Singles-Collection oder eigenständiges Album?
Man geht auf ein Konzert von OneRepublic und wundert sich, weil die Band neben ihren eigenen Sachen auch Cover von Beyoncé („Halo“), Adele („Rumour Has It“) und den Jonas Brothers („Sucker“) spielt. Sie haben doch wirklich genug eigene Hits. Doch halt – hier hat Ryan Tedder seine Finger im Spiel. Der Sänger, Gitarrist, Pianist und Mastermind von OneRepublic gehört nämlich zu den umtriebigsten Songwritern des Planeten und war an all diesen Songs beteiligt. Und noch an einigen mehr von Earth, Wind and Fire über Leona Lewis und Chris Cornell bis hin zu Paul McCartney und den Backstreet Boys. Kein Wunder, dass auch die eigenen Alben extrem vielseitig sind und einige Musikstile in sich vereinen.
Über das neue Album sagt Ryan Tedder: „‚ARTIFICIAL PARADISE begann eigentlich mit einem Song namens WEST COAST, den wir 2016 in einem Hotelzimmer in New Orleans aufgenommen haben. Dieser Song führte in den letzten acht Jahren zu einer Reihe von anderen, die zusammen keinen Sinn ergaben, aber wir sammelten weiter Songs und schrieben weiter; wie wir es tun, in verschiedenen Hotelzimmern und Studios auf der ganzen Welt.“
So besteht „Artificial Paradise“ aus einer Sammlung von Singles, die in den vergangenen Jahren erschienen sind: „Sunshine“, „West Coast“, „I Ain’t Worried“, „Runaway“, „Mirage“ mit Mishaal Tamer (für Assassin’s Creed Mirage), „I Don’t Wanna Wait“ mit David Guetta, „Nobody“ und „Fire (Official UEFA Euro 2024 Song)“ mit Meduza und Leony. Man kennt so viele Ohrwürmer aus dem Radio, dass man die meisten Stücke schon mitsingen kann.
Trotzdem funktioniert das Album zumindest zu Beginn auch als homogenes Werk. Das liegt vor allem an Tracks wie dem melancholischen Opener und Titelsong, am tanzbaren Rhythmus des spielfreudigen „Hurt“, an Hymnen wie „Sink Or Swim“, an diversen Streicherpassagen und ausgefeilten polyphonen Gesangsarrangements. Damit kann man die Fans begeistern und OneRepublic liefern zum wiederholten Male eine astreines Popalbum nach der bewährten Blaupause. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.