Eine ganz persönliche Hommage an das Phänomen ABBA

Über ABBA sind schon unzählige Bücher geschrieben worden – immerhin genießt die schwedische Pop-Band Kultstatus und hat sich mit ihrem überraschenden Comeback vor drei Jahren auch wieder in die Schlagzeilen gebracht. Wenn Journalistin und Gag-Schreiberin Sabine Bode sich den vier Vorzeige-Schweden widmet, kann man allerdings sicher sein, dass hier nicht nur mehr oder weniger interessante Fakten geliefert werden, sondern durchaus auch die Lachmuskeln gefordert sind.

Vor allem, wie bereits im Titel deutlich wird, ist „Ich will aber Agnetha sein!“ ein sehr persönliches Buch. Die Autorin selbst war erst vier Jahre alt, als ABBA den Grand Prix mit Waterloo gewannen, und kann sich daran natürlich nicht aktiv erinnern. Aber sie hatte ihr ganz eigenes Aha-Erlebnis  bei einem Sommerfest des Krankenhauses, in dem sie aufgrund eines Hüftschadens Monate ihrer Kindheit verbrachte. Die engagierte Darbietung von „Mamma Mia“ durch eine 10jährige begeisterte sie nicht nur musikalisch sondern brachte ihr auch ein Stück Lebensfreude und Optimismus zurück. Im Laufe ihres Lebens war ihre Beziehung zu ABBA dann von Höhen und Tiefen geprägt, an denen sie den Leser teilhaben lässt. 

Nicht nur persönliche Erfahrungen werden hier verarbeitet, sondern das Phänomen ABBA dient Sabine Bode auch dazu, sich mit allgemeinen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. So beschäftigt sie sich am Beispiel von Agnetha mit dem Klischee der hübschen Blondine und der Unsitte, Frauen nach Haarfarben zu sortieren, und sie hinterfragt den Scandic-Tick der Deutschen, die Schweden trotz der hohen Kriminalitätsrate immer noch als Bullerbü-Idyll wahrnehmen.

Die Autorin offenbart sehr fundiertes musikalisches Wissen, wenn sie den Lesern unterschätzte Songperlen wie „If It Wasn’t For The Nights“, „I Wonder“ und „The Day before You Came“ nahe bringt. Auch wenn sie sich weigert, das Mysterium des ABBA-Sounds irgendwie technisch erklärt zu bekommen, so beschäftigt sie sich doch sehr detailliert mit melodischen Feinheiten, Arrangements und den Texten, die teilweise regelrecht zerpflückt werden. 

Insgesamt macht die Mischung aus neu erzählten Fakten, scharfzüngigen Analysen und humorvoll geschilderten eigenen Erlebnissen die Lektüre zu einem recht unterhaltsamen Vergnügen. 

„Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, das ich selber gerne lesen würde und in dieser Art noch nicht gefunden habe.“ So beschreibt die Sabine Bode im Intro ihre Motivation zu diesem Buch. Ich denke, ihr ist mit dieser persönlichen Hommage an ABBA etwas gelungen, was viele Menschen gerne lesen werden. Und dazu muss man noch nicht mal unbedingt ein großer ABBA -Fan sein!