Christoph Israel präsentiert „Ein Wintermärchen“
Alle Jahre wieder kann man ihnen spätestens ab Ende November nicht mehr entrinnen – Weihnachtslieder dudeln als Dauerberieselung in Kaufhäusern und auf Weihnachtsmärkten oder werden von enthusiastischen Grundschülern beim Adventsstündchen geflötet. Da mag manch einer sie an den Feiertagen schon gar nicht mehr hören. Wie schön viele deutsche Weihnachtsklassiker eigentlich sind, erschließt sich oft erst, wenn sie mal vom üblichen Kitsch befreit werden, wie es der Arrangeur, Komponist und Produzent Christoph Israel auf dem Album „Ein Wintermärchen – Weihnachtlieder aus Deutschland“ tut.
Gemeinsam mit dem Filmorchester Babelsberg und deutschen Künstlern wie Max Raabe und Gregor Meyle entstaubt Christoph Israel 14 traditionelle deutsche Weihnachtlieder und lässt sie uns in neuem Glanz erleben. Die meisten davon sind als instrumentale Orchesterversionen zu hören, einige werden von Sängern zur Orchesterbegleitung interpretiert, wie etwa „Süßer die Glocken nie klingen“ von Bassbariton Thomas Quasthoff oder „Am Weihnachtbaume die Lichter brennen“ von der Soulsängerin Cassandra Steen. Vier Weihnachtslieder sind sowohl in instrumentaler Version als auch mit Gesangssolo auf dem Album enthalten.
Die neuen Arrangements überraschen vor allem durch ihre Intros, die das eigentliche Lied manchmal kaum erahnen lassen, aber dennoch perfekt zu den bekannten Melodien hinführen. „Ihr Kinderlein kommet“ beginnt wie die Filmmusik zu einer Schlittenfahrt, „Joseph lieber Joseph mein“ könnte auch aus dem Soundtrack zu Drei Nüsse für Aschenbrödel stammen und „Kling Glöckchen, klingelingeling“ spielen verschiedene Instrumente kreativ mit dem Glockenmotiv. Sehr zart und eindringlich interpretiert wird „Maria durch ein Dornwald ging“, ohnehin eines der schönsten Adventslieder, die ich kenne.
Bei „Stille Nacht“ glänzt einmal Max Raabe mit seinem klassischen Gesang, das andere Mal veredeln Englischhorn und Flöte als Soloinstrumente den Heiligabend-Klassiker. Mein persönliches Highlight ist Gregor Meyles gefühlvolle Interpretation von „Leise rieselt der Schnee“, aber auch Schauspielerin Katharina Thalbach überzeugt mit ihrer wunderbar frechen und erfrischenden Version von „Morgen Kinder wird´s was geben“.
Der Albumtitel verspricht nicht zu viel – tatsächlich klingen die traditionellen Weihnachtlieder hier wie der Soundtrack zu einem schönen Wintermärchen. Und vielleicht helfen sie uns ja sogar, im Stress der Vorweihnachtszeit mal innezuhalten und wahre Vorfreude aufkommen zu lassen.