Ostern in Paris – musikalische Auferstehung einer weltberühmten Kathedrale

Zwischen Ostereiern und gepflegter Völlerei sollte man auch die Liturgie zum Fest der Auferstehung nicht vergessen. Es war ja schon kaum auszuhalten, als Thomas Gottschalk während der RTL-Version der Passion im Wechsel mit diversen Werbeblocks betonte, dass es bei diesem Event in Essen „keine gefalteten Hände und kein Weihrauchfass“ geben wird. Wie erbärmlich! Damit hat er von Anfang an die im Prinzip gute Idee kaputt gemacht, diese wichtige biblische Geschichte anhand moderner deutscher Popsongs neu zu erzählen. Musikalisch war es nämlich ein wirklich gelungenes Ereignis – und ein objektiver Erzähler ohne pseudokritisches Gelaber hätte diese Umsetzung vermutlich zu einem wirklichen Fernsehereignis gemacht.

Okay. Ich schweife ab. Die vorliegende CD hat nämlich absolut nichts mit RTL und einem gelangweilten TV-Rentner zu tun, sondern sie enthält in geballter Form liturgische Elemente der Osterzeit aus der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Natürlich kommt einem bei der Erwähnung dieser Kirche sofort der zerstörerische Großbrand im April 2019 in den Sinn. Und es erscheint besonders festlich, die Musik dieser zurzeit im Neuaufbau befindlichen Stätte per CD neu aufleben zu lassen.

„Pâques à Notre-Dame“ ist ein Album mit österlicher Chormusik, aufgeführt von Mitgliedern der Maîtrise Notre-Dame de Paris, die talentierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Ausbildungs- und Aufführungsmöglichkeiten bietet. Das Album umspannt sechs Jahrhunderte und die Musikkulturen Frankreichs, Italiens und Deutschlands. Und es enthält das letzte mehrstimmige Werk, das in Notre-Dame aufgeführt wurde, bevor die große Kathedrale inmitten der Vorbereitungen für Ostern durch ein Feuer zerstört wurde.

So hören wir Werke von Claudio Monteverdi, Yves Castagnet, Antonio Lotti, Jean-Charles Grandille, Maurice Duruflé, Hans Leo Hassler, Lise Borel, Jehan Revert und César Franck. Die feinen Stimmen sind dem Ereignis angemessen und liturgisch führt die Tracklist von der Anbetung des Kreuzes („Adoramus te“) über die feststehenden Elemente einer „Messe bréve“ bis hin zu den siegreichen Hymnen von „Regina Caeli“ und „Dextera Domini“.

Der Dirigent ist Henri Chalet, Direktor der Maîtrise, und an der Orgel ist Yves Castagnet zu hören, der auch drei der Werke auf dem Programm komponiert hat, die in der Basilika Sainte-Clotilde, einer anderen großen Pariser Kirche, aufgenommen wurden. Wie Henri Chalet sagt: „Wir wissen, dass Notre-Dame wieder auferstehen wird“. Und diese österliche Botschaft passt perfekt zu dem Release.