Erfinder und Moderator der neuen STREAMFOOD-Show COME TOGETHER ist der Kölner Vollblut-Musiker Purple Schulz, selbst eine Musiklegende und leidenschaftlicher Singer/Songwriter, der schon seit vielen Jahren mit großer Begeisterung und aus tiefster Überzeugung den musikalischen Nachwuchs unterstützt (z.B. in seiner Radiosendung SONGPOETEN auf WDR4).
Schon länger hatte Purple Schulz die Idee für eine Show, in der er nicht nur mit jungen Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommt und sich mit ihnen austauschen, sondern auch mit ihnen gemeinsam Musik machen kann. Seine Motivation ist, neuen und großartigen Talenten eine Plattform zu bieten und gleichzeitig seinem Publikum echte Geheimtipps zu präsentieren.
Die Zusammenarbeit mit den Machern von STREAMFOOD war schnell beschlossen: Kreative Profis, die allerhöchsten Wert auf technisch hochwertige Performance legen und zudem eine faire und transparente Erlösbeteiligung des gesamten Teams wie z.B. Regie, Künstler*nnen, Ton-, Licht- und Kameratechniker*nnen zu ihrem Credo erhoben haben – „The perfect match!“ Und so wurde mit STREAMFOOD gemeinsam die erste Ausgabe von COME TOGETHER entwickelt – und ein neues Kapitel in der musikalischen Streaming-Unterhaltung aufgeschlagen.
In jeder Folge von COME TOGETHER gesellt sich ein prominenter Gast zu Purple Schulz ins Kölner GLORIA Theater. Dort präsentiert Purple Schulz seinem Gast zwei hochtalentierte Singer/Songwriter*nnen, die in den Medien noch nicht die Beachtung und vor allem die Wertschätzung finden, die sie verdienen.
Es sind die Begegnungen und Gespräche auf Augenhöhe, die den Charme von COME TOGETHER ausmachen. Hier wird ganz entspannt getalkt und mit einer erstklassigen Live-Band gemeinsam musiziert. Die musikalische Leitung der COME TOGETHER-Band haben Wolf Simon (Drums) und Marius Goldhammer (Bass). Die beiden Vollprofis haben bei unzähligen Studio[1]und Live- Produktionen verschiedenster Genres die deutsche Musik-Szene entscheidend mitgeprägt.
Das hochkarätige Line-up wird ergänzt durch den Gitarristen Ulrich Rode, die Multiinstrumentalistin Anne de Wolff und Dirk Schaadt an den Keyboards. Ein erfahrenes Quintett, das durch sein einfühlsames Spiel die musikalischen Gäste von COME TOGETHER virtuos begleitet.
In der ersten Ausgabe von COME TOGETHER stellt Purple Schulz mit seinem prominenten Gast Frank Schätzing die beiden Singer/Songwriterinnen CATT und FEE. vor: Catharina Schorling alias CATT arbeitete als Studio- und Livemusikerin und begleitete unter anderem Judith Holofernes und Sarah Connor auf Tour. 2019 erschien ihre Debüt-EP „Moon“, im November 2020 folgte das Album „Why, Why“.
Felicitas Mietz alias FEE. hat mit ihrer Band schon als Vorgruppe von Nena und Christina Stürmer gespielt, seit 2010 lebt und produziert sie in Frankfurt. Für ihr erstes Album bekam sie 2019 Udo Lindenbergs „Panikpreis“ für unangepasste Musik verliehen, gerade ist ihr neues Album „Nachtluft“ erschienen.
Die beiden erzählen im Gespräch von ihren musikalischen Anfängen und tauschen sich mit Schulz und Schätzing über die Tücken des Musikbusiness und die hohe Kunst des Songschreibens aus. Aber auch über Nebenschauplätze wird gesprochen, wie z.B. über Künstliche Intelligenz in der Musik oder über die im Radio leider immer noch unterrepräsentierten deutschen Musikerinnen.
Und es wird jede Menge Musik gemacht – Live und gemeinsam. Mit 11 live gespielten Songs in nie zuvor gehörten Besetzungen sowie einem großen gemeinsamen Finale geht COME TOGETHER damit gleich mehrere Schritte weiter, als jede andere deutsche Musiksendung. Und die Kirsche auf der Sahne: Alle Mitwirkenden von COME TOGETHER – vom Kabelträger bis zu den Musiker*innen – sind an den Ticketerlösen beteiligt.
Die Weltpremiere von COME TOGETHER – DAS TALKKONZERT wurde im Kölner GLORIA Theater aufgezeichnet und ist exklusiv und ab sofort zum Ticketpreis von mind. 5,- Euro auf www.streamfood.tv – dem Streamingportal für faire und transparente Erlösbeteiligung – zu sehen.
