Shirin David – über YouTube direkt auf Platz 1 in den Charts

Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass erfolgreiche YouTuber beim Fan-Nachwuchs eine solche Vorarbeit leisten, dass ein Debütalbum ohne Umschweife direkt auf Platz 1 chartet. So unlängst geschehen bei Shirin David, die als Rapperin und Sängerin einen YouTube-Kanal betreibt, dem 2,5 Millionen Abonnenten folgen.

Barbara Shirin Davidavicius (so heißt die junge Künstlerin bürgerlich), ist als Tochter einer litauischen Mutter und eines iranischen Vaters in Hamburg geboren. Was man nach den ersten Höreindrücken nicht unbedingt glaubt: Sie hat eine Ausbildung in Gesang, Schauspiel und Tanz, spielt zudem Klavier, Geige und Oboe. Erfolgreich wurde sie aber nicht allein durch diese musikalischen Qualitäten, sondern durch ihr freizügiges Auftreten in den sozialen Medien.

Wenn es nur eine Figur ist, die sie darstellt, tut sie dies ziemlich authentisch. Der Albumtitel „Supersize“ bezieht sich doch recht deutlich auf ihre Oberweite und das Cover zeigt sie den Käufern unverblümt nackt.

Man täte ihr jedoch Unrecht, würde man den Erfolg auf Äußerlichkeiten reduzieren. „Supersize“ ist ein hervorragend produziertes Rap-Album mit gutem Flow und einer starken Rapperin. Die erinnert an die seligen Zeiten von Sabrina Setlur (Schwester S.) in den 90ern, die den weiblichen deutschsprachigen Rap hoffähig gemacht hat. Nicht von ungefähr ist eines der bekanntesten Shirin-Videos ein Cover von „Du liebst mich nicht“.

Der enorme Bekanntheitsgrad trägt es mit sich, dass Xavier Naidoo als Feature mit an Bord ist („Nur mit dir“) und damit Setlurs ehemaliger Backgroundsänger. Auch der kongolesische Rapper Maître Gims steht als Duettpartner zur Verfügung („On Off“). An allen Titeln hat Shirin selbst mitgeschrieben – sieben sind inzwischen als Singles erschienen.

Der Gesamteindruck ist besser, als ich befürchtet hatte. Etwas Soul und R’n’B würzen die soliden Rapsongs, die sehr poppig daherkommen und sich den üblichen Themen der Influencerin widmen (Spoiler: Männer kommen nicht immer ganz gut weg).

Größtes Manko ist in meinen Augen die CD-Verpackung. Die kommt nämlich genauso nackt an wie die Künstlerin. Tracklist aufgedruckt, ein Aufkleber mit den nötigen Credits, sonst nix. Kein Cover, kein Booklet – nada. Schade, denn wenn man die Promofotos sieht, hätte es hier doch einiges anzuschauen gegeben. Und die Lyrics sind wirklich nicht so, dass man sie verstecken müsste.

Foto Credit: Universal Music