Ein akustisches Studioalbum mit Songklassikern der Band

Wenn es eine meiner proggigen Lieblingsbands gibt, von denen ich in früheren Jahren nicht unbedingt ein „Acoustic Album“ erwartet hätte, dann sind es definitiv GROBSCHNITT. Von 1970 bis 1989 und von 2006 bis 2012 hat die Band in verschiedenen Formationen bestanden. Und seit 2019 ist GROBSCHNITT wieder in einer kleinen Besetzung aktiv: Lupo, Willi Wildschwein und dessen Sohn Nuki treten mit einem akustischen Programm auf. Die „Grobschnitt Acoustic Party“-Tournee wurde 2020 durch die COVID-19-Pandemie unterbrochen, doch aktuell und pünktlich zum Erscheinen des akustischen Albums ist man wieder live unterwegs.

Das vorliegende Studioalbum gibt mit 13 Songs in abendfüllenden 74 Minuten einen Eindruck davon, was einen bei den Konzerten erwartet und wie die Band ihre floydesken und psychedelischen Klänge in akustischer Trio-Besetzung umzusetzen vermag. Wildschweins Vocals, drei Gitarren und Nukis Percussion-Elemente erzeugen einen Sound, der die komplexen Kompositionen, die oft von ausschweifenden Improvisationen gelebt haben, auf das Wesentliche reduziert.

Die Albumlänge sagt es schon aus: Natürlich muss kein Fan auf die beliebten Longtracks verzichten. Die beliebte Hymne „Vater Schmidt’s Wandertag“ darf natürlich in fast elf Minuten ausgiebig begangen werden.  Alle Studio-Alben aus der Zeit von 1972 bis 1987 sind mit je ein bis zwei Nummern vertreten – von „Wonderful Music“ vom 1972er-Debüt über deutsch gesungene Titel von „Jumbo“ (1976) oder „Anywhere“ vom Konzept-Klassiker „Rockpommel’s Land“ (1977) bis hin zu „Der Weg nach Haus“ vom bisher letzten Studioalbum „Fantasten“ (1987). Aber auch so bekannte Longplayer-Songperlen wie „Drummers Dream“ (1974) und „Könige der Welt“ (1984) fehlen nicht.

Es ist erstaunlich, wie die ehemals für die große Bühne konzipierten Songs auch in diesem intimen Rahmen funktionieren. Das Trio versteht es bestens, den Geist von Grobschnitt am Leben zu erhalten ohne wieder in die instrumentale Superlative zu verfallen. Verschnörkelte Gitarrenmelodien reichen vollkommen aus, um den progressiven Grundton durchgehend zu treffen. Und „Anywhere“ ist einfach in jeder möglichen Version eine Perle.

„Eigentlich hatten wir überhaupt nicht geplant, ein akustisches Studioalbum aufzunehmen. Vielmehr wollten wir in bester Grobschnitt-Tradition ein Akustik-Livealbum veröffentlichen. Aufgrund der Pandemie und der damit auf unbestimmte Zeit verordneten Konzertpause, haben wir uns dann aber für die Studiovariante entschieden“, sagt Lupo. Klar hätten die Fans auch ein Livealbum gefeiert. So ist es halt ein Studiowerk geworden, dass perfekt auf die kommenden Konzerttermine einstimmt.

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