Angela Hunte, Popcaan, Cori B., Drake, Rita Ora, Busta Rhymes, Chris Browne, Jahdan Blakkamoore – und Miley Cyrus. Die Liste der prominenten Namen auf Snoop Doggs/Lions erstem Reggae-Release könnte noch um einige Zeilen weiter mit Mitwirkenden ergänzt werden. Allein an dieser Aneinanderreihung von Künstlern, die an „Reincarnated” beteiligt sind, wird mal wieder der Einfluss des Ausnahmerappers – seit neuestem auch Reggae-Gurus – mehr als deutlich.
Bei einer Pilgerfahrt durch Jamaika wurde Snoop ein neuer Name von einem alten Indianerhäuptling gegeben: Lion. Der Löwe steht für Kraft, Dominanz und Stärke. So weit, so gut, die PR-Maschinerie ist ordentlich am Rollen. Hat denn auch das Debütalbum „Reincarnated” musikalisch etwas mehr zu bieten als *Floskel PR-Maschinerie an* „das beste Sommeralbum des Jahres!” *Floskel PR-Maschinerie aus*. Die Antwort ist ja und nein!
Nein, weil dieses Album hinsichtlich Autotunage und Reglern an manchen Stellen ein wenig übertreibt. Außerdem ist schon beim erstmaligen Durchhören klar, dass keiner der Mitwirkenden irgendetwas neu erfindet. Vielmehr ist es ein Zusammenschluss von Reggae-Künstlern, die von den Fähigkeiten einer Armee an Produzenten profitieren. Der Sound ist klar, die Beats sind passend, das Autotunage hält sich weitestgehend in Grenzen. Gut, Querschläger gibt es auch: Bei „Get Away” hat sich Snoop wahrscheinlich selbst gefragt: „Was produziere ich da eigentlich?”. Die Antwort ist ein Einheitsbrei aus Elektro, House, Dancehall mit einer Frauenstimme, die normalerweise höchstens die Background-Vocals der Background-Vocals bei Parts wie „It’s taking me hiiiigher, hiiiiiiigher” von sich geben darf. Ein verdammt anstrengendes Lied, aber zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel.
Auf der Haben-Seite stehen die wirklichen Reggae/Dancehall-Songs. Sei es, „Here Comes The King”, „Put Your Lighters Up” oder „No Guns Allowed” – alles Reggae Songs, über Frieden, Kiffen und Glücklichsein, die man sich problemlos anhören, und sogar richtig gut finden darf.. Mit der beste Song vom Album ist – wenn auch relativ unerwartet – “Ashtrays and Heartbrakes” mit Miley Cyrus aka Hannah Montana. Der Leser wird sich fragen: Wie kann so eine Kombination zu Stande kommen? Die Wahrheit weiß wohl nur Snoop selber. Nichtsdestotrotz hat er damit die beste Entscheidung für das gesamte Album getroffen. Das Duo Cyrus/Lion ergänzt sich hervorragend bei diesem Song. Da kommt doch direkt schon Vorfreude auf das Summerjam Konzert auf bei der man sich jetzt schon richtig vorstellen kann, wie Rauchschwaden von der Größe einer durchschnittlichen Hanfplantage in die Luft steigen.
Weiterhin empfehlenswert sind auch die vier Songs, welche man auf der Deluxe-Edition findet. Allen voran ist da „Harder Times” mit einem genau so simplen, wie wunderbaren Gitarrenintro, welches man am liebsten sofort auf der Gitarre lernen will. Für die weniger musikalisch affinen Menschen gibt es die grandiose Alternative beim Konzert die Faust in die Höhe strecken und folgende Zeilen mitsingen:
Look how hard mama work just trying to get by
And enough ghetto youth so they still want no get, no bly
Just keep on the hustle ‘cause we have to stay pon the grind
Don’t give up on yo dreams ‘cause you know the sun will shine
The sun will shine
Wie bereits erwähnt, man sollte bei „Reincarnated” nicht nur den Künstler „Snoop Lion” loben, sondern vor allem den Produzenten „Snoop Lion”. Die Abmischung, Bandbreite an Musik, die ausdrucksstarken Stimmen – dafür sind nun mal nicht nur die Künstler, sondern auch die Produzenten zuständig. Vielmehr muss man dieses Album als ein Tribut von vielen Künstlern unter der Führung des Löwen an die gesamte Kultur des Reggaes sehen. So macht dann auch der Name wieder Sinn. Gut gebrüllt, Löwen!