The Human League: eine sehr britische Synthesizer-Gruppe
Denkt man an The Human League, hat man als Kind der 80er Jahre sicher noch den Synthie-Sound von „Being Boiled“ im Kopf, inklusive dieser seltsam unharmonischen Gesangseinlage, die so roboterhaft emotionslos erklang. Und natürlich „Don’t You Want Me“, das bis heute noch den New Wave Sound ins Radio rettet. Fünf Jahre später gab es „Human“, das deutlich harmonischer und melodischer aus den Boxen tönte.
Die Wegbereiter der elektronischen Popmusik haben einige Besetzungswechsel erlebt – und existieren bis heute in gänzlich anderer Besetzung als noch zu Anfangszeiten. Vier Jahrzehnten bedeuten: Disco und New Romantic, gesampelte Klänge, Remix-Versionen der eigenen Stücke. Heute sind The Human League als Trio mit Phil Oakey, Susan Ann Sulley und Joanne Catherall weiterhin zumindest live unterwegs.
Als Gruppe haben The Human League Millionen von Alben verkauft, zwei Künstlergenerationen begeistert und beeinflusst, Nummer 1-Hits in ganz Europa und den Vereinigten Staaten gefeiert und einige absolute Klassiker der Popmusik geschrieben – gleichzeitig waren sie vollkommen eigenständig.
Ihr ehemaliger Manager Bob Last hat die bisher beste Beschreibung von The Human League abgegeben: „Popmusik ist eine Art Blitzableiter für alles, was gerade passiert, und richtig aufregende und spannende Popmusik übertrifft darin alles andere: Film, Bücher und Fernsehen. Es sind diese magischen Momente, wenn die Musik etwas aus der Luft herausgreift – aus dem Leben der Menschen und aus ihren Gedanken – und es bündelt und konzentriert. Das leistet Popmusik, wenn sie richtig gut ist und The Human League haben das geschafft.”
„A Very British Synthesizer Group“ ist eine 4-Disc „Sound and Vision“-Anthology mit allen Hits sowie bisher unveröffentlichten Demos und Edits. Sie umfasst die gesamte Bandgeschichte – von der frühesten Inkarnation bis zu dem Phänomen „Dare“ und allem, was folgte: der unfassbar erfolgreiche Richtungswechsel und die Zusammenarbeit mit Jimmy Jam und Terry Lewis, die Rückeroberung ihres Standings als fantastische Liveband und die Veröffentlichung des glamourösen Robot-Popalbums „Credo 2011“.
Zur Review liegt mir das normale Doppel-Album mit 30 Songs vor, das alle Hitsingles und sieben bisher unveröffentlichte Edits enthält. Als Anthologie auf jeden Fall ausreichend. Und mir hat es vor allem die Extended Version von „Human“ angetan. Wundervoll diese Zeit, als es noch unendlich lange Maxi-Versionen der Singles gab.