Musik einer alten Seele

Der Albumtitel kann einem schon ein wenig Angst machen. Das Cover zeigt einen entfesselten Walfisch in einer Industrielandschaft. Klimakatastrophe, Umweltzerstörung, Pandemie – „Kein Land in Sicht“. Mit rockigen Klängen gibt der Titeltrack den Einstieg ins Album. Allemal ein Aha-Erlebnis, denn der Sound erinnert an deutsche Rockmusik alter Schule, die Stimme von Hans-Peter Junger an Wolfgang Niedecken.

Mit rauer Gitarrenmusik geht es weiter durch elf mitreißende Songs. Selbst angedeutete Balladen wie „Kein Tag für Helden“, „Flugverbot“ und „Sensation“ rocken ordentlich nach vorn. „Lass uns einfach existieren“ und „Tausend lange Nächte“ könnten sowohl textlich als auch musikalisch von Meister Lindenberg stammen.

JUNGER aus Österreich sehen sich selbst als Alternative-Rockband. Ihren Proberaum nennen sie „Walfischbauch“: „Im Walfischbauch fängt alles an“, sagt Junger, wenn er über seinen Kreativraum spricht. „Dort kann man, wie Jonas in der biblischen Geschichte man selbst sein und sich ganz auf sich konzentrieren. Alles was wir irgendwo aufgesaugt haben, bekommt da drinnen seine Form. Und am Ende wirst du dort wieder ausgespuckt, wo du hingehörst. Ob du das willst, oder nicht.“

JUNGER ist Ziel und Ergebnis einer langen Reise. Aufgebaut auf langjährige, intensive und sehr resiliente Beziehungen der Musiker. Der Sound ist erdig, die Gitarren bissig. Mit “Kein Land in Sicht” steht jetzt das Erstlingswerk von JUNGER in den Startlöchern, in welchem sich die vielen Jahre intensiver Arbeit mit großer Wucht und großen Gefühlen entladen. Musikalisch spannt die Band dabei einen weiten, schillernden und vor allem eigenständigen Bogen.

Der Sound wurde dabei bewusst ruppig und roh gehalten und führt vom ausgereizten High-End Perfektionismus der letzten Jahrzehnte zurück in die Garage. Wie Hans-Peter Junger sagt: „Unser Sound ist so raubeinig, wie wir inzwischen selbst schon geworden sind.“ Man hat das Gefühl einer alten Seele zuzuhören, wenn der Frontmann mit seiner kratzigen, rauchigen, whiskygeschwängerten Stimme Geschichten von der Liebe und vom Scheitern, von Leid und Leidenschaften vorträgt. Manche sagen, er könne mit seiner Stimme sogar Schiffe durch den Nebel leiten.

Die Musiker machen bereits seit den 90ern zusammen Musik. Da verwundern die hörbaren Einflüsse nicht. Jetzt also ein Debüt mit eigenen Stücken: Spät, aber nicht ZU spät. Der raue Sound und Jungers Charisma an den Vocals schaffen ein homogenes Rockalbum vom Feinsten. Top. Weitermachen!

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