„Der Junge, der den Wind einfing“: William Kamkwambas afrikanischer Traum

„Der Junge, der den Wind einfing“ ist eine erfolgreiche Netflix-Produktion, die die erstaunliche Geschichte des Afrikaners William erzählt, der ein eigenes Windrad baut, um für seine Familie und sein Dorf Strom zu erzeugen. Der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiographie von William Kamkwamba, die nun als Taschenbuch im Diederichs Verlag neu aufgelegt wurde.

Unterstützt vom Autor und Journalisten Bryan Mealer erzählt William von seiner Kindheit in Malawi, einem der ärmsten Länder Afrikas und dem schweren Leben der Farmer dort. Auch wenn seine eigene Geschichte im Fokus steht, vermittelt er einen sehr lebendigen Eindruck vom Alltag in einem kleinen afrikanischen Dorf. So schildert er im ersten Kapitel eine Anekdote, die verdeutlicht, welch große Rolle der Glaube an Magie und böse Zauber spielt und wie dieser auch seine Kindheit prägte. Und William erzählt von seinem Vater, der sich zunächst als Händler seinen Lebensunterhalt verdiente, schließlich aber auf der Farm seines Bruders mithalf und sich eine eigene Existenz als Farmer aufbaute, um seine wachsende Familie ernähren zu können. Sehr lebendig werden auch die Spiele und Jagdausflüge mit Williams Cousin Geoffrey und seinem besten Freund Gilbert geschildert – und die ersten Experimente mit kaputten Radios, die Williams Interesse an der Wissenschaft wecken.

Der Wissensdurst des Jungen und seine Vorfreude auf die weiterführende Schule werden zunächst jedoch ausgebremst durch die große Hungersnot, die in Malawi Anfang des Jahrtausends herrschte. Eindrücklich, aber ohne unnötiges Pathos wird von den Folgen von Überschwemmungen und Dürre berichtet, von explodierenden Preisen für das Hauptnahrungsmittel Mais, von verzweifelten Menschen, die all ihr Hab und Gut für etwas Essen verkaufen und vor einer Regierung, die die Not ignoriert. Auch William und seine Familie leiden, können sich aber bis zur folgenden Ernte über Wasser halten.

Für das Schulgeld reicht es allerdings nicht – Willam nutzt die freie Zeit aber, um sich in der Bücherei der Grundschule selbst weiterzubilden. Einige Bücher über Physik und angewandte Wissenschaften bringen ihn auf die Idee, selbst ein Windrad zur Stromerzeugung zu bauen. Die Teile dafür sucht er sich auf einem Schrottplatz zusammen oder besorgt sie sich mit der Unterstützung seiner Freunde. Und zum Erstaunen seiner Familie und des ganzen Dorfes schafft er es tatsächlich, zunächst eine kleine Glühbirne zum Leuchten zu bringen und bald darauf eine Stromleitung bis ins Haus zu verlegen. Als nach und nach immer mehr Menschen außerhalb des Dorfes auf ihn und sein Windrad aufmerksam werden, verändert sich Willams Leben. Er fährt zu einer Konferenz für Wissenschaftler und Erfinder und findet Sponsoren für seine weitere Ausbildung und neue Projekte wie eine Wasserpumpe.

„Der Junge, der den Wind einfing“ ist nicht nur eine spannende und unterhaltsam geschriebene Biographie, sondern vor allem ein Plädoyer für Bildung und für den Mut, seine Träume zu verwirklichen. Uns so sollten wir uns alle die Abschlussworte des letzten Kapitels zu Herzen nehmen: Wenn du etwas tun willst, dann musst du es nur versuchen!