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Wenn von den “neuen deutschen Songpoeten” die Rede ist, denkt man natürlich an Philipp Poisel, Tim Bendzko, Andreas Bourani & Co. Man sollte aber nicht vergessen, dass es da bereits seit Anfang der 80er Jahre jemanden gibt, der dieses Genre nicht nur begründet und vorgelebt hat, sondern es bis heute mit neuen Alben bereichert. Wer sich davon überzeugen will, sollte ein Konzert der “nach wie vor” Tour besuchen – und er wird nicht nur die alten Hits (zum großen Teil in neuem Gewand) sondern auch ganz neue und wunderschöne Balladen sowie mitreißende Hymnen geboten bekommen.
Die evangelische Kirche in Offenbach-Hundheim, die am 19.10.2019 mal wieder zur “Kulturkirche” mutierte, ist ein echtes Schmuckstück. Mit drei Schiffen und einem grandiosen Ambiente ist die frühere Klosterkirche das bedeutendste kirchliche Kulturdenkmal der Westpfalz. Man muss allerdings einiges in Kauf nehmen, um in den 1000-Seelen-Ort Offenbach-Hundheim zu gelangen: Baustellen und Umleitungen haben mir den Weg gepflastert – und es schien eine Reise ans Ende der Zivilisation zu sein. Wie Purple Schulz es noch drastischer ausdrückte: “nicht der Arsch der Welt, aber man kann ihn schon riechen”.
Die Zuhörer in der nahezu ausverkauften Kirche nahmen ihm diesen Spruch jedoch nicht übel. Vielmehr wurde allen (Purple und seine Mannschaft eingeschlossen) mehr und mehr deutlich, dass sich jeder Kilometer dorthin gelohnt hatte. Das Publikum war anfangs noch etwas verhalten beim Lachen und schien die Andacht des Gebäudes nicht zu sehr stören zu wollen, doch mit seinem bunten Programm, das auch das religiöse und gesellschaftliche Ambiente mehr als einmal auf die Schippe nahm, sorgte Purple für eine aufgelockerte und zum Ende hin ausgelassene Atmosphäre.
Das neue Album trägt den Titel “Nach wie vor” und mit dem Song “Stand der Dinge” startete das Konzert. Es war Ehefrau Eri, die Purple auf die Idee brachte: “Welches sind eigentliche deine Lieblingslieder und wie würdest du sie jetzt schreiben?”. Daraus wurde eine bunte Mischung aus alt und neu mit zum Teil stark veränderten Arrangements. Trotzdem wirkt das Album wie aus einem Guss, da Purple alle Phasen seiner Karriere in die Gegenwart geholt hat – und vieles ist aktuell wie nie.
Zwischendurch erzählte Purple Anekdoten aus seinem Leben und das Publikum hing gebannt an seinen Lippen. Von der Erfindung des Stagedivings, die ihm auf einer vernebelten Bühne beim Stolpern über die Monitorbox gelungen ist. Von diesem Stahlgestell um seinen Mund, das nicht etwa ein kieferorthopädisches Gerät sondern das Hauptinstrument jedes Protestsängers war – die Mundharmonika. Von dem Kreuz bei den ostdeutschen Landtagswahlen hinter der AFD, “bei dem man irgendwann merken wird, dass es einen Haken hat”. Von Fridays for future, denen er das Lied “Schwalben” widmete.
An sehr vielen Stellen wurde es gesellschaftskritisch. “Du bist da” ist ein Lied für die helfenden Berufe. Und da bezog Purple unter großem Applaus explizit die Seenotretter mit ein. “Da denkst du jetzt mal drüber nach” wurde zur Ansprache an den lieben Gott, der sich nach Purples Ansicht zu wenig um das Ergebnis des sechsten Schöpfungstages gekümmert hat. Sehr wirkungsvoll im Kirchenraum. Nach einer Stunde gab es eine längere Pause und man konnte sich im angrenzenden Pfarrheim gut bewirten lassen.
Während der Pause kam ich ins Gespräch mit meiner Sitznachbarin, einem Purple-Neuling. “Ich kannte ja keins seiner Lieder, aber sie sind so bewegend und schön. Außerdem gefallen mir seine Erzählungen dazwischen.” Ich konnte der Frau versprechen, dass es im zweiten Teil viele Lieder gibt, die sie kennen wird – und so war es auch. Und ich verwies auf Purples Biographie “Sehnsucht”, in der man seine Anekdoten noch viel umfangreicher und äußerst lebendig nachlesen kann.
