Lasst uns den Mond anheulen
Kasalla aus Kölle haben sich innerhalb von elf Jahren zu einer der meist gebuchten und erfolgreichsten Mundart-Bands entwickelt. Einen großen Teil ihres Erfolgs haben sie ihrer bodenständigen und modernen Art zu verdanken, aber natürlich begeistert besonders die Musik ihre Fans und eine breite Zielgruppe. Die Texte treffen den aktuellen Zeitgeist, berühren die Menschen und regen zum Mitsingen an. Die Melodien zeichnen sich durch eine musikalische Vielfalt aus, die sich zwischen den Genres Chanson, Folk, Rock, Elektro, Funk und neuerdings sogar Rap bewegt.
Das aktuelle Album hat ein geniales Cover. Es zeigt Flo Peil, Basti Campmann, Rene Schwiers, Sebi Wagner und Nils Plum mit Wolfsgesichtern und im Hintergrund den roten Vollmond über der Stadt. Ein starkes Statement – wie eine Gruppe von Werwölfen, die endlich wieder zu musikalischem Leben erweckt werden wollen. Es war auch eine schwere Zeit für Kasalla. Nicht nur, dass sie ihren Kölschrock nicht vor Publikum spielen konnten – auch die beliebten Karnevalsveranstaltungen fielen komplett weg. Was ist der Kölner ohne Karneval? Nur ein halber Mensch.
Das neue Album sollte bereits vor zwei Jahren erscheinen, aber da die großen Stadionkonzerte immer wieder verschoben werden mussten, entschied man sich für den Release einzelner Songs und schiebt jetzt (endlich) das komplette Album nach. 18 Stücke in altbekannter Qualität und mit einer Gesamtlänge von 78 Minuten. Wenn es viel Neues zu besingen gibt, muss natürlich die komplette CD-Länge ausgenutzt werden.
Schon der Opener und Titelsong liefert einen rockigen Start. Die kölsche Sprache ist uns durch Wolfgang Niedecken sehr vertraut und Kasalla klingen hier wie BAP und BRINGS zu ihren besten Zeiten. Da schwingt immer auch ein Stück Melancholie mit, wenn die Wölfe auf der Suche nach ihrem Rudel aus Fans sind. Gitarrenriffs, chorische Passagen, eine starke Produktion – endlich geht es wieder los. „Immer noch Kasalla“ ist eine Standortbestimmung, die balladesk mit polyphonen Passagen beginnt und sich dann zum Rapsong entwickelt. Man kann sich vorstellen, wie damit künftig die Stadion gerockt werden.
In ihrer musikalischen Vielfalt sind die Fünf kaum aufzuhalten. Neben dem klassischen 80er-Rock gibt es ruhige Momente wie in „Bunte Hungk“ und „E janz klei Besje“, die Hymne „Leuchtrakete“, das optimistische „Typ em Speejel“ – alles mitreißend und in den fröhlichen Kölner Dialekt verpackt. Für „Jröne Papajeie“ arbeitete man mit Eko Fresh zusammen und ruft zu Toleranz und Diversität auf.
Kaum ein Song dauert unter vier Minuten. So leben Kasalla endlich wieder ihren ganzen musikalischen Glanz aus und versprühen ihre Ideen in voller Länge. Bringt ja eh nix, sich an Radioformate zu halten, wenn die Sender einfach die Schublade „Karneval“ aufmachen und die Band dort verorten, auch wenn sie so viel mehr zu bieten hat. Mit ihrem neuen Album bleibt die Band auch nach der Corona-Zwangspause „Immer noch Kasalla“!