Treffen der Generationen
Fast 4000 Fans fanden sich in der ausverkauften Arena Trier ein, um Mario Barth und seinem neuen Bühnenprogramm mit dem verwirrenden Titel „Männer sind Frauen, manchmal aber auch …vielleicht“ zu huldigen. Solche Wortkapriolen verwendet man vermutlich, wenn einem zum siebten Programm, das die Beziehung von Männern und Frauen auf die Schippe nimmt, nichts wirklich Neues mehr einfällt. Natürlich kann diese Wortverwirrung auch für den Zeitgeist einer Gegenwart stehen, in der althergebrachte (um nicht zu sagen: konservative) Vorstellungen plötzlich nichts mehr bedeuten. Woran Mario Barth das festmacht? Auf jeden Fall nicht an Aussagen zu Rechtspopulisten oder Kriegstreibern. Wirklich politisch wird sein Programm an keiner Stelle. Aber Stammtischparolen lockern die Stimmung des Publikums am Anfang gekonnt auf: Weil die Puffmutter gerne Renate heißen darf, aber auf keinen Fall Layla. Weil Zigeunersoße und Pizza Hawaii aus kulturellen Gründen verboten werden. Mario stellte also gleich unter großem Applaus klar, dass er nicht nach aktuellen Maßstäben politisch korrekt sein wird. Muss er auch nicht – dafür steht er schließlich als Komiker auf der Bühne.
Auch die Genderdebatte wurde zum Thema. Nein, Gendern würde er nicht. Für sowas hat er keine Zeit. Muss man das erwähnen? Wenn ich sein Programm im Nachhinein überblicke, gab es kaum einen Punkt, an dem ein gesprochenes Gendersternchen hilfreich gewesen wäre. Höchstens bei Influencer*innen. Aber selbst da bezog sich Mario bewusst nur auf die weiblichen Vertreter dieser Gattung, also alles gut. Der angekündigte Verzicht aufs Gendern war gar nicht nötig und somit reiner Populismus zur Erheiterung der Massen. Und damit auch genug gemeckert. Insgesamt war der Abend nämlich ein großes Vergnügen mit deftigen Witzen für die Zielgruppe, die sich aus vielen Generationen von Kindern bis Senioren zusammensetzte.
Darauf bezieht sich meine Überschrift aber gar nicht. Das Treffen der Generationen meint eher den Inhalt des neuen Programms. Nachdem Mario genug über Männer und Frauen – im Besonderen seine Freundin – lamentiert hat, musste was Neues her. Aber warum das bewährte Konzept verändern und plötzlich über Tiere oder Politiker herziehen? Nein. Er blickt einfach eine Generation in die Zukunft und eine in die Vergangenheit – und schon eröffnet sich eine enorme Themenfülle.
Die Bühnenfigur des Mario Barth kann natürlich keine Kinder haben. Das würde (noch) nicht ins Konzept passen. Aber man kann eine tolle Story konstruieren, bei der er von seinem besten Kumpel zur Begleitung im Kreisssaal angefordert wird und plötzlich allein mit Hebamme und Mutter die Geburt begleitet, während der Kumpel ohnmächtig ist. Allein diese Story brachte das Trierer Publikum zum Jubeln und Grölen. Die Situation wurde auch überaus plastisch und bildgewaltig mit überzogen dargestellten Protagonisten geschildert. Und da Schadenfreude bekanntlich die schönste Freude ist, gingen die Zuschauer*innen stimmungsvoll mit.
