Klaus Hoffmann: Septemberherz, Oktobermond, Novembermorgen

Eine Ode an den Herbst hat Klaus Hoffmann da mit „Septemberherz“ verfasst. Und mit Schrecken muss man feststellen, dass auch der ewig junge Berliner langsam aber sicher auf die 70 zugeht und wie seine großen Liedermacher-Kollegen in den Herbst des Lebens eintritt.

Und was ist es für ein schönes, berührendes, melancholisches Album, das uns der Chansonier da beschert. Berlin, Charlottenburg, Westend – hier entstanden die ersten Lieder, liegen des Sängers Wurzeln, hierher kommt er oft und kehrt nun sogar mit neuen Liedern zurück. In der Wilmersdorfer Straße in Holger Schwarks A-Trane Studio nahm er 15 wunderbare Chansons mit den Musikern Hawo Bleich (Keyboard, Klavier und Streicherarrangement), Micha Brandt und Jo Gehlmann (Gitarren), Stephan Genze (Drums) auf. Aus der Schweiz spielte Peter Keiser seinen Bass dazu, die Bläser kamen von den Kick Horns aus London. Erstmalig arrangierte Conrad Oleak die Streicher einiger Lieder.

Auch das neue Album bietet eine eigene musikalische Mixtur aus Pop, Jazz und akustischem Folk. Nachzuhören in dem jazzig-relaxten Titelsong, einem Lied, das ganz wundervoll die musikalische Stimmung von Hoffmanns deutscher Version des Michel Legrand Klassikers „Windmills of your Mind“ (aus dem Film „The Thomas Crown Affair“) aufnimmt: „Wie sich Flügel dreh’n im Wind“.

Seine Haltung hat der Sänger seit seinem ersten Album nach außen getragen. Daher ist es nicht außergewöhnlich, wenn Hoffmanns Werben für Menschlichkeit und gegen Ausgrenzung sich auch auf dem aktuellen Album wiederfindet und sich in wohltuend, hoffnungsvollen Liedern wie „Ich glaube“, „Was sie trugen“ und „Basta“ widerspiegelt. Gemeinsam mit seiner Tochter singt er das wundervolle Duett „Asi est la vida“.

Die Liebe zu Berlin ist immer ein Thema („Ich kenne dich“) – nicht umsonst erhielt der Liedermacher vor einem Jahr den Verdienstorden des Landes Berlin für sein Engagement für die Stadt. Aber auch der frankophile Einschlag spielt eine große Rolle im Lebenswerk. Ohne Corona wäre Hoffmann zurzeit mit einem Programm aus Songs des Belgiers Jacques Brel unterwegs. Für das tröstlich-melancholische „Und ich weiß nicht, ob’s vorbei ist“ textete Hoffmann die Brel-esquen Zeilen „Ich könnte heute sterben, doch ich liebe noch so sehr. Und im Kopf schneit’s kleine Scherben und das Leben wiegt so schwer“.

„Septemberherz“ ist ein magisches Album voller kleiner und großer Impulse, wehmütig und pathetisch. Gitarre, Piano oder orchestrale Arrangements – Klaus Hoffmann gibt seinen Texten den Raum, den sie brauchen, und erreicht direkt das Herz seiner Hörer, egal ob es im Mai, im September oder im November verhaftet ist.