Im Gedenken an Andy Fletcher
Gegründet wurden Depeche Mode im Jahr 1980, aber sie sind viel mehr als ein schillerndes Überbleibsel der New Wave- und Synthiepop-Ära. Auch nach 42 Jahren und 15 Studioalben wird jedes ihrer Werke von einer weltweiten Fangemeinde sehnsüchtig erwartet. Kein Wunder, dass auch „Memento Mori“ auf Anhieb die Chartspitze in Deutschland erklomm und sich damit als achtes Album der Band in Folge dort festsetzt.
Vielschreiber sind Dave Gahan und Martin Gore nun wirklich nicht. Meist vergingen in steter Regelmäßigkeit vier Jahre von Veröffentlichung zu Veröffentlichung. Und dieses Mal waren er gar sieben Jahre seit „Spirit“, wobei lange Zeit in den Sternen stand, ob es überhaupt ein neues Werk geben würde. Der plötzliche Tod von Mitbegründer und Keyboarder Andy Fletcher im Mai vergangenen Jahres hat eine große Lücke in das Gespann gerissen. Man hat sich aber aufgerafft und die Platte ihm zu Ehren „Memento Mori“ genannt. Ein Ausdruck aus dem antiken Rom, nachdem wir uns alle unserer Sterblichkeit bewusst sein und dementsprechend nicht so wichtig nehmen sollen.
Produziert von James Ford mit Unterstützung von Marta Salogni reifte „Memento Mori“ während der Frühphase der weltweiten Covid-Pandemie heran – einer Periode, die auch einen thematischen Einfluss auf die Songs hatte. Die zwölf Tracks schlagen die Brücke zwischen einer Vielzahl von Stimmungen und musikalischen Texturen – angefangen beim bedrohlichen Opener bis zur Auflösung am Schluss spannt sich das Gefühlsspektrum von Paranoia und Besessenheit bis hin zu psychischer Befreiung und Freude sowie zahllosen emotionalen Zwischentönen.
Insgesamt ist es ein sehr melancholisches Album mit komplexen Klängen. Sphärische Melodien dominieren in vielen Songs. Dabei ruhen sich die beiden Protagonisten nicht auf ihrer Vergangenheit aus, sondern wagen durchaus neue elektronische Experimente, wie „My Cosmos Is Mine“ zeigt. Das konnte man dann auch getrost als Teaser veröffentlichen, da neuere Songs der Band ohnehin nicht im Radio gespielt werden.
Stücke wie „Wagging Tongue“ und „Favourite Stranger“ besänftigen im Übrigen die Fans eingängiger Melodien – und ein Stück wie „Ghosts Again“ wird dann schnell zum persönlichen Highlight, das ich gar nicht mehr aus der Playlist weg denken möchte. Die zwölf Songs in 50 Minuten sind für mich ohne wirklichen Ausfall. Grandios, wenn man die schwierige Entstehungsgeschichte bedenkt. Es steht Depeche Mode auf jeden Fall sehr gut, ihre poppige und experimentelle Seite zu vereinen.
„Memento Mori“ ist ein sehr intensives Album – nicht nur vor dem Hintergrund von Andys Tod. Selten hat es eine Band geschafft, Sterblichkeit und Vergänglichkeit so emotional und kraftvoll zu thematisieren.
MEMENTO MORI – Tour 2023
26. Mai – Leipzig, DE – Leipziger Festwiese
04. Juni – Düsseldorf, DE – Merkur Spiel-Arena
06. Juni – Düsseldorf, DE – Merkur Spiel-Arena
20. Juni – München, DE – Olympiastadion
29. Juni – Frankfurt, DE – Deutsche Bank Park
01. Juli – Frankfurt, DE – Deutsche Bank Park
07. Juli – Berlin, DE – Olympiastadion
09. Juli – Berlin, DE – Olympiastadion