Das Jugendzentrum ExHaus in Trier feiert sein 45jähriges Bestehen. Wenn das mal kein Grund für eine zünftige Party ist! Im März 1972 hat die Stadt Trier das Haus zum Jugendzentrum umgewidmet – und seitdem bietet es Jugendlichen aus der ganzen Region eine Heimat, die ihm regelmäßig bis ins Erwachsenenleben hinein die Treue halten. Verwaltet wird das ExHaus von einem eigenständigen Verein mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt. Klar gibt es immer mal wieder Probleme. Das Gebäude ist in Teilen marode und entspricht nicht mehr modernen Brandschutzbestimmungen. Und doch ist das ExHaus wie eine Stehaufmännchen immer wieder da und bleibt eine tragende Säule des Kulturlebens in Deutschlands ältester Stadt.
Jedes Jahr findet sich im Innenhof eine Sommerbühne, die Veranstaltungsort für diverse Events ist. Kassalla waren 2017 dort, Love A – und selbst Barclay James Harvest finden sich in Kürze ein. Der 25. August stand aber unter dem Motto „10 Bands – 10 Minuten“. Diese Reihe ist so einfach wie genial: zehn (in der Regel regionale) Bands bekommen eine Spielzeit von zehn Minuten. Das reicht normalerweise für zwei eigene Songs und ein verpflichtendes Cover, welches dem Motto des Abends gewidmet sein muss. Da gab es bereits Themenabende zu Iron Maiden, Madonna und den Beach Bands. Das Ganze findet normalerweise im Dezember und logischerweise drinnen statt.
Für den Geburtstag hat man aber eine Ausnahme gemacht: „10 Bands – 10 Minuten“ zum Thema Scooter (!) startete um 18.30 Uhr auf der Sommerbühne. Der nasse Boden und die verregneten Bänke zeugten davon, dass kurz zuvor ein schweres Gewitter über die Region Trier gezogen war. Trotzdem eine gute Entscheidung, das Festival draußen zu starten, denn es blieb den ganzen Abend über relativ trocken (1-2 Tröpfchen hier und da waren die Ausnahme). Und wenn sich am Anfang auch nur gut 100 Zuschauer in den Innenhof verirrten, wurden es doch im Lauf der Veranstaltung einige mehr, als sich die gute Wetterprognose stabilisierte.
Faster Harder Scooter – daraus kann man einiges machen. Die Inflation an Punkbands zeigte zumindest, dass das Thema perfekt gewählt war. Trotzdem hat man meines Erachtens zu wenig aus dem guten Motto gemacht. Die Umsetzung blieb dann doch hinter den Erwartungen zurück. Machte aber nix, denn die Bands boten durchaus solide Kost mit eigenen Stücken.
Den Anfang machten Tin Girls Heart mit schwungvollem Deutschpunk und starker Sängerin. Man entführte nicht nur ins „Lummerland“, sondern bot mit „Oi Fucking Oi“ doch eine recht gelungene und schreigewaltige Scooter-Hommage. Your Inner Durden boten dann an zweiter Stelle recht dissonanten Lärm in englischer Sprache und verwursteten „Maria (I Like It Loud)“ mit dem prägnanten Döp Döp Döp Refrain, der das Publikum zum ersten kollektiven Scooter-Gegröle einlud.
Dann gab es lauten und ungestümen Metalcore mit Insane Asylum, die gleich mit „Faster Harder Scooter“ in einer Death Version und mit Growls starteten. Auch die eigenen Stücke boten wilde Lautstärke. Die Ohren der Anwesenden wurden gut durchgepustet. So ging es durch die Setlisten des Abends und ich muss gestehen, dass ich bei weitem nicht jeden Scooter-Song erkannte. Die Sängerin von Upfluss setzte sich vor allem schreiend durch und Büchse mit deutschem HipHop lieferten Scooters „Nessaja“-Samples in einem sehr kurzen Einschub.
Zur Mitte hin wurde es rockiger und Matches boten ebenso wie A Hurricane’s Revenge schönen Gitarrenrock mit sehr viel Spielfreude. Letztere brachten dann auch „Fire“ von Scooter sehr hymnisch zu gehörig. Ichor gingen gar so weit, die Bühne mit einem H.P. Baxxter Bild zu verschönern, dem sie mittels Fackeln, Kerzen und einer Mönchskutte huldigten. Zugleich gab es wilden Deathmetal. Gefolgt wurde diese Hommage vom Indierock der Band Kramsky und den elektronischen Klängen von Anderland.
So hatte der fast vierstündige Abend einiges zu bieten und die stilistische Vielfalt der regionalen Bands war schon ein Ohr wert. Die Protagonisten stammten von der Mosel, aus dem Saarland und direkt aus Trier. Es ist dem ExHaus hoch anzurechnen, mit diesem Format den Amateurmusikern aus der Region eine Plattform zu bieten. Und das Konzept funktioniert, wie eine solche Veranstaltung beweist.