Betontod – Frieden unterm Regenbogen
Betontod hatten schon immer ein Faible für gehaltvolle Albumtitel. „Hier kommt Ärger“ hieß es noch in den 90ern, dem Gründungsjahrzehnt der Band. Später ging es um „GlaubeLiebeHoffnung“, den „Traum von Freiheit“ und man wurde agiler: „Revolution“ sowie „Vamos!“ waren die Schlagworte 2017 und 2018, die dem Quintett Top-10-Plätze in den Charts bescherten.
Jetzt dreht es sich um immerwährenden Frieden. Hinzu kommt ein ausdrucksstarkes Albumcover in Regenbogenfarben. Damit sind die Themen gesetzt: gegen Homophobie, Rassismus, Radikalismus, Kindesmissbrauch durch kirchliche Institutionen, Verschwörungstheorien, Korruption und Umweltzerstörung. So liegt die ehemalige Schulband ganz im Trend der Zeit. Es gibt kaum noch bierselige Mitgröl-Nummern, sondern ernsthafte Themen, die man im Punk nicht außen vor lassen kann.
Die Geschichte von Betontod ist eine Geschichte von fünf Jungs vom Niederrhein, die sich mit Punkrock im Gepäck auf den Weg machten, um mit ihrer Musik das Land und die Herzen zu erobern. Mit ihrem explosiven Power-Mix aus Deutschpunk, Rock und Metal hat sich die Punkrock-Truppe aus dem nordrhein-westfälischen Rheinberg seit ihrer Gründung im Jahr 1990 den Status als eine der beliebtesten und erfolgreichsten Bands ihres Genres erarbeitet.
Sie verfügen über eine Live-Energie, die Betontod auch auf ihrem neuen Album „Pace Per Sempre“ eingefangen haben, wie Gitarrist und Co-Songwriter Frank „Eule“ Vohwinkel erklärt. „Nach dem Release unserer letzten Scheibe `Vamos!` haben wir uns die Frage gestellt, wie wir heute klingen wollen. Wir waren uns einig, die liebgewonnenen Ecken und Kanten in unserem Sound beizubehalten und vielleicht sogar noch auszubauen. Ich denke, die neuen Stücke sind viel Punkrock-lastiger ausgefallen, als die des Vorgängers. Wir haben uns schon immer als erklärte Liveband betrachtet, die eine entspannte Halle in Sekundenbruchteilen in einen ausrastenden Moshpit verwandelt“ – eine akustische Naturgewalt, die sich auf dem neuen Album auch ohne viel Vorstellungsvermögen ziemlich eindrucksvoll nachvollziehen lässt.
Seit jeher haben sich Betontod als kritische Chronisten ihrer Zeit gesehen. Als lautstarker Streetpunk-Spiegel der Gesellschaft, der bei allem Engagement auch das Feiern und die gute Laune nicht vernachlässigte. Auf „Pace Per Sempre“ verschweißt das Quintett beide Pole zu einer wasserdichten Einheit. Treibende Gitarrenriffs treffen auf sofort ins Ohr gehende Singalongs und die markanten Reibeisen-Vocals von Frontmann Oliver Meister, der seine Botschaften mal metaphorisch verpackt, mal mit einer knallharten Offenheit in die Welt feuert.
Der Song „Regenbogen“ steht sinnbildlich für die heutige Zeit. „Hinter den Wasserwerfern seh’ ich den Regenbogen“, heißt es da. „In diesen Zeiten wieder gepanzerte Wasserwerfer vor dem Reichstag auffahren zu sehen, ist ein wirklich verstörendes Bild“, so Vohwinkel.
„Hals-Maul-Arsch-Gesicht“ richtet sich deutlich gegen Querdenker und Stammtisch-Proleten. „Der nackte Kaiser“ weist auf die Probleme der Gegenwart hin, wo die Politik ihre Augen vor der Wahrheit verschließt. Es geht jederzeit schnell nach vorne. Und selbst wo es hymnisch wird – in „Wir feiern dich“ und „Fliegen“ – wird nie die Bremse angezogen.
Betontod vermitteln ihre Lebensweisheiten in bester Punk-Manier und geben hehre Ziele aus. Das klingt so, als hätten die Toten Hosen eine Verjüngungskur hinter sich: offen, authentisch und schonungslos.