„Das tapfere Schneiderlein“ als musikalisches Märchenhörspiel

Der erst 2014 in Dresden gegründete Wunderhaus Verlag hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, den Menschen die Welt der Märchen wieder näher zu bringen. Neben neu illustrierten Geschenkausgaben klassischer Märchen gehören auch eigens produzierte Märchenhörspiele zum Sortiment. Aktuell erscheint nun „Das tapfere Schneiderlein“ in einer spannenden musikalischen Hörspielfassung.

Für die Vertonung des Klassikers der Gebrüder Grimm konnte eine durchaus prominente Besetzung gewonnen werden. Neben Schauspieler Lars Rudolph, der dem Schneiderlein mit seiner besondere Stimme Leben einhaucht, ist Komikerlegende Dieter Hallervorden als König zu hören und William Cohn stellt seine Bassstimme dem Riesen zur Verfügung. Äußerst passend auch die Auswahl von In Extremo-Sänger Michael Robert Rhein, der hier tatsächlich in die Rolle schlüpfen darf, die sein Bühnenname „Das letzte Einhorn“ verspricht. Damit entspricht dieses Einhorn zwar nicht gerade den Vorstellungen der meisten kleinen Mädchen – aber hier gehört es ja auch zu den wilden Tieren, die das tapfere Schneiderlein besiegen muss.

Die Geschichte vom Schneider, der auf einen Streich sieben Fliegen erledigt, sich fortan als Held sieht, in die Welt hinauszieht und mit Witz und Köpfchen tatsächlich alle Herausforderungen meistert, ist wohl den meisten bekannt. Die Hörspielfassung hält sich dabei ziemlich genau an die Vorlage und auch die Sprache der Gebrüder Grimm, verzichtet allerdings auf einen Erzähler. Die Handlung erschließt sich ganz aus den Dialogen und Selbstgesprächen der Figuren, sowie aus deren Liedern. Mit viel Liebe zum Detail wird hier auch den Nebenrollen Platz gegeben. So bekommt sogar die Bauersfrau, die dem Schneiderlein das Mus verkauft, das die Fliegen anlockt, ein eigenes Lied und gegen Ende des Märchens darf auch die Prinzessin aus ihrer sonst recht passiven Rolle heraustreten. Schade nur, dass der König nicht singen darf – denn wie wir seit der letzten Staffel von „The Masked Singer“ wissen, hätte Dieter Hallervorden bestimmt eine ordentliche Performance hingelegt!

„Das tapfere Schneiderlein“ steht sinnbildlich für den gewöhnlichen Bürger, der weder reich noch stark ist, aber mit Mut, Selbstvertrauen und Verstand – und am Ende auch mit Hilfe eines Freundes – dennoch viel erreicht. Diese Botschaft wird hier humorvoll, unterhaltsam und musikalisch gut umgesetzt neu vermittelt. So trägt der Wunderhaus Verlag erfolgreich dazu bei, den deutschen Märchenschatz lebendig zu halten.