Ein musikalischer Wettstreit zwischen Ensemble und Klavier

Der niederländische Jazzmusiker Rembrandt Frerichs hat nicht nur einen berühmten Vornamen – er ist auch auf dem besten Weg, ein international gefeierter Star zu werden. Mit 22 Jahren gab er sein Debüt beim „North Sea Jazz Festival“ in Den Haag und spielt inzwischen in einigen renommierten Ensembles, so auch in dem nach ihm benannten Rembrandt Trio. Der Komponist und Pianist beschäftigt sich neben dem Jazz auch mit europäischer Klassik und mit arabischer Musik. Ganze zwei Jahre hat er in Ägypten gelebt und dortige Traditionen verinnerlicht.

Aktuell erreichten mich zwei CD-Einspielungen des knapp 45jährigen Künstlers. Beide in sich sehr virtuos und mit spannenden Improvisationen versehen.

„A Wind Invisible Sweeps Us Through The World“ aus dem Jahr 2019 lebt ein Konzept der Schicksalhaftigkeit. Die Kompositionen stammen fast allesamt von Frerichs und tragen so illustre Titel wie „Bleibe bei uns, Johann Sebastian“ oder „Ich bin vergnügt mit deinen Klängen“. Die Pianomelodien in Jazz und Swing werden hier durch ein Rhythmusgerüst aus Bass und Percussion ergänzt. Und so kann man sich einfinden in die sphärische Symbolik, mal Klänge der Natur nachahmend, mal mit klassischen Ideen versehen.

Oft basieren die Stücke auf Kompositionen und Themen aus verschiedenen Zeiten und Kulturen: ein Bach-Motiv, ein chinesisches Volkslied, ein Hauch armenischer Folklore. Es sind schöne und starke Melodien, die die Zuhörer unabhängig von ihrer Herkunft oder Kultur berühren können.

Der Titel des Albums, der einem Gedicht des persischen Dichters Rumi aus dem 13. Jahrhundert entnommen ist, versucht, die Magie und den Universalcharakter der Musik einzufangen und zu zeigen, wie eine gemeinsame Neugierde das Trio dazu antreibt, zu reisen und Motive, Themen und Erfahrungen aus aller Welt in ihre Arbeit einfließen zu lassen.

Die aktuelle CD „Piano Concertos Nos 1 & 2“ hat Rembrandt Frerichs mit dem Alma Quartet Amsterdam eingespielt, das sich aus Musikern des Royal Concertgebouw Orchestra zusammensetzt. Klavier und Streicher finden sich hier bisweilen im wilden Wettstreit und es kann schon etwas verstörend und anstrengend sein, dem musikalischen Geschehen zu folgen.

Rembrandt sagt dazu: „Lange Zeit war unklar, wie das Konzert in seiner Gesamtheit klingen würde. Die Streicher hatten noch kein Bild von der Einbettung des Klaviers. Bei den Proben habe ich dann so etwas gesagt wie: Ich werde hier etwas machen, aber was das ist, werde ich während des Konzerts herausfinden. Der Groschen fiel erst, als wir auf dem OranjewoudFestival zum ersten Mal vor Publikum spielten und die Musiker das Stück in seiner Gesamtheit hörten. Man konnte förmlich in ihren Gesichtern lesen: Aaaah, das hat er also gemeint. Dieser Moment ist im zweiten Satz des Klavierkonzerts Nr. 2 zu hören.“ 

Die Mischung aus dem verspielten Jazzpiano und den klassisch anmutenden Streichern, die sich aber auch gerne mal modernen Klängen hingeben, ist nicht immer leicht zu konsumieren. Am Ende ist es aber ein gelungenes Experiment sehr versierter Musiker. Ein neuer Weg wird beschritten, wenn der Improvisator Rembrandt das Beste aus zwei Welten mit den klassischen Musikern auf der Bühne verbindet. Wie bei Ravel, Debussy und Gershwin sitzt der Komponist selbst am Klavier. Als Zuhörer erlebt man den musikalischen Wettstreit zwischen Ensemble und Klavier, einen berauschenden rituellen Tanz zweier Partner.