Von fliegenden Träumen und bleibenden Erinnerungen

In Europa segelt die Gruppe aus Manchester noch immer weitestgehend unter dem Radar der breiten öffentlichen Wahrnehmung, während in UK die Chartspitze schon lange gepachtet ist. Die erste größere Aufmerksamkeit erhielten Elbow 2005 mit dem Album  „Leaders Of The Free World“. Es folgte drei Jahre später „The Seldom Seen Kid“ und damit der musikalische Durchbruch des Quintetts um den trunkenen Melancholiker Guy Garvey. Elbow spielten als Support von R.E.M., U2 oder Coldplay und empfahlen sich hier nochmals einem größeren Publikum.

Was spannend ist bei „Flying Dream 1“: Das Album enthält kurz vor Schluss einen Track mit dem Titel „The Seldom Seen Kid“. Die Erinnerungen an ihren 2006 verstorbenen engen Freund, den Musiker Bryan Glancy. hängen also immer noch hoch. Er ist nämlich mit der Bezeichnung des „selten gesehenen Kindes“ gemeint. Und die Melancholie des Albums ist in dem Song noch immer greifbar. Doch auch die übrigen Tracks wirken sehr losgelöst und schwebend. Wer nach dem Albumtitel und dem gleichnamigen Eröffnungssong ein sanftes, ruhiges Album erwartet, wird nicht enttäuscht.

Elbow bleiben  eine seltsame eigenständige Band im ganzen Britpop-Geschehen, mit ihrem ganz eigenen Sound aus E-Pianoklängen, weinerlichen Gitarren und sphärischer Weltfremdheit. Schmerz und Trauerarbeit werden seit jeher in musikalische Kleinode packt, die mal laut nach uneingeschränkter Aufmerksamkeit rufen und andererseits in kammermusikalischer Manier introvertiert an sich selbst arbeiten. Seit vielen Jahren bekommen die Hörer vor allem poetische Texte und melancholische Melodien. Dieses Konzept haben Guy Garvey und seine Mitstreiter mal wieder auf die Spitze getrieben.

Das Album ist in kompletter Länge genial und bei mir machte sich nach mehrmaligem Anhören ein zunehmend wohliges Gefühl breit. Diese Band macht handgemachte Popmusik, manchmal wollen sie rocken, doch sie sind irgendwie immer traurig, auch romantisch, ehrlich und bodenständig. Mit dieser Musik kann man sich zuhause fühlen, vor allem wenn man die ruhigen Klänge anderer britischer Größen wie Peter Gabriel, Marillion oder Coldplay liebt. Elbow haben (mal wieder) etwas ganz Großes geschaffen.

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