Johna EP „Mountains“ – fünf Songs inspiriert von Natur und Nostalgie
Viele große Themen packt Johna auf die fünf Tracks ihrer EP „Mountains“. Die Songwriterin aus Köln – mit bürgerlichem Namen Nadine Krämer – bietet feinen Akustikpop gepaart mit Folk. Ihr Debüt „The Long Way Home“ erschien 2016. Drei Jahre später gibt es eine EP, die als kleine Überraschung auch mit einem deutschsprachigen Song aufwartet.
Ich kann sagen, dass die Songs mich von Anfang an gefangen nahmen. Der Titeltrack „Mountains“ beschreibt wundervoll die Sehnsuchtsorte in der Natur, holt dabei aber zugleich auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn klar wird, dass die Protagonisten sich wieder der Wirklichkeit stellen muss. Trotz dieses inhaltlichen Bruchs sind die Gitarrenklänge sehr verträumt und nehmen uns mit auf die Auszeit in den Bergen.
Mutig finde ich den Titel „Christmas“ für den zweiten Song. Wer will schon einen Weihnachtshit landen, der jeden Januar gemeinsam mit dem Tannenbaum entsorgt wird? Aber die Idee dahinter ist stark und verletzlich zugleich: Johna nutzt das Weihnachtsfest als Anknüpfungspunkt für den Verlust eines geliebten Menschen. Wenn jemand fehlt, werden Feier und alte Traditionen nicht mehr dieselben sein. Sehr anrührend.
Spannend finde ich die ruhige, entspannte Erzählweise mit sanften Klängen. Für die filigranen rhythmischen Aspekte sorgt Multi-Instrumentalist Kolja Pfeiffer. Und er versteht es, Atmosphäre zu schaffen. Dazu kommt Johnas gefühlvolle weiche Stimme, die zudem auch aufrütteln kann. Ein sehr schönes Zusammenspiel.
Der Walzer-Rhythmus von „Little Boat“ ist nicht so ganz mein Ding, führt aber das Thema der Naturverbundenheit fort. Dadurch bleibt das Album in sich geschlossen, wozu auch der Titel „Sommertag“ beiträgt, der sich wie „Christmas“ nostalgischen Gefühlen und der Idee von Verlust widmet.
Gar nicht satt hören kann ich mich aber an „Letters From Dora“, das zwei Brieffreundinnen beschreibt, deren Lebenswirklichkeiten an entfernten Orten und den unerfüllten Wunsch, einmal zusammen zu kommen. Hier mischen sich Melancholie und Freude mit einem herzzerreißenden Text. Ein zweistimmiger Satz trägt gekonnt dazu bei, die unterschiedlichen Welten hörbar zu machen.
Das Album ist in sich sehr getragen und leise. Nichts für die Party am Abend – eher für den Ausklang am frühen Morgen. In der Tradition der Singer/Songwriter setzt Johna dabei auf handgemachte Musik, persönliche Erfahrungen und Emotionen und kreiert so eine ganz besondere Nähe zu ihren Zuhörern. Ich freue mich schon sehr auf das nächste große Album. Die EP macht definitiv Lust auf mehr!