Milow erzählt von lebensechten Momenten – sein bisher bestes Album

Die Mitwirkung bei „Sing meinen Song“ ist definitiv beste Werbung für den Singer / Songwriter aus Belgien. Seit seinem Welthit vor zehn Jahren mit dem 50 Cent-Cover „Ayo Technology“ war er nicht mehr so stark in aller Munde. Er hat einfach ein Händchen dafür, Songs mit einer prägnanten Gitarrenmelodie zu versehen und daraus eingängige Ohrwürmer zu schaffen. So gewinnen auch bekannte Titel von Wincent Weiss, Johannes Oerding oder Michael Patrick Kelly an neuer Frische, wenn Milow den Straßenmusiker raushängen lässt.

Im Prinzip fährt er die gleiche Schiene wie Passenger, Ray Wilson oder gar Ed Sheeran: meine Gitarre, die Story und ich. Das neue Album „Lean Into Me“ führt diese Herangehensweise zur Perfektion. In den letzten Jahren hat Milow viel experimentiert und mit Songs wie „Howling At The Moon“ den Pop in den Vordergrund gestellt. Jetzt aber lässt er wieder den klassischen Folkrock ran. Das macht das Album zu einem äußerst gefühlvollen Werk. Einzelne Hits bleiben vielleicht aus – aber es ist der homogene Gesamtklang, der zählt. Ein klassisches Album also, das man einfach am Stück hören muss.

Dabei bietet Milow uns (wie der Titel schon sagt) eine Schulter zum Anlehnen. Wir sitzen mit ihm am Feuer, vielleicht am Strand, und er bietet Songs zum Mutmachen. Oft erzählt er aus dem eigenen Leben. Es sind die Worte eines guten Freundes. „Lay Your Worry Down“, das er gemeinsam mit Matt Simmons aufnahm, vertritt diese Devise: Du bist nicht allein mit deinen Sorgen. „Michael Jordan“ gibt intime Einblicke in Milows Jugend und das Verhältnis zu seinem früh verstorbenen Vater. „Houdini“ steht als Sinnbild für die Zeit der Suche und den jugendlichen Wunsch, aus dem Konventionellen auszubrechen.

Der langjährigen Freundin wird die Ballade „Laura’s Song“ gewidmet. Ein grandioses Lied voller Wehmut. Ebenso wie „She“, das die Liebe über alles stellt. Und „All The Lights“, das zugleich Intro wie Abschluss für das Album ist, spricht von Entschleunigung und Neuanfang. Was aber die Größe des Albums ausmacht: Während mir zu Beginn vor allem genannte Einzelgeschichten auffallen, wirkte schon beim zweiten Hören das Album als Ganzes. Egal ob ausgereifte Produktion, Fingerschnippen, zweistimmige Gesangspassagen oder voller Bandsound: Die Produktion ist dezent und durchdringend zugleich. Ich will mich anlehnen und zuhören – bis zum überschwänglichen Schlusspunkt, der sofort wieder ins Intro überführt.

Der momentanen Fernsehpräsenz ist es geschuldet, dass der geneigte Käufer (ohne dass dies auf dem Artwork groß beworben wird) zugleich ein Best-of-Album des Künstlers mitgeliefert bekommt. 12 Titel von „You Don’t Know“ über „Ayo Technology“ bis hin zu meinem All-time-Favourite „You Must Be Crazy“, die Milows Karriere bis in die Gegenwart perfekt zusammenfassen. Wer also den belgischen Songwriter jetzt erst entdeckt hat, kann sich hier ein feines Gesamtpaket mit Klassikern und den neuen Songs zulegen. Los geht’s!

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