Purple Schulz & Schrader – „So ist das live!“ am 15.November in der Stadthalle Lebach

Ende letzten Jahres präsentierte Purple Schulz seinen Fans nach langer Pause endlich das neue Studioalbum „So und nicht anders“ mit dem er inzwischen auch auf Tour ist. In der Live-Umsetzung entstand das Duo-Programm „So ist das live!“ gemeinsam mit Gitarrist Schrader, den Experten von Guildo Horns Combo „Die orthopädischen Strümpfe” kennen. Quer durch die Republik sind die Konzerte der beiden ausverkauft – der Auftritt in Lebach scheint allerdings ein Geheimtipp gewesen zu sein. Nur so erklärt sich die erstaunlich geringe Anzahl an Zuhörern, die die fehlende Masse aber durch große Begeisterungsfähigkeit wieder ausgleichen.

Die Stimmung ist von Anfang an großartig – bereits beim großartigen Opener „Ich hab Feuer gemacht“ wird geklatscht und mitgesungen, und auch sonst beweist das Publikum selbst bei den im ersten Teil dominierenden aktuellen Songs große Textsicherheit. Der auf der Bühne noch immer jungenhaft wirkende Purple Schulz hat nach der Trennung von Karl Josef Piek mit Scharader wieder einen genialen Partner gefunden, mit dem er sowohl musikalisch als auch menschlich perfekt harmoniert. Gemeinsam meistern sie auch den nicht einfachen Spagat zwischen Albernheit, feiner Ironie und zutiefst ernsten und berührenden Themen, der diesen Konzertabend ausmacht.

„Uns kann nix passiern“ inszenieren die beiden als übertriebene Comedy-Einlage, um gleich darauf bei „Mit dem Rücken an der Wand“ ein gespannte Atmosphäre zu erzeugen, oder sich mit „Fragezeichen“ des schwierigen Themas Demenz anzunehmen. Den Bogen schlagen immer wieder Purple Schulz sehr persönliche Ansagen – aber auch Schrader darf mal eine Überleitung übernehmen, wenn es nach den nachdenklichen Titeln „Auf dem Grund“, „Die dünne Wand“ und „Geheimnis“ vor der Pause zu einem ersten Höhepunkt des Konzerts kommt. Ein bekannter Sohn Mannheims wird angekündigt und der Hit „Abschied nehmen“ von  Purple mit Strickmütze als „Aufschnitt“ mit Seitenhieben auf die Vegetarier-Lobby neu interpretiert.

Nach der Pause melden sich die zwei in Mexikaner-Kostümen mit „So macht das kein Spaß“ und bissigen Kommentaren zum abgedankten Papst zurück. Dann folgen einige ältere Stücke, darunter natürlich Hits wie „Schöne Leute“, „Sehnsucht“ und „Verliebte Jungs“, aber auch weniger bekannte Titel wie „Sag die Wahrheit“, der sich mit dem Konflikt zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration beschäftigt. „Gerade noch gefehlt“  gerät zur wahren Mitsing-Orgie, dann lässt Purple seinen Gitarristen erneut alleine auf der Bühne zurück. Jetzt darf Schrader sein solistisches Unterhaltungspotential beweisen und stellt uns den besonderen Menschentyp des Sauerländers in einem sehr treffenden Lied vor. Danach geht es vom Sauerland zurück in die kölsche Heimat der Musiker und damit zu „Brauchtum“- eine wunderbar umgetextete Version des U2-Klassikers „With Or Without You“, die den Kölner Karneval aufs Korn nimmt.

Es scheint unmöglich, von dieser Schunkelstimmung eine Überleitung zur ersten Zugabe, dem ultimativen Abschiedslied „Der letzte Koffer“ zu finden, aber Purple Schulz gelingt auch das. Und in die ergriffenen Stille nach diesem Song spielt er schon das Intro zu „Immer nur Leben“ und schafft damit wieder die Verbindung vom Sterben zurück ins Leben. „Kleine Seen“ – mit kleinen Abstechern zum Schlager „Tränen lügen nicht“ – beendet nach fast drei Stunden  als letzte Zugabe schließlich einem rundum gelungenen Abend.