Wer AOR sagt, muss auch JOURNEY sagen
Seit fast 50 Jahren sind Journey eine Institution und der Inbegriff des AOR (Adult Oriented Rock). Damit standen sie in direkter Nachfolge von Bands wie Sweet und Slade – und bis heute hat sich an der melodisch rockigen Ausrichtung nichts geändert. Dabei hatten Journey durchaus auch schlechte Tage. 1987 gab es eine erste Auflösung der Band und 1996 die Reunion, wieder mit dem großen Steve Perry am Mikro. Doch schon nach kurzer Zeit wurde Perry aufgrund eines Verletzungsausfalls durch Steve Augeri ersetzt. Auch große Vocals sind ersetzbar. Und seit 2007 macht Frontmann Arnel Pineda – ein philippinischer Sänger und Songwriter – den Job in herausragend guter Manier.
„Freedom“ heißt das neue Werk nach elf Jahren Wartezeit und es schaffte mit Platz 7 den höchsten Einstieg in die deutschen Albumcharts, den Journey je hatten. Natürlich sind die Verkaufszahlen nicht mit den goldenen 80ern vergleichbar, doch ein Achtungserfolg ist es allemal. Und das Album hat es absolut verdient. Wer Steve Perry und „Wheel In The Sky“ oder „Don’t Stop Believin'“ hinterher weint, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen. Aber man kann ihm nur raten, dem neuen Album ein Ohr zu gönnen. Denn hier sind alle Journey-Qualitäten der jahrzehntelangen Karriere vereint.
Natürlich hält vor allem Gitarrist Neal Schon den Laden zusammen und liefert beeindruckende Gitarrensoli in altbekannter Manier. Da geht jedem Rockfan das Herz auf – versprochen. Mag sein, dass manchem Fan die Inflation an Balladen sauer aufstößt, aber Pineda hat einfach die Stimme dazu. Und seien wir ehrlich: lange ruhige Titel wie „Don’t Give Up On Us“ und „Still Believe In Love“ treffen auch rührselige Männer in den 50ern, nachdem sie zu „Together We Run“ ordentlich abgerockt haben.
Eine Hymne wie „You Got The Best Of Me“ könnte man sich durchaus im modernen Radioformat vorstellen, wenn die Redakteure das Kapitel Journey nicht irgendwann Anfang der 80er abgeschlossen hätten. Die 15 Songs in epischen 73 Minuten kommen sehr abwechslungsreich aus den Boxen. Die Songs knacken meist die fünf Minuten, doch auf eine Single will man trotzdem nicht verzichten. Dabei geht es bei „Let It Rain“ nicht um Eingängigkeit, sondern um den Beweis starker Gitarrenarbeit zu AOR-Vocals.
Klar ist „Freedom“ eine Reise in die Vergangenheit. Doch diese ist sehr gelungen und sollte auch junge Freunde gepflegter Rockmusik begeistern. Man höre sich nur den Siebenminüter „Beautiful As You Are“ zum Abschluss an: Filigran arrangiert und wunderschön aus der Hüfte geschossen. Pinedas hoher Tenor bereitet den Einstieg, dann starten die hymnischen Gitarren und alles wird gut. Diese Reise kann gerne noch weiter gehen!
Freedom tracklisting
Together We Run
Don’t Give Up On Us
Still Believe In Love
You Got The Best Of Me
Live To Love Again
The Way We Used To Be
Come Away With Me
After Glow
Let It Rain
Holdin On
All Day and All Night
Don’t Go
United We Stand
Life Rolls On
Beautiful As You Are