Versengold in der Europahalle Trier – Fotos vom 2. März 2024
Hier unsere Fotogalerie vom 2. März 2024 – VERSENGOLD in der Europahalle Trier.
Credit: Simon Engelbert, PHOTOGROOVE.More
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„Untiefen“ ist das neue Album von Eric Fish (bürgerlich: Erik-Uwe Hecht), der den meisten als Frontmann von Subway To Sally bekannt sein dürfte. Auch als Solokünstler macht der Meisterbarde mittelalterlich angehauchte Musik, doch eher in Form eines Bänkelsängers als mit formidabler Rockband. Die Songs sind akustisch ausgerichtet und liefern erzählende Balladen, die manchmal auch wie Moritaten klingen. So schafft Eric Fish mit einfache Mitteln Musik, die unter die Haut geht, und zeigt sich dabei als astreiner Liedermacher.
Begleitet wird er von kleiner Bandbesetzung, zum Teil auch mit mehr oder weniger exotischen Instrumenten wie Bouzouki, Cinco, Harmonica und Akkordeon. Dabei spielt sich die Begleitung nie in den Vordergrund sondern lässt dem Sänger stets genügend Raum, um seine Botschaften an die Zuhörer*innen zu bringen. Das ist auch nötig, denn es sind sehr intensive, intime und tiefgründige Botschaften, die er für uns hat.
„Nur ein Traum“ erzählt von Naturgewalten und frommen Wünschen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“Stell dir vor“ spricht mit bitteren Worten von den Veränderungen, die ein Krieg mit sich bringt („Mord ist jetzt kein Mord mehr“). Mit einem Augenzwinkern stellt „Raus aufs Land“ die Vorzüge bzw. Nachteile von Stadt- und Landleben einander gegenüber. „Auf die Mütze“ erklärt den beherzten Rat, einfach mal für zwei Stunden die Klappe zu halten. „Einfach los“ besingt das Fernweh und „An den Ufern des Lebens“ das Wunder einer Geburt.
Mit sehr poetischen Worten beschreibt „Plusquamperfekt“ die Vergänglichkeit und mit „Junimond“ wird eins der schönsten Lieder von Rio Reiser als melancholische Pianoballade vertont – zum xten Mal, doch ich werde nie müde, diesen Song zu hören. Eric Fish singt von den tiefen Abgründen der Seele, vergisst aber nie, auch Aufbruchstimmung zu vermitteln. Rockig und zugleich einfühlsam mit rauer Stimme zeigt er sich als großer Liedermacher. „Untiefen“ ist ein Aufruf zum Nachdenken und Handeln. Eine musikalische Explosion voller Kraft und Leidenschaft, die man einfach nicht ignorieren kann.
Auch ohne die Musik gehört zu haben, stimmt hier schon wieder alles: Die CD kommt im schmucken Digipack mit absolut genialem Cover und Artwork. Das Bild der zweigeteilten Maske ist ebenso aussagekräftig wie der lautmalerische Titel „Knüppel aus dem Sack“. Damit begeben sich die Mittelalterrocker von Schandmaul sowohl in die Märchenwelt („Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ der Brüder Grimm) und in die brachiale Ausdrucksstärke des Mittelalters. Im Booklet kann man zudem unter jedem Songtext einige Sätze zu den Hintergründen des jeweiligen Tracks finden.
Die Münchner bleiben sich treu, mischen weiterhin gekonnt mittelalterliche Elemente mit vielseitigem Folkrock und tun vor allen Dingen eins: Sie erzählen wundersame und mitreißende Geschichten. Es ist bereits das elfte Studioalbum und seit 2011 waren sie mit jedem Album in den deutschen Top 5 vertreten. Die musikalische Mischung ist auch diesmal wieder stimmig und beinhaltet ein Instrumentarium aus Streichern, Drehleiern sowie allerlei Pfeifen und Flöten.
Der Titelsong und Opener startet mit überaus hart rockenden Gitarrenklängen und Riffs, die einer Metalband zur Ehre gereichen würden – bis dann der Dudelsack einsetzt. Ein furioser Start! Schließlich fährt Frontmann Thomas Lindner mit düsterer Stimme fort und erzählt nicht etwa das altbekannte Märchen nach, sondern sucht Bezüge zu sich selbst.
Für die Hymne „Königsgarde“ hat man sich Verstärkung von den Kollegen Saltatio Mortis und Ben Metzner (Feuerschwanz) geholt. Das „Gerücht“ erzählt mit beschwingten Klängen von den Gefahren des Tuschelns und Lästerns. Dann geht es wieder in die Märchenwelt und zu Flötenklängen wird die Geschichte des „Rattenfängers von Hameln“ musikalisch zum Leben erweckt, bevor die Sage des „Tatzelwurms“ mit einem eingängigen Refrain versehen wird.
