Ein Piano in der Märchenwelt
Der chinesische Pianist Lang Lang gehört seit Jahrzehnten zu den größten klassischen Musikern weltweit. Schon im Alter von zwanzig Jahren gewann er 2002 den „Leonard Bernstein Award“. Die Anzahl der Auszeichnungen ist inzwischen Legion: er wurde mit der „Goldenen Kamera“, dem „Bambi“ und mehrfach mit dem „ECHO Klassik“ ausgezeichnet. Die New York Times bezeichnete ihn als „sensationellsten Künstler der klassischen Musikszene“. Er hat bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking gespielt, bei der Verleihung des Nobelpreises an Barack Obama und beim 60jährigen Thronjubiläum der Queen.
Musikalisch ist er in der Welt der großen Meister zuhause. Beethoven, Chopin, Liszt und Mozart zieren seine klassischen Einspielungen. Doch der Künstler ist immer darauf bedacht, jüngeren Menschen den Spaß an der Klaviermusik zu vermitteln. Schließlich kam er auf diesem Weg selbst zur Musik und seiner Berufung. So veröffentlichte Lang Lang vor drei Jahren sein „Piano Book“ mit einer Sammlung von Stücken, die der Künstler seit frühester Kindheit liebt. Und jetzt geht er noch einen Schritt weiter und widmet sich populären Filmmusiken, allesamt aus dem Hause Disney.
„The Disney Book“ wurde von ihm gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Robert Ziegler eingespielt. Die Arrangements sind manchmal ganz sanft gehaltenen, dann fahren sie die ganze Opulenz eines großen Orchesters auf. Es gibt bekannte Melodien aus „Frozen“, „Mulan“, „Encanto“, „Soul“, „Coco“, „Aladdin“ und „Tarzan“. Wir können uns an der „Muppet Show“ ergötzen und an Balu, dem Bären, und seinem Aufruf zur Gemütlichkeit.
Das Album ist eine in jeder Beziehung internationale Produktion. Aufgenommen in London, New York, Shanghai und Paris zeichnet es Disneys Musikgeschichte nach – von den 1920er Jahren bis heute – und spiegelt zugleich den persönlichen Weg des Pianisten: „Als ich klein war, entfachte der Zeichentrickfilm meine ganze Fantasie“, sagt Lang Lang. “Er entführte mich in andere Welten und die Musik war Teil dieser Erfahrung – der erste Moment meiner lebenslangen Liebe zur klassischen Musik. Die Disney-Songs sind stilistisch so vielfältig – für wirklich jeden ist etwas dabei, das ihn anspricht und inspiriert. Ich hoffe, dass alle, ganz gleich welcher Generation und Herkunft, diese Aufnahme genießen und dieselbe Freude erleben, die sie einst empfanden, als sie zum ersten Mal einen Disney-Film sahen.”
Die meisten Tracks sind instrumental gehalten, aber jederzeit mitreißend gestaltet. Bisweilen gibt es vokale Features, unter anderem von Andrea Bocelli, der eine italienische Version von „Dir gehört mein Herz“ singt, Jon Batiste und Gina Alice (Lang Langs Ehefrau). So entstehen rockige, soulige und melancholische Momente.
Lang Lang erzählt die Geschichte eines Jahrhunderts märchenhafter und ergreifender Unterhaltung für jedermann. Wer weiß? Vielleicht sind diese Melodien die klassische Musik der Zukunft? Lang Lang jedenfalls besticht durch eine filigrane und sehr emotionale Interpretation. So führt man klassische Musik in den Mainstream und betört mit virtuosen Melodien, die jeder kennt. Win-win für beide Seiten!