Die Mittelalterrocker lassen’s mal wieder krachen
Auch ohne die Musik gehört zu haben, stimmt hier schon wieder alles: Die CD kommt im schmucken Digipack mit absolut genialem Cover und Artwork. Das Bild der zweigeteilten Maske ist ebenso aussagekräftig wie der lautmalerische Titel „Knüppel aus dem Sack“. Damit begeben sich die Mittelalterrocker von Schandmaul sowohl in die Märchenwelt („Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ der Brüder Grimm) und in die brachiale Ausdrucksstärke des Mittelalters. Im Booklet kann man zudem unter jedem Songtext einige Sätze zu den Hintergründen des jeweiligen Tracks finden.
Die Münchner bleiben sich treu, mischen weiterhin gekonnt mittelalterliche Elemente mit vielseitigem Folkrock und tun vor allen Dingen eins: Sie erzählen wundersame und mitreißende Geschichten. Es ist bereits das elfte Studioalbum und seit 2011 waren sie mit jedem Album in den deutschen Top 5 vertreten. Die musikalische Mischung ist auch diesmal wieder stimmig und beinhaltet ein Instrumentarium aus Streichern, Drehleiern sowie allerlei Pfeifen und Flöten.
Der Titelsong und Opener startet mit überaus hart rockenden Gitarrenklängen und Riffs, die einer Metalband zur Ehre gereichen würden – bis dann der Dudelsack einsetzt. Ein furioser Start! Schließlich fährt Frontmann Thomas Lindner mit düsterer Stimme fort und erzählt nicht etwa das altbekannte Märchen nach, sondern sucht Bezüge zu sich selbst.
Für die Hymne „Königsgarde“ hat man sich Verstärkung von den Kollegen Saltatio Mortis und Ben Metzner (Feuerschwanz) geholt. Das „Gerücht“ erzählt mit beschwingten Klängen von den Gefahren des Tuschelns und Lästerns. Dann geht es wieder in die Märchenwelt und zu Flötenklängen wird die Geschichte des „Rattenfängers von Hameln“ musikalisch zum Leben erweckt, bevor die Sage des „Tatzelwurms“ mit einem eingängigen Refrain versehen wird.
Auch „Der Flug“ und „Der Quacksalber“ lassen keine Zeit zum Durchatmen. Der erstgenannte Song lässt einen Benediktinermönch hochleben, der schon im 11. Jahrhundert einen ersten Flug absolviert haben sollen. Der letztgenannte berichtet mit leisen aber sehr schnellen Klängen von den Anfängen der Medizin. Dabei sind der Ideenreichtum und die Authentizität der Geschichten mal wieder absolut bewundernswert. Solche Songs atmen mit jeder Zeile den Geist des Mittelalters.
„Luft und Liebe“ startet dissonant mit der Drehleier eines Jahrmarkts, artet dann aber zum wilden Tanz aus. „Glück auf!“ kommt mit schneller Fiedel und der kongenialen Unterstützung von Fiddler’s Green, wobei ein munterer Polka-Rhythmus vorherrscht. Und auch die letzten Stücke „Irgendwann“ und „Niamh“ halten das schnelle Tempo.
So ist Schandmaul mit elf mitreißenden Tracks ein Album gelungen, das durch und durch stimmig ist. Insgesamt herrscht ein rockiger und folkiger Sound vor. Wenn es bisweilen mal in Richtung harter Metalklänge geht, ist das absolut erfrischend. Verschnaufpausen in Form von Balladen gibt es diesmal nicht – warum auch? Dieses Album lädt von vorn bis hinten zum Mitsingen, Feiern und Tanzen ein.