Fee. lässt uns die „Nachluft“ im Bigband-Gewand schnuppern

Vor einem Jahr erschien mit „Nachtluft“ das zweite Album der gebürtigen Marburgerin Felicitas Mietz, die sich als Künstlerin den Namen Fee. gegeben hat. Vor ihrer Solokarriere war sie bei der Popband Neon aktiv, doch mit ihren eigenen Alben wird deutlich, dass sie niemals nur das hübsche Aushängeschild der Musikindustrie sein konnte. Mit den akustischen Stücken und als Songwriterin ihrer eigenen Musik zeigte sich ihre wahre Größe.

Dazu braucht es im Prinzip nicht mehr als eine Gitarre, doch in „Nachtluft“ steckt noch viel mehr. Das zeigt sich jetzt in den Liveversionen, die Fee. mit der hr-Bigband nach feinsinnigen Arrangements von Rainer Tempel eingespielt hat. Neun der zehn Albumsongs sind vertreten. Nur den Song „Utopie“ hat sie weggelassen. Mag sein, dass der Sprechgesang nicht zum breiten Bandformat gepasst hat.

Jedenfalls sind die 36 Liveminuten vollgepackt mit Überraschungen. Schon der Opener „Chérie“ zeigt, dass Fee. sich bestens gegen den Bläsersound durchsetzen kann. „Dein Haus ist umstellt“ erklingt wundervoll melancholisch und filigran. „Elixier“ hat sich sein Rapgewand bewahrt und wirkt überaus modern. „Straßburger Straße“ ist dezent instrumentiert absolut atmosphärisch. „Landebahn“ gewinnt enorm durch den verspielten Jazz-Stil.

Dieser Release setzt dem Studioalbum auf jeden Fall noch einen drauf und führt Felicitas‘ Musik auf eine neue Ebene. Dass dies zustande kam, ist tatsächlich der Pandemie zu verdanken:

Zur Unterstützung jungen lokaler Talente in der Corona-Zeit hatte das hr-Bigband-Management die Reihe „Act Local – Fokus Rhein-Main“ ins Leben gerufen, um Jazz-Solisten und Solistinnen mit Live-Streams aus dem Sendesaal eine Plattform zu bieten. Für die Folge 4 wartete hr-Bigband-Manager Olaf Stötzler mit einer Überraschung auf und lud Fee. ein. Rainer Tempel, der als Pianist schon mit Jazz-Größen wie Nils Landgren und Nils Wogram aufgetreten ist und zudem viel Bigband-Erfahrung hat, wurde als durchaus auch Pop-affiner Musiker, der schon mal das Orchester des ABBA-Musicals „Mamma Mia““in Stuttgart dirigierte, mit den Arrangements betraut.

„Ich möchte eine Win-Win-Situation herstellen, sonst bräuchte Fee. die Bigband nicht und die Bigband könnte ihr eigenes Repertoire spielen. Denn ihre Musik ist aus gutem Grund wie sie ist, es würde mir also nicht genügen, da einfach noch siebzehn andere Musiker mitspielen zu lassen. Das ist also meine Aufgabe: um Fee. herum etwas zu errichten, das da schon immer hätte sein können und nun möglich wird“, erklärte der Tübinger seinen Ansatz, den er konsequent ausführte. „Ich kann mich in den Klangwelten dieser Arrangements verlieren und mich in die Songs fallen lassen“, ergänzte die Künstlerin. „Ich habe gesehen, wie viel Potenzial in meinen Songs steckt, wie anders sie klingen können und was das für neue Gefühle beim Hören oder Singen wecken kann. Daran kann ich als Musikerin und Songschreiberin sehr wachsen.“

Im Januar 2021 wurde dann das „Act Local – Fokus Rhein-Main“ mit Fee. und der hr-Bigband live aus dem hr-Sendesaal gestreamt und anschließend mehrfach in Funk und Fernsehen gesendet. „Die gesamte Arbeit mit der Bigband war für mich ziemlich magisch“, sagt Felicitas. Schon früh in der Zusammenarbeit spürte sie, dass hier etwas Großes am Entstehen war. Und wieder konnte sie sich auf ihre Intuition verlassen, als sie spontan beschloss, dass es hiervon ein Live-Album geben muss.