David Gilmour rüttelt am Schloss – sein viertes Soloalbum

David Gilmour hat es gewiss nicht mehr nötig, sich zu verbiegen. Als Sänger, Songwriter und Gitarrist von Pink Floyd zählt der Brite zu den berühmtesten Figuren der Musikgeschichte – und mit 69 Jahren bringt er sein viertes Soloalbum auf den Markt, für das er sich ganze neun Jahre Zeit ließ. Mag einem lang erscheinen, aber die ersten beiden Solowerke erschienen in den 70er und 80er Jahren. Wir wollen also nicht kleinlich sein.

In der Zwischenzeit ist viel passiert, denn mit „The Endless River“ erschien erst vor einem Jahr das vermutlich letzte Pink Floyd-Album. Wäre es nun gerecht, beides miteinander zu vergleichen? Wohl kaum. Es sind sehr unterschiedliche Alben, die jeweils ihre Geschichte haben. Da ist die sphärische Basis von Pink Floyd, auf der „The Endless River“ dominiert und fast ganz ohne Vocals auskommt. Und da ist Gilmours „Rattle That Lock“ – deutlich gitarrenbestimmt und mit sinnigen Texten versehen, die Gilmour sehr wichtig zu sein scheinen und deren Herkunft aus der Feder seiner Gefährtin er bei jeder Gelegenheit betont.

Wie bereits auf „On An Island“ herrscht bei „Rattle That Lock“ ein Feuerwerk an Gästen vor. Von David Crosby und Graham Nash über Jools Holland bis hin zu Richard Wright, dessen Stimme als Sample zu hören ist. Mit dem Liberty Choir wirkt gar ein Chor von Strafgefangenen. Und das ist nicht das einzige außergewöhnliche Element: der Titelsong startet mit einem Jingle des Sounddesigners Boumendil, das in französischen Bahnhöfen die Ansagen einleitet.

Die Texte von Polly Samson, die bereits die späten Pink Floyd-Werke veredelten, machen auch „Rattle That Lock“ zum intensiven Erlebnis. Es ist ein gelungenes Spätwerk, das im Gesamten wirkt und ein wichtiges Element des Floydschen Gesamtwerks rigoros in den Vordergrund stellt: Gilmours wundervolles Gitarrenspiel und dazu seine harmonischen Vocals, die immer dann zum Einsatz kamen, wenn man mal weg vom Pathos des Roger Waters wollte und musste. So gelingt Gilmour ein sehr stimmiges Werk, dass er neben den (natürlich) an „The Division Bell“ und viele Floyd-Stücke erinnernden Passagen auch mit überraschend deutlichen Blues-Einlagen bereichert.

Klanglich perfekt – ein genussvoll arrangiertes Schmuckstück, das mit Überraschungen wie „Dancing Right In Front Of Me“ und „The Girl In The Yellow Dress“ aufwartet und zudem optisch zu überzeugen weiß. Das stilvolle Cover mit der Entwicklung vom Käfigvogel zur majestätischen Krähe und die Buchoptik mit Stoffeinband machen die CD auch äußerlich zum Schmuckstück.

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