Hörsturz in der Essigfabrik – Jack and Jack live in Köln 2016
Es ist ein schöner Donnerstag. Sonnig und warm. Endlich hält der Frühling Einzug in die Domstadt: Ebenso wie die beiden Hip Hopper von Jack and Jack. Die geben am heutigen Tage ein Konzert in der Kölner Essigfabrik und man darf jetzt schon verraten, dass dies eine Hysterie wie einst bei den Backstreet Boys oder N*Sync auslösen wird. Aber mal auf Anfang.
Bei der Ankunft der Bahn am Poller Kirchweg traut man seinen Augen beim Blick aus der Bahn nicht: Mädchen über Mädchen. Die Schlange ist gefühlte 2 Kilometer lang, so viele Menschen kann man sich in der Essigfabrik gar nicht vorstellen. Es wird gesungen und gekreischt, und das obwohl hier noch nicht mal jemand steht für den es sich lohnen würde seine Stimmbänder zu strapazieren. Dank des Pressevorteils schwebt man förmlich an der Masse vorbei und darf gleich rein. An der Türe bekommt man noch mit, dass Mädels bei Mama anrufen müssen die dem Türsteher dann sagt, dass sie das Konzert besuchen dürfen. Baujahr 1988: Check. Und ab in die Halle, den Support begutachten
Diesen übernimmt auf vier Terminen der deutsche Singer / Songwriter Chris Brenner. Brenner kommt mit seiner charismatischen Art bestens beim im Schnitt 15-jährigen Publikum, an und haut mit seiner Gitarre einen Song nach dem anderen raus. Natürlich ist von denen jeder auch schöner und herzzerreißender als der letzte. Die Essigfabrik singt und summt, applaudiert und schmilzt vor sich dahin. Als Brenner aufgefordert wird sich auszuziehen und zunächst nur verlegen in die pubertäre Menge schaut, reißt er sich letztendlich doch die Jacke vom Leib. Nicht ganz zur Zufriedenheit seines Publikums trägt er hierunter noch ein Shirt. Aber alles in allem gefällt der Menge was wie sieht. Und somit kommen wir nun auch zum Höhepunkt des Abends.
Licht aus, Oropax rein, Massenhysterie in Frequenzen und Lautstärken ungeahnter Ausmaße an: Jack and Jack betreten die Bühne und legen mit dem Song „Flights“ gleich richtig los. Das einzige was hier neben der Musik zu hören ist, sind die ohrenbetäubenden Schreie der Mädchen die einen umzingelt haben. Nachfolgende Songs, wie beispielsweise „Wild Life“, „California“ oder auch der Klassiker „Tides“, werden von der Menge dankend angenommen und mit Textsicherheit und Hochzeitsblicken bedacht. Doch Musik ist nicht alles was die beiden Herzensbrecher können: Zwischendurch führen sie immer wieder kleine Sketche auf, welche die Fans auch sehr amüsieren. Ein Highlight der beiden Überflieger aus Omaha ist das Cover des Welthits „How Deep Is Your Love“ der legendären Bee Gees. Die Stimmung ist, wie zu erwarten war, stets am Zenit. Beendet wird das Konzert mit „Like That“ und Jack und Jack verlassen sichtlich glücklich die Bühne.
Aus der Halle raus gekommen eröffnet sich einem dann genau das Bild, welches man erwartet hat: Aufgelöste Teenies mit dem Handy am Ohr, ständig fragend: “Mama, Mama, Mama…“. Mütter und Väter deren Augen mit Hoffnung gefüllt sind die eigene Tochter zu finden. Es ist ein wenig wie beim Untergang der Titanic, nur lustiger.