SAGA in der Stadthalle Bitburg: Zwischen Classic Rock und Prog – 7.3.2020

Nachdem es Anfang 2017 sehr konkrete Auflösungsgerüchte gab, haben SAGA in der Folge einfach weitergemacht, als sei nichts gewesen. Sowohl 2018 als auch 2019 fanden einzelne Konzerte statt und im Jahr 2020 geht es auf die sehr ausgedehnte „Out Of The Shadows“ World Tour, die SAGA auch in die Stadthalle nach Bitburg führte. Es sind vielleicht nicht die größten Locations – doch auf die Band wartet auch nach vier Jahrzehnten ein begeisterungsfähiges Publikum.

Ursprünglich war gar geplant, dass nachmittags in Bitburg ein Fanmeeting stattfindet, bei dem sich Mitglieder der Facebook-Fangruppe mit der Band treffen und austauschen können. Leider wurde dies wegen der Corona-Gefahr abgesagt. Man wollte aufgrund der vielen bevorstehenden Konzerttermine kein Risiko eingehen. Schade zwar, aber verständlich. Schließlich steckt auch ein finanzielles Risiko hinter einem solchen Vorgehen.

Das Konzert fand jedenfalls statt und war ein voller Erfolg. Kurz nach 20 Uhr standen SAGA schon auf der Bühne und boten der prall gefüllten Stadthalle ein zweistündiges Konzert der Extraklasse. Ich sah SAGA nicht zum ersten Mal und fand es gut, dass sie sich nicht auf das Wiederkäuen alter Hits beschränkten, die sie zum Teil schon 1982 in der Setlist hatten, sondern durchaus aktuelle Stücke spielten und dabei auch ungewöhnliche Songs dabei hatten, die mehr Progressive Rock als Classic Rock waren.

Das Publikum (zum Teil Ü40, hauptsächlich Ü50) nahm dieses Vorgehen sehr wohlwollend, bisweilen gar enthusiastisch auf. SAGA durften sich wie zuhause fühlen. Der Set startete mit „Out Of The Shadows“ vom 85er Album „Behaviour“, ihrem chartmäßig nach „Worlds Apart“ größtem Erfolg in Deutschland. So konnte es weitergehen. „Cat Walk“ und „Framed“ zeigten, dass die 80er hier auch mit den nicht so bekannten Stücken perfekt weiterleben. Mit „Mind Over Matter“ und „On The Other Side“ ging es dann gekonnt in die 90er und 2000er Jahre. Diese bunte Mischung machte definitiv Lust auf mehr.

Zunächst aber sollte „You’re Not Alone“ die Menge zum Kochen bringen. SAGA und ihr Fronter Michael Sadler haben es noch drauf. Da sind die alten Recken Sadler, Gilmour und Ian Chrichton auf der Bühne, unterstützt von ihren jungen Kollegen Michael Thorne und Dusty Chesterfield an Schlagzeug, Bass und Keyboard. Besonders stark aber wurde es, wenn Sadler selbst in die Tasten griff und beispielsweise mit „Conversations“ ein instrumentales Highlight zu Gehör brachte, das Progfans zum Ausrasten bringen konnte.

„Trust“ und „On The Loose“ wirkten ebenso stark. Mit „No Stranger“, einem der berühmten „Chapter“, gab es auf der LCD Leinwand im Hintergrund Fotos von CD Covern und alte Zeitungsausschnitte. Der nostalgische Effekt kam nie zu kurz – und Titel wie „Careful Where You Step“ taten ihr Übriges dazu.

Michael bezeichnete Deutschland im Allgemeinen und die Bitburger im Besonderen als „seine Familie“ und wurde dafür bejubelt. Immerhin hat er lange Zeit im Saarland gelebt und unlängst mit dem regionalen Matador Frank Rohles eine CD aufgenommen. Die Bezüge zum Südwesten Deutschlands sind also durchaus vorhanden.

Um der restlichen Band eine kurze Auszeit zu gönnen, gab es ein langes Drum Solo. Dann ging es mit den prägnanten Keyboardklängen von „Ice Nice“ weiter. „Amnesia“ kombinierte den aktuellen Gesang mit einem Video der frühen SAGA – ein schöner Effekt. „Scratching The Surface“ sang Jim Gilmour mit hoher Stimme und der „Humble Stance“ führte zu Verzückungen im Publikum. Als zum Abschluss des regulären Sets „Don’t Be Late (Chapter 2“ erklang, gab es schon Sprechchöre der Zuschauer, als man nur den bekannten Rhythmus zum Start des Songs hörte. Ein genialer Moment zum Abschluss eines herausragenden Konzerts.

Mit „I’m Back“ und „Wind Him Up“ endete ein fulminanter Abend. SAGA haben eine drahtige und solide Show geboten – weit entfernt von ihren Best-of-Konzerten der Vergangenheit. So kann es noch lange weitergehen. 40 Jahre? Ein Klacks.