Die volle Montur – Fischer & Jung luden zur „Ladies Night“
Eigentlich war „Ladies Night“ in der Tufa Trier, doch es hatten sich auch einige Männer eingefunden, als gestern die Truppe Fischer & Jung ihr Theaterstück aufführte. Weltweit bekannt wurde der Stoff dieser „Enthüllungskomödie“ der beiden Neuseeländer Stephen Sinclair und Anthony McCarten durch den Oscar-prämierten Film „Ganz oder gar nicht – The Full Monty“. Wer also diesen im Arbeitermilieu des britischen Sheffield spielenden Film gesehen hat, dem wird die nach Deutschland verlegte Handlung recht bekannt vorkommen.
Hier heißen die Protagonisten Herbert, Kalle und Norbert. Die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, sind die gleichen: Arbeitslosigkeit, Geldnöte und private Sorgen. Norbert ist seit einem halben Jahr arbeitslos, spielt seiner Frau aber vor, dass er täglich ins Büro verschwindet. Kalle kann den Unterhalt für seinen Sohn nicht zahlen und droht das Sorgerecht zu verlieren. Herbert nimmt so ziemlich jeden Job an und ärgert sich, dass seine Frau Geld für die Chippendales bezahlt. Daraus entsteht die Idee, selbst als Stripper tätig zu werden, und die Komödie nimmt ihren Lauf.
Die Schauspieler sind in erster Linie lupenreine Comedians und zeigen ordentlich Improvisationstalent. Es darf also ruhig mal etwas schief laufen und prompt wird darauf reagiert. Norbert fiel beispielsweise aus seiner Rolle, als eine Dame in Reihe 3 den ersten Strip-Versuch mit ihrem Handy filmte: „Wenn du das nochmal machst, kommst du zum nächsten Strip auf die Bühne.“ Und dann, zu den Mitspielern gewandt: „Jetzt habe ich zur Wand gesprochen.“
So nahm das Geschehen seinen Lauf und das Publikum war schnell mittendrin. Der Stoff gibt einiges her. Zunächst die offene Gesellschaftskritik, die jeder nachvollziehen kann, dann die geniale Unbeholfenheit in der Problemlösung. Strippen kann ja nicht so schwer sein – und jeder lotet seine persönliche Grenze aus.
Das Bühnenbild wurde mit einfachsten Mitteln geschaffen. Die Toilette in der Stammkneipe (inklusive Klofrau Antje) und die Waschküche zuhause. Mehr brauchte man nicht. In Schwung kam das Ganze, als die ersten weiteren Bewerber aufs Parkett traten. Der schwule Kevin, der sich mit einer Szene aus „Romeo und Julia“ und einer „Atemlos“-Choreografie in die Herzen der Zuschauer spielte, die Strip-Truppe aber vor allem durch sein „Riesending“ überzeugte. Dann The Rock als wirklich begnadeter Tänzer im Afro-Look, der auch als einziger einen ansehnlichen Körper aufzuweisen hatte.
Die Charaktere waren hervorragend getroffen und ließen über so manchen Texthänger und ein paar Ungereimtheiten im Bühnengeschehen hinweg sehen. Nach 85 Minuten war Pause und einige (vor allem weibliche) Zuschauer brauchten diese auch, um sich von ihrem Lachflash zu erholen.
Nach der Pause war es Zeit für den ersten Probeauftritt der Fünf – und man war wieder mittendrin. Die Klofrau hatte sich inzwischen zur Trainerin gemausert und man wurde immer wieder mit den persönlichen Unzulänglichkeiten konfrontiert, wenn Herbert beispielsweise per Frischhaltefolie den Bierbauch eindämmen wollte und Kalle eine Penispumpe zur Verlängerung ausprobierte. Zum Brüllen komische Situationskomik führte das Stück über knapp 2,5 Stunden Gesamtlänge bis hin zum großen Finale. Begleitet von Musikstücken, die vor allem aus den guten 80ern stammten, gab es eine Mischung aus Tanzeinlagen und fantastischen Dialogen. Der große Auftritt geschah zu „Sexbomb“ und die ausverkaufte Tufa konnte das perfekte Publikum stellen. Ein erwartungsfrohes Stimmengewirr vom Band hätte man wirklich nicht gebraucht.
Standing Ovations überredeten die Fünfer-Truppe zu einer Zugabe. Der Klassiker „Lady Marmelade“ war jetzt noch dran. Und vermutlich wird die Tufa Trier im Herbst wieder zum Bersten voll sein, wenn Guido Fischer und Björn Jung ihre Theatergruppe erneut zur „Ladies Night“ nach Trier führen. Karten für die Aufführung am 4. Oktober gehen demnächst in den Vorverkauf.