Auch „Der Flug“ und „Der Quacksalber“ lassen keine Zeit zum Durchatmen. Der erstgenannte Song lässt einen Benediktinermönch hochleben, der schon im 11. Jahrhundert einen ersten Flug absolviert haben sollen. Der letztgenannte berichtet mit leisen aber sehr schnellen Klängen von den Anfängen der Medizin. Dabei sind der Ideenreichtum und die Authentizität der Geschichten mal wieder absolut bewundernswert. Solche Songs atmen mit jeder Zeile den Geist des Mittelalters.
„Luft und Liebe“ startet dissonant mit der Drehleier eines Jahrmarkts, artet dann aber zum wilden Tanz aus. „Glück auf!“ kommt mit schneller Fiedel und der kongenialen Unterstützung von Fiddler’s Green, wobei ein munterer Polka-Rhythmus vorherrscht. Und auch die letzten Stücke „Irgendwann“ und „Niamh“ halten das schnelle Tempo.
So ist Schandmaul mit elf mitreißenden Tracks ein Album gelungen, das durch und durch stimmig ist. Insgesamt herrscht ein rockiger und folkiger Sound vor. Wenn es bisweilen mal in Richtung harter Metalklänge geht, ist das absolut erfrischend. Verschnaufpausen in Form von Balladen gibt es diesmal nicht – warum auch? Dieses Album lädt von vorn bis hinten zum Mitsingen, Feiern und Tanzen ein.
Versengold aus Bremen bringen ihren Folkrock standesgemäß sehr feinsinnig und lyrisch an den Hörer. Damit heben sie sich wohltuend vom brachialen Getue mancher Mittelalterrocker ab. „Was kost die Welt“ ist bereits das zehnte Album der Truppe um Sänger Malte Hoyer und zurecht hat man endlich die Chartspitze in Deutschland erobert.
Der vom einzigen Gründungsmitglied Malte Hoyer bekannte Wortwitz inklusive einer guten Portion trockener norddeutscher Ironie nebst unprätentiöser Lyrik unterstreichen die gelungene Gratwanderung der Band zwischen nachdenklichen Balladen, Pop, Rockhymnen und Feiersongs. Für Versengold sind Ironie und Metaphorik gerne eingesetzte Mittel, Sprache zu nutzen und neue Bedeutungsebenen in einen Song zu bringen.
Das zeigt schon der Opener und Titelsong, der sich laut und sehr sarkastisch dem Jetset-Leben widmet und damit klimapolitische Gesellschaftskritik in eine folkige Feierhymne verkleidet. „Hier kumpp de Storm“ ist eine düstere Ballade mit norddeutschem Text und „Bella schau“ gibt dem italienischen Partisanenlied eine ganz neue Bedeutung. Allein mit diesen drei Titeln erklärt sich bereits die Vielfältigkeit des Sextetts.
Ab Track 4 befindet man sich in der Phase des sentimentalen Geschichtenerzählens. Die Ballade „Windsbraut“ lebt die Leidenschaften von Meer und unerreichter Liebe. „Hey Hanna“ hingegen ist ein Partysong des bemitleidenswerten Nicht-Tänzers, der mit der Liebsten lieber einen Pogo aufs Parkett legen würden. „Die wilde Jagd“ schafft eine mystische Atmosphäre, während „Sternensee“ melancholisch die See mit dem Leben gleichsetzt.
Neben diesen nachdenklichen Songs begeistern aber auch spaßige Trinklieder wie der Song vom „alten Rathenstein“, der als Geist dafür sorgt, dass jeder sein Glas austrinkt. Oder der witzige Beziehungssong vom „Kobold im Kopp“, den viele Feierwütige sicher nachvollziehen können. Dass auch hier die Melancholie walten kann, zeigt der Abschluss „Die letzte Runde“.
Der Folksound ist erdig und hauptsächlich mit akustischen Instrumenten versehen. Das eingesetzte Instrumentarium erstreckt sich über das gesamte Spektrum der westlichen Folklore. Rock-Einflüsse sind unverkennbar, doch hauptsächlich bietet das Sextett gelungenen Folk mit keltischer Attitüde. Hinzu kommen die charismatischen Vocals von Sänger Malte Hoyer, der mit sonorer Stimme zum Erzähler spannender Geschichten wird. Bisher das beste Album von Versengold – das bis hin zum Fantasycover absolut stimmig ist.