Stimme, Kontrabass und Cello – ein reduziertes Album
Aglaja Camphausen studierte Violoncello an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und schloss dort ein Gesangsstudium ab. In beiden Sparten ist sie sehr versiert, und so verwundert es nicht, dass sie für ihr Album „underwater calling“ beide Talente vereint. Als Duo-Partner hat sie sich den Kontrabassisten Thomas Falke dazu geholt, der ebenfalls an der Musikhochschule Köln studiert hat. Die beiden tiefen Streichinstrumente, mit denen sie ihre Musik bestreiten, sind in dieser Kombination sicher ungewöhnlich. Das Ergebnis hat einen Touch von Kammermusik, doch das wäre zu kurz gegriffen. Aglajas wundervoll getragene Stimme macht aus den Musikstücken etwas ganz besonderes – ein Erlebnis für die Seele.
Die Reduktion auf das Wesentliche schafft eine ganz besondere Tiefe, durch die man Stücke wie „All The World Is Green“ (Tom Waits), „I Never Cared For You“ (Willie Nelson) und „If I Were A Carpenter“ (Tim Hardin) ganz neu erleben kann. Die ersten Tracks sind noch sehr getragen. Cello und Bass schaffen eine sphärische Basis, über die sich die Vocals sehr virtuos drüber legen. Die hier dargebotene Mischung aus Jazz und Pop ist sehr berührend und geht zu Herzen.
Mit „If I Were A Carpenter“ und „Love Came Here“ kommt zudem eine starke rhythmische Komponente ins Spiel, sei es durch Handclaps oder ein Cajon. Sehr bewegend finde ich die a cappella vorgetragenen Passagen, beispielsweise zu Beginn von „Anyone and Everyone“ (im Original von Lhasa De Sela). Sehr vorsichtig liegt das gezupfte Instrument über der Melodie – traumhaft schön.
Heimelige Klänge, die mir seltsam bekannt vorkommen, gibt es mit „Memories Are Made For This“. Stimmt – diesen Titel gibt es als Cover von Dean Martin und in deutscher Sprache von Freddy Quinn. Hier beginnt er ganz klassisch mit den Streichern, doch auch die Vocals in der zweiten Hälfte des Songs haben nichts von Schlagermusik. Die Neuinterpretation ist ebenso virtuos wie das abschließende Stück „Four Strong Winds“.
„underwater calling“ bietet 40 ganz besondere Minuten. Definitiv kein Easy Listening, obwohl das Album gut zu einem Glas Rotwein am Kamin passen kann. Hier haben sich zwei Ausnahmemusiker*innen gefunden, die ihre Qualitäten voll ausspielen und ein kleines Kunstwerk schaffen.