Reise in die feurige Welt der griechischen Mythologie

Die Postrocker von NOORVIK haben uns schon vor etwas mehr als zwei Jahren mit ihrer gelungenen Mischung aus gefühlvollen Melodien und einem harten Riffgewitter überrascht. Die Band aus Köln, die sich nach einer Stadt in Alaska benannt hat, legt mit ihrem dritten Release nach einer Umbesetzung im Bandgefüge nochmal eine Schippe drauf.

Nachdem sich NOORVIK auf ihren ersten beiden Alben thematisch den kälteren Sphären gewidmet haben, geht es mit dem neuen Album „Hamartia“ unter veränderter Besetzung in die feurige Welt der griechischen Mythologie. Die Geschichte des Königs Tantalos steht im Mittelpunkt einer musikalischen Reise, die auch in ihrem Umfang episch ist: knapp 70 Minuten progressiver Instrumentalmusik, in der Tantalos die Konsequenzen seines überheblichen Handelns zu spüren bekommt und am Ende vom Glück ins Unglück – den Tartaros – stürzt.

„Hamartia“ zeigt metaphorisch, wie die Gier und Überheblichkeit des Menschen zu dessen Untergang führt. Narzissmen und Egoismen überstrahlen die unberührte Schönheit der Welt und die Unschuld ihrer Bewohner. Tantalos steht sinnbildlich für ein Menschenbild in Gesellschaften, was auf dem Vormarsch ist, jedoch irgendwann die unausweichliche Konsequenz seines Handelns erleben wird.

NOORVIK spiegeln auf “Hamartia” aber auch die Verzweiflung und Hoffnung einer Generation wider, etwas verändern und den Ist-Zustand nicht tolerieren zu wollen. Dabei wird klar, dass der uralte Mythos um Tantalos auch heute noch relevant ist. So ist „Tantalos“ der Opener des Albums und bietet sogleich das passende Soundgemälde. Nach einem melodischen Beginn überwiegen nach und nach härtere Töne bis zu Anflügen von Thrash Metal. So funktionieren vielseitige Instrumentals.

Nach der Vorstellung des Protagonisten bekommt auch seine „Hybris“ einen eigenen Track, der mit akustischer Gitarre beginnt und sich stetig bis zum soliden Progmetal steigert. Man kann die Wesensänderung des Protagonisten hautnah miterleben – auch ganz ohne erklärende Lyrics. „Ambrosia“, die Speise der Götter, wird mit elegischen Soli und Headbanger-Eskapaden unterlegt und leitet den Sündenfall ein. Der epische 16minüter „The Feast“ stellt den dramatischen Höhepunkt dar, in dem Tantalus die Götter auf die Probe stellt und seinen jüngsten Sohn als Mahl darreicht.

Die Strafe folgt auf den Fuß und nach den orientalisch angehauchten Klängen von „Atreides“ landet der tragische Held schließlich in der tiefsten Unterwelt des Hades, im „Tartaros“, dargestellt zwischen unendlicher Traurigkeit und einem symbolischen Klanggewitter, das die ewigen Verdammnis in zum Teil sehr dissonanten Tönen beschreibt.

NOORVIK präsentieren acht instrumentale Rock- und Metal-Songs, die Spannungen provozieren, aber auch Hoffnung verströmen. Man könnte sich gut vorstellen, dass diese zeitlose musikalische Erzählung von Selbstsucht und Blasphemie in Form eines modernen Tanztheaters auf die Bühne gebracht wird. Der musikalische Aspekt ist jedenfalls fantastisch umgesetzt.

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