We Stood Like Kings: Klassik meets Post-Rock – so geht Recycling!
Oft wurden klassische Stücke und Werke bemüht in den modernen Musikraum zu führen. Oft klang dies aber auch gequält, hilflos, marktschreierisch, überambitioniert oder kläglich versagend.
Als Fan von Postrock und Skeptiker von Klassikaufbereitungen flasht es mich gerade, wie man klassische Werke in den Postrock-Raum zerren kann ohne schwülstig zu werden. Die Klavierpartien sind fein und klassisch interpretiert, neu arrangiert für Gitarre, begleitet von Post-Rock-Flächen, die weiter und tiefer kaum klangen. Das Schlagzeug spielt hier zart im Hintergrund und gibt wirklich fast nur den Takt an. Klarer Höhepunkt des Albums ist Ravels “Daphnis et Chloé, M. 57 Introduction et Danse religieuse”.
Die neoklassizistischen Post-Rocker We Stood Like Kings erblickten 2011 das Licht der Welt. Fast ein Jahrzehnt und 250 Shows in ganz Europa später wurde diese 4-köpfige, aus Brüssel stammende Klavierband zu einem Referenzakt in Sachen Live-Soundtracks zum Stummfilmkino, die ausgewählten Meisterwerken der Filmkunst neues Leben einhauchten. Drei Filmkonzerte (BERLIN 1927, UdSSR 1926 und USA 1982) haben die Geschichte von We Stood Like Kings bisher geprägt. Zusammen bilden diese eine lebendige Trilogie, die zwei bereits verlorene Reiche darstellt – Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg, die Sowjetunion – und eine dritte – die heutige konsumistische Gesellschaft -, die auf dem Weg zu ihrer eigenen Zerstörung zu sein scheint.