Melancholie ist Trumpf

Mumford & Sons zählen zu den erfolgreichsten Bands der letzten Dekade: Das Quartett aus London hat mit seinen Folk-Pop-Hymen über 14 Millionen Exemplare verkauft und wurde u.a. mit dem GRAMMY Award ausgezeichnet. Jetzt erscheint das Solo-Debütalbum von Frontmann Marcus Mumford. Doch keine Sorge, dies ist nicht das Ende der Band, sondern ein sehr persönliches Mumford-Projekt, das eine weitere Seite seines Songwritings präsentiert. „Ich wollte etwas machen, das mir ein Gefühl von Freiheit gibt, statt immer nur an die Band zu denken“, erklärte Marcus Mumford.

Schon das letzte Bandalbum „Delta“ war nichts für leichte Gemüter. In weiten Teilen hatte es einen sehr melancholischen und fast schon depressiven Einschlag. Es war ein emotionales und introspektives Werk, das sich mit Themen wie Scheidung, Depression und Tod beschäftigte. Ebenso verändert hatte sich das musikalische Geschehen, das sich vom bunten Folkrock in einen sehr atmosphärischen Pop wandelte.

Das ist vier Jahre her – doch Marcus Mumford geht auch solo diesen Weg weiter. Die Single „Cannibal“ ist zugleich Opener des Albums und startet mit reiner Melancholie. „Grace“ liefert rockige Anleihen, doch schon mit „Prior Warning“ wird es wieder ruhiger. Der Songwriter ist in Erzähl-Laune und dafür braucht er leise Töne. „Better Off High“ kommt mit einem treibenden Tambourine-Rhythmus, „Only Child“ ist ganz reduziert auf Vocals und sanfte Gitarrentupfer.

Die Songs haben wieder einen stärkeren Folk-Charakter, aber auf die introvertierte Art, ohne große hymnische Anleihen. In der zweiten Albumhälfte sorgen musikalische Partner wie Clairo, Monica Martin, Phoebe Bridgers und Brandi Carlile für Abwechslung. So vergehen die 37 Minuten doch recht kurzweilig.

Das Album erzeugt eine herbstliche Stimmung und ist sehr gut produziert. Wer sich auf diese emotionale Hommage an Marcus‘ Kindheit und Jugend einlassen will, sollte sich schon mal ein Glas Rotwein eingießen und sich auf einen verträumten Abend einstellen.