Nach der Pause gab es zunächst den Song “Ich hab Feuer gemacht” in einer furiosen Gitarrenversion. Purple wechselte selbst ständig zwischen Piano, Gitarre und Mundharmonika. Unterstützt wurde er von Markus Wienstroer, der sehr schweigsam war, aber Gitarre, Violine und Banjo virtuos spielte.
Was waren jetzt die Klassiker? Natürlich “Kleine Seen”, aber in einer verspielten Version unterlegt mit einer Melodie von Johann Sebastian Bach, die Purples Liebe zum Klavierspiel ausdrückte. Der Überhit “Sehnsucht” hat auch nach mehr als 35 Jahren nicht an Intensität verloren und wurde mit einer Kraft dargebracht, die vielen Zuhörern eine Gänsehaut einbrachte. “Verliebte Jungs” ist eine ebenso schöne jugendliche Hymne wie “Du hast mir grade noch gefehlt” – und urplötzlich beendete das Stones-Cover “You Can’t Always Get What You Want” den Hauptteil des Konzerts. Was? Schon so spät?
Zum Glück kam Purple für drei Zugaben zurück: Den Udo Jürgens-Titel “Bis ans Ende meiner Lieder” hat er ganz neu im Programm. Dazu das zarte und nachdenkliche “Immer nur leben”, das mir regelmäßig Tränen in die Augen treibt. Zum Abschluss gab es kurz vor 23 Uhr “Nimm es mit” als Aufforderung an alle, die schönen Momente des Abends im Herzen zu bewahren. Und es hat funktioniert: die unübersichtliche Wegstrecke voller Baustellen hat ob des wunderschönen Konzerterlebnisses ihren Schrecken verloren.
Purple Schulz misst nur 168 cm, aber er ist immer noch ein ganz Großer. Seine Konzerte sind ein Fest für Menschen, die erwachsene Popmusik mit intelligenten Texten lieben, für Menschen, die nostalgisch in den 80er und 90er Jahren schwelgen möchten, für Menschen, die an die Magie des Augenblicks glauben. Diese Magie hat er bei seinem Konzert in der evangelischen Kirche in fast drei Stunden Länge heraufbeschworen und viele Menschen verzaubert. Es war ein ganz besonderer Abend, bei dem wirklich alles gestimmt hat und für den man den Veranstaltern von “Rockevents” und “Anderswelt Event” nur danken kann. Was ich bisher noch nicht erwähnt habe, ist die atmosphärische Lightshow, die die Kirche zu einem wundervollen Ort machte und die Herzen ebenso berührte, wie die Musik. Das war wirklich gewaltig!
Zwei Konzerte in ganz besonderer Atmosphäre stehen für 2019 noch an:
9.11.2019 – Ray Wilson & Band – SWR Kaiserslautern
22.11.2019 – Donovan Aston plays Elton John – evangelische Kirche Altenkirchen
Setlist – Purple Schulz in Offenbach-Hundheim, 19. Oktober 2019
Der Stand der Dinge
Durch Ruinen
Es tut weh
Du bist da
Es reicht
Schwalben
Vermisst
Ich seh was du siehst
Da denkste jetzt mal drüber nach
Ich hab Feuer gemacht
Kleine Seen
Das ist nicht fair
Das letzte Mal
Wohin willst du gehen
Sehnsucht
Verliebte Jungs
Du hast mir grade noch gefehlt
You Can’t Always Get What You Want (The Rolling Stones)
Bis ans Ende meiner Lieder (Udo Jürgens)
Immer nur leben
Nimm es mit
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Viele Musikfans sehen in Purple Schulz immer noch den charismatischen Sänger, der in den 80er Jahren als “Ich will raus”-Schreihals der Popmusik Gehör verschaffte und mit Titeln wie “Verliebte Jungs” auch nach dem Ende der Neuen Deutschen Welle deutschsprachige Pophits prominent im Radio platzierte. Andere wissen aber, dass er bis heute sensationell gute Konzerte gibt, auch im neuen Jahrtausend einige spannende Studioalben veröffentlicht hat und viel mehr als der Geheimtipp sein sollte, den er für viele Musikfreunde bislang darstellt.
Man muss nur die Neuinterpretation des Hits “Sehnsucht” hören. Reduziert auf das Wesentliche vermittelt dieser Song, der das Album eröffnet, noch mehr Gänsehaut als mit dem bekannten Synthie-Gewabbel. Und andere Hits wie “Kleine Seen” und “Immer nur leben” gewinnen deutlich in der modernen Version, die bodenständig und mit handwerklicher Kraft um die Ecke kommt.
