Die Beginner auf „Advanced Chemistry“ Tour in der Saarlandhalle
Die Beginner sind wieder da! Und an der ausverkauften Saarlandhalle in Saarbrücken konnte man erkennen, dass die HipHop-Welt lange auf diesen Moment gewartet hat. Einlass war schon um 18 Uhr, um den Ansturm der Fans zu entzerren. Und doch gab es lange Schlangen überall: beim Einlass, an der Garderobe und vor allem am Getränkestand. Das konnte aber die Vorfreude nicht schmälern. HipHop-Fans aller Generationen harrten gespannt, um Jan Philipp Eißfeldt (alias Eizi Eiz, alias Jan Delay), Dennis Lisk (alias Denyo) und Guido Weiß (alias DJ Mad) live zu erleben.
Zuvor ging es aber pünktlich zur Tagesschau-Zeit um 20.15 Uhr mit Afrob los, der dem Publikum ordentlich einheizte. Der Rapper trat klassisch mit DJ und einem Rap-Kollegen auf. Und obwohl er sich auf das schmale Stück vor dem Vorhang beschränken musste, holte er alles aus seinem halbstündigen Set raus. Songs von seinem aktuellen Album „Mutterschiff“, Titel zum Bouncen, aber auch viel Oldschool-Material und zur Freude des Publikums „Adriano (letzte Warnung)“ von Afrobs Kollektiv-Projekt Brothers Keepers.
Punkt 21 Uhr (und das auf die Sekunde) fiel der Vorhang für die Beginner. Seit 2003 firmieren die HipHop-Meister aus dem hamburgischen Eimsbüttel nur noch unter diesem Namen. Als sie sich Anfang der 90er Jahre gründeten und mit englischsprachigem Rap begannen, hieß die Truppe noch Absolute Beginners. Das „s“ musste als erstes weichen, als man sich vermehrt der deutschen Sprache zuwandte. Drei Alben waren erschienen und bis 2003 war man auf ein Trio geschrumpft.
Dann die lange Sendepause. Man hat fast schon aufgehört, die Beginner überhaupt zu vermissen, obwohl sie sich offiziell nie getrennt haben. Aber Jan Delays Solo-Entwicklung hat in eine so großartige Richtung geführt, dass es recht einfach war, die Hamburger Rapper aus dem kollektiven Gedächtnis zu verbannen – oder zumindest in den Hintergrund zu rücken.
Umso erfreuter der Aufschrei in Fan- und Medienkreisen, als bekannt wurde, dass das Trio wieder aktiv wird. Und dieser Freudenschrei entlud sich auch in der Saarlandhalle. Die Show begann mit „Ahnma“. DJ Mad hatte seinen Platz auf einer hohen, begehbaren Pyramide aus LCD-Bildschirmen. Begleitet wurde das Trio von zwei hübschen Tänzerinnen, die auch einen stimmgewaltigen Backgroundgesang an den Tag legen. Die Lightshow kann man nur als bombastisch bezeichnen. Da wurde einiges aufgeboten, um Hits wie „Hammerhart“ und „Rap & fette Bässe“ zu illuminieren.
Die Sound-Abstimmung in der Saarlandhalle kann man nur bewundern. Trotz ohrenbetäubendem Bass war der Klang einfach geil und das schlug ordentlich auf die Begeisterung der Fans durch. Langeweile kam hier an keiner Stelle auf. Die Comic-Plüschfiguren zur Aufheiterung wären da gar nicht nötig gewesen.
Nach einer Jan Delay-lastigen Coverversion von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ betraten als Überraschungsgäste die Namensgeber des aktuellen Beginner-Albums die Bühne: Advanced Chemistry aus Heidelberg waren als Duo mit am Start und boten unter anderem ihren Hit „Fremd im eigenen Land“. Und auch die Beginner hatten mit „Meine Posse“ einen aktuellen Mitsing-Hit zu bieten. Mit einer LCD-Pyramide voller vorbei schleichender Füchse endete der Hauptset nach 65 Minuten.
Die ersten stellten sich bereits in die Garderoben-Warteschlange, doch der Zugabenblock hatte noch einiges zu bieten: beispielsweise das unvermeidbare „Liebeslied“, das aus mehreren tausend Kehlen erklang – und einen Statisten im Hühnerkostüm beim Crowdsurfen. Die Show war absolut überzeugend, was Gäste, Sound, Lightshow, Setlist und Stimmung anging. Ich mag Jan Delay als Soul- und Disco-Künstler, doch hier hat er seine wahre Berufung wieder gefunden und fällt respektabel in seine Rolle als Bandmitglied zurück. Die Open Air-Shows im Sommer warten. Unter anderem im Amphitheater Trier am 21. Juli 2017. Der Vorverkauf ist eröffnet – nicht verpassen!