Es ging also plötzlich um Themen wie „Vater sein in Zeiten von Corona“. Mario erzählte von seinen acht Patenkindern und wie er es genießt, ihnen Flausen in den Kopf zu setzen ohne für die Konsequenzen gerade stehen zu müssen. Auf die Frage nach Kindern im Publikum meldete sich der 12jährige Jeremy, fortan Jay Jay genannt, und Mario gab ihm eine kurze Lehrstunde in Sachen Coolness. Und plötzlich war auch wieder das Männer-Frauen-Thema am Start. Die Tierwelt gibt doch genügend Beispiele für ein gelebtes Miteinander, sei es bei Löwen, Pinguinen oder Gorillas. Gerade was Letztere angeht, gab es zum Schluss der ersten Halbzeit auch noch einen gekonnten Schwenk Richtung Veganer*innen. Dann war nach einer guten Stunde zunächst einmal Pause.
Mario Barth hatte erst um 20.20 Uhr angefangen und gab den Baustellen in und um Trier die Schuld dafür. Mag sein, wie geplagte Autofahrer wissen. Die Show dauerte dann auch bis fast 23 Uhr. Das Bühnenbild zeigte im Hintergrund die Kulisse Berlins, Statuen aus dem Berliner Zoo, einen Kiosk und eine mehr oder weniger monumentale Mario-Statue.
Im zweiten Teil bekamen Influencerinnen und ihr affektiertes Verhalten vor der Kamera den Spott des Comedians zu spüren. Der durchaus vorhandene rote Faden entwickelte sich über Erzählungen aus der eigenen Kindheit hin zur heutigen „Generation Feuchttücher“. Auch die aus früheren Programmen bekannte Babsi war wieder mit im Boot und es gab die überaus amüsante Episode, als Marios Freundin nach einem Besuch bei Babsi das Auto nach Hause fahren musste und mit 80 Sachen eine mittig gelegene Verkehrsinsel mitnahm. Ihren Kommentar „Hopsala“ bei einem Schaden von über 8.000 Euro kommentierte Mario genüsslich und in er von ihm bekannten Breite.
Zur älteren Generationen gehört er nach über zwanzig Jahren auf der Bühne inzwischen selbst. Wir durften also an einer Prostata-Untersuchung teilhaben und an einem Besuch im Wellness-Paradies, wobei vor allem die coolen Omas den Comedian faszinierten. Im Zugabenblock gab es schließlich ein Geschenk für Jay Jay mit hohem Lehrwert: ein Kuschelbär im Bienenkostüm. Denn „wenn der Bär an den Honig will, muss er manchmal ein Bienenkostüm anlegen“. Die Eltern mussten dem jungen Mann vermutlich im Anschluss erklären, wie das wohl gemeint war.
Mario Barth sorgt auch in seinem mittlerweile siebten Bühnenprogramm für zwei kurzweilige Stunden, in denen man den Alltag vergessen und sich köstlich amüsieren kann. Ob er den Themenkomplex jemals ändern wird? Nicht, so lange ihm noch genügen Pointen einfallen. Und da muss man wohl kein Ende befürchten.
Weitere Veranstaltungen mit S-Promotion in der Region Trier:
- 8.12.22 HÖHNER Weihnacht – Europahalle Trier
- 15.12.22 Max Raabe & Palast Orchester – Saarlandhalle Saarbrücken
- 14.1.23 Bodo Bach – Theater am Ring Saarlouis
- 20.1.23 Martin Rütter – Saarlandhalle Saarbrücken
- 21.1.23 Martin Rütter – Arena Trier
- 22.1.23 Paul Panzer – Europahalle Trier
- 4.3.23 Bülent Ceylan – Saarlandhalle Saarbrücken
- 10.3.23 Sascha Grammel – Arena Trier
- 1.4.23 Dieter Nuhr – Arena Trier
- 3.5.23 Bülent Ceylan – Europahalle Trier
- 18.5.23 Paul Panzer – Saarlandhalle Saarbrücken
- 13.10.23 Urban Priol – Neue Gebläsehalle Neunkirchen
- 14.10.23 Chris Tall – Arena Trier
- 20.10.23 Chris Tall – Saarlandhalle Saarbrücken
- 13.1.24 Dieter Nuhr – Saarlandhalle Saarbrücken