Midnight Oil: „Makarrata Project“ markiert Rückkehr in kreative Phase

Kaum zu glauben, dass es diese Band noch gibt, die in den 80er Jahren weltweite Erfolge feierte. In der Folgezeit wurden die musikalischen Aktivitäten mehrfach für längere Phasen auf Eis gelegt, da Sänger Peter Garrett sich in hohem Maße politisch und gesellschaftspolitisch engagierte. Zweimal war er für jeweils vier Jahre Präsident der Umweltschutzgruppe “Australian Conservation Foundation”, engagierte sich bei Greenpeace und schaffte schließlich den Sprung ins Repräsentantenhaus, wo er zwei Legislaturperioden lang als Minister fungierte. Die größte Pause der Band währte somit ganze 15 Jahre (2002 bis 2017), doch fulminant kehrten sie zurück, nachdem Garrett kein Regierungsmitglied mehr war.

18 Jahre nach dem letzten Album veröffentlicht die Band das neue Mini-Album „THE MAKARRATA PROJECT“ und führt damit ihr soziales und politisches Engagement in eine neue Phase. Der Begriff Makarrata stammt aus der Sprache der indigenen Völker im Norden Australiens und beschreibt einen Prozess von Gerechtigkeit und Friedensstiftung.

Frontmann Peter Garrett erklärt dazu: „Als James Cook vor 250 Jahren landete, begann auch der Raub an Aborigines und Insulanern. Man nahm ihnen ihre Kinder, ihr Land, den Zugang zu Wasser und die Auswirkungen dieser Enteignungen sind bis heute zu spüren. Wir müssen im Versöhnungsprozess den Einsatz erhöhen und die im wegweisenden Uluru-Statement festgehaltenen Ziele weiter verfolgen. Unsere Songs handeln davon, dass wir mit unserer gemeinsamen Geschichte ins Reine kommen und zusammen eine bessere Zukunft schaffen müssen – so, wie im ‚Statement From The Heart‘ formuliert.“

Und Gitarrist und Keyboarder Jim Moginie erklärt: “Unsere Band hat sich immer mit den unterschiedlichsten Problemen auseinandergesetzt, doch bei THE MAKARRATA PROJECT verhält es sich anders. Wie ein roter Faden zieht sich hier dieses eine Thema durch die Songs, das allen am Herzen liegt, die am Album mitgewirkt haben.“

Musikalisch erleben wir Midnight Oil auf der Höhe der Zeit. Die Stücke bieten gewohnt rockige Töne mit der prägnanten Stimme Garretts. Alles in allem großartig. Dabei gibt es durchaus moderne Elemente wie die Rap-Passagen in „First Nation“, kräftige Blechbläser und einen Frauenchor in „Gadigal Land“ und die wunderschöne Ballade „Terror Australia“, gesungen von Alice Skye. Dazwischen versteckt die „Change The Date“ mit Aborigines-Klängen und der Stimme des  legendären, bereits verstorbenen Gurrumul. Das politische Thema hat die Band inspiriert und gerade diese drei Songs machen die neue CD zu eine thematisch starken Konzeptalbum.

Zwei akustische Gitarrenstücke runden die kurze Tracklist ab, bevor zu dezenter atmosphärischer Hintergrundmusik das „Uluru-Statement from the Heart“ verlesen wird. Verschiedene Stars des 5. Kontinents, darunter indigene Australier wie Stan Grant, Ursula Yovich, Pat Anderson und der ehemalige AFL-Profi Adam Goodes fordern die verfassungsmäßige Anerkennung indigener Australier.

Neben in Australien bekannten indigenen Musikern der jüngeren Generation wie Jessica Mauboy, Alice Skye, Tasman Keith, Leah Flanagan oder Troy Cassar-Daley waren auch Altstars wie Kev Carmody, Sammy Butcher und Frank Yamma an der Entstehung des Albums beteiligt.

„Jeder dieser brillanten Musiker, die mit uns zusammengearbeitet haben, hat seine ganz persönliche Interpretation der Songs abgeliefert und mit seinen Ideen zur Entstehung des Albums beigetragen“, erklärt Drummer Rob Hirst. „Wir waren tief bewegt, als Gurrumuls Familie und sein Label uns bisher ungehörte Gesangsaufnahmen zur Verfügung gestellt haben – ein wahres Highlight!“

Midnight Oil werden ihren Anteil an den Einnahmen aus „THE MAKARRATA PROJECT“ an Organisationen spenden, die das „Uluru Statement From The Heart“  unterstützen und Sony Music Australia kommt finanziell für die Beiträge der Künstler auf. Nach jahrhundertelangem Kampf für Gerechtigkeit forderte erst das 2017 formulierte „Uluru Statement“ die verfassungsmäßige Anerkennung der indigenen australischen Bevölkerung und die Schaffung einer „Makarrata Kommission“. Sie soll die Vereinbarungen überwachen, die zwischen der Regierung auf der einen sowie Aborigines und Torre-Strait-Insulanern auf der anderen Seite getroffen werden und sicherstellen, dass diese eingehalten werden.

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