Das Musical Evita im Opernhaus Bonn
Argentinien in den 50er Jahren. An der Macht Juan Perón, der mit seiner Diktatur versucht, das durch Kapitalismus und Kommunismus gespaltene Volk zu vereinen und neu aufzubauen. An seiner Seite Eva Perón, die ihn zu seinem politischen Erfolg verhilft und sich selbst als einer der ersten Frauen öffentlich in der argentinischen Politik inszeniert.
Als uneheliche Tochter, wird die geborene Eva Duarte von ihren bürgerlichen Verwandten abgelehnt und entwickelt schon in jungen Jahren eine Abneigung gegen die wohlhabende Klasse. Durch den Musiker Magali schafft sie es aus ihrem Heimatdorf auszubrechen und in die Großstadt Buenos Aires zu kommen. Trotz hoher Wahrscheinlichkeit dort zu scheitern, erklimmt Eva die Karriereleiter mit Biss und Ehrgeiz. Erst als Model, dann beim Radio und zu guter Letzt als Filmschauspielerin. Der Wille Jemand zu werden, bringt sie soweit dass sie eines Tages den Politiker Juan Perón begegnet und auch ihn in ihren Bann zieht. Kritisch beäugt wird sie von Ché, der Evita als eine egozentrische Selbstdarstellerin wahrnimmt, anstatt einer Heiligen, die das argentinischen Volk rettet.
Erstmals aufgeführt wurde das Musical Evita 1978 in London. Entstanden durch die Zusammenarbeit von Tim Rice, der die Texte schrieb und Andrew Lloyd Webber, der die Musik komponierte. Nun ist es soweit, dass die Geschichte der Eva Perón alias Evita auch ihren Weg ins Bonner Opernhaus findet. Ins Deutsche übersetzt von Michael Kunze. Verkörpert wird Evita von Bettina Mönch, die bereits in Musicals wie Aida, Les Miserablés oder Shrek zu bewundern war. Mit einer starken Stimme und einem Talent für Wandelbarkeit nimmt sie die Zuschauer für sich ein. So wird sie von einem brünetten eher unscheinbaren Mädchen, zu einem blonden Shootingstar in Glanz und Glamour und von da aus zu einer selbstgefälligen Herrscherfigur.
An dieser Stelle sind auch die Kostüme zu loben, die die Rolle der Evita ganz nach dem Motto: „Hands! Magic! Rings! Glamour! Face! Diamonds! Excitement! Image!“ in Szene setzen. Da Mode ein wichtiger Bestandteil der Rolle ist, wird hier nicht an Kreativität gespart. Spätestens beim Anblick des glitzernden Märchenkleides, verfällt jeder der Kunst des Designers. Neben den aufwendigen Kostümen ist das Bühnenbild vergleichsweise einfach gehalten. Allerdings genau passend. Besonders schön ist, dass die Band nicht im Orchestergraben versinkt, wie bei anderen Produktionen, sondern auf der Bühne rechts und links zusehen ist.
Die Rolle des Revolutionärs Ché wird von David Jakobs gespielt, der bereits Bühnenerfahrungen im Pina Bausch Theater, in Hair oder Jesus Christ Superstar sammelte. Jakobs wirkt auf der Bühne schauspielerisch und gesanglich grandios. Man möge meinen, sein Gesang übertrumpfe sogar den, der Hauptdarstellerin. Sein dynamisches Spiel und der Sympathiebonus seiner Rolle formen den Darsteller zum Publikumsliebling.
Das Ensemble, stellt den Klassenkampf dar. So verkörpert es zum einen den hochnäsigen Adel und zum anderen die frustrierte Arbeiterschaft, die nach Hilfe sucht. Und auch Kinder schaffen es auf die Bühne, in einem Engelchor singen sie „Santa Evita“. Wirklich kitschig, aber doch passend. Man möge fast sagen, es sei herzerwärmend.
Dieses Musical ist zum Einen darstellerisch sehenswert und zum Anderen regt es dazu an, sich mit dem geschichtlichen Aspekt weiter zu befassen. Es erwartet einen ein glamouröser Abend, der auch für Studenten erschwinglich ist, da dieses Musical im Vergleich zu anderen Produktionen wirklich preiswert ist, was aber keineswegs mit der Qualität des Stückes zutun hat.