stil ist so präzise – und dennoch bietet er einen warmen Klang, der zum Träumen einlädt. Man merkt dem Album nicht an, dass es eigentlich eine Form von Compilation ist. Die Atmosphäre Islands trägt dazu bei, dass es wie aus einem Guss wirkt und als schöne Bestandsaufnahme zum Werk des Künstlers gelten kann.

Der kreative Prozess ließ ihn verstehen, dass Musik nie zweimal auf dieselbe Art erlebt wird: “Das Ganze war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, während ich die Musik in der Gegenwart auf ganz neue Weise erlebte“, sagt er. „Es ist etwas Besonderes, dass wir die Zeit auf diese Weise einfangen können. Und ich denke, das ist fast das, was Musik ist: Sie hält die Zeit fest.“

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