“Nach wie vor” ist kein typisches “Best Of”, sondern eine Anthologie von Purples stärksten Liedern. Songs wie “Der Stand der Dinge” und “Durch Ruinen” waren keine Hits, aber es waren Titel, die dem Sänger bis heute viel bedeuten. Das wird auch der unbedarfte Hörer merken. Es gibt mit “In dieser Nacht” eine überraschende Jazznummer, während “Schwalben” wunderschönen Gitarren-Folk bietet. Und zum Abschluss erklingt das schwergewichtige “Der Wal” als episches Kunstwerk. Purple weiß, wie man Atmosphäre schafft.
Bei “Immer nur leben” muss ich nicht nur bei den Konzerten, sondern auch zuhause vorm Player ein Tränchen verdrücken. Mein neues persönliches Highlight aber ist “Bis ans Ende meiner Lieder”, das im Original von Udo Jürgens stammt. Startend mit den bekannten Klängen von Supertramps “Take A Long Way Home” entwickelt sich der Song zum authentischen und gefühlsstarken Mottosong dieses Albums. Zum Glück hat Purple es nicht als Albumtitel genommen, sonst würde man schon über Abschied grübeln.
Es ist gut, dass Purple “Nach wie vor” Musik macht und wundervolle Konzerte gibt, die mir den Glauben an die Popmusik zurück geben. Schaut euch eine seiner Shows an. Ich schwöre: Wer deutschsprachige Musik mag, wird begeistert sein!
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Purple Schulz kann sein Publikum auch nach Jahrzehnten noch überraschen. Das weiß jeder, der ein aktuelles Konzert des Kölner Künstlers besucht hat. Er gehört nämlich nicht zu denen, die ihre alten Hits für Nostalgiker abnudeln und möglichst wenig daran verändern. Im Gegenteil: Seine Songs sind immer in Bewegung. Neben den vielen neuen Titeln, die er von den letzten beiden Alben zu Gehör bringt, gibt es auch die Klassiker in zum Teil überraschenden Versionen.
Ganz im Vordergrund steht aber das aktuelle Album “Der Sing des Lebens”, das vor einem Jahr als Doppel-CD erschien und kürzlich auch im Vinylformat herausgebracht wurde. Zehn Songs, die am Abend im Schleppi allesamt gespielt werden sollten. Purple ist sehr überzeugt von diesem Album – und das kann er auch getrost sein. Die Zuschauer hingen an seinen Lippen, folgten den Textzeilen und sangen immer wieder die Refrains mit, auch wenn sie den Song zum ersten Mal hörten.
Purple Schulz saß häufig am Keyboard, das die Lieder mit atmosphärischen Melodien und gekonnt eingespielten Samples vertonte. An seiner Seite hatte er den Gitarristen Markus Wienstroer, der je nach Stimmung des Songs auch mal zur Violine griff. Was die beiden im Duo zustande brachten, war auf jeden Fall einer kompletten Begleitband würdig. Auch hier zeigte Purple, dass man mit reduzierten Mitteln manchmal viel mehr erreichen kann.
Die Bestuhlung war etwas seltsam im gut gefüllten Saalong. der mit vielleicht 150 Zuschauern die Grenzen seiner Auslastung erreicht hatte. Es gab Tischreihen, aber das ist Purple ja von seinen Engagements bei der Kölner “Stunksitzung” gewohnt. Publikumsnähe kam trotzdem auf, wie man bemerken konnte, wenn die Zwischenrufe eines Zuschauer auf der rechten Seite bisweilen überhand nahmen. Purple versuchte, darüber hinweg zu gehen, doch es gelang ihm nicht immer. Viele Songs des Kölners brauchen nun mal eine andächtige Stille. Und wenn diese nicht gegeben ist, kommt er aus dem Konzept.
Im ersten Konzertteil gab es fast nur neue Titel, die Purple fast komplett mit seiner Frau Erie geschrieben hat, der er Richtung Merchandise-Stand immer verliebte Bemerkungen zurief. Die beiden sind schon ein tolles Paar. “Das ist nicht fair” funktionierte als Protestsong neuer Generation. Es ist nämlich ein Lied für alle Retter und Pfleger, deren Arbeit oft nicht gewürdigt wird. So kam dann auch eine altehrwürdige “Protestgesang-Mundharmonika” zum Einsatz. Das Lied “Schweigen” wurde von Purples ältestem Sohn Ben Schulz geschrieben und er durfte es sich für Album und Tour ausleihen. Mit “Es reicht” gab es einen weiteren politischen Song – und “Da denkste jetzt mal drüber nach” ist quasi eine Beschwerde in Richtung Gott ob der Zustände in unserer Welt.
Vor der Pause verwandelte Purple Schulz sich vom Singer / Songwriter in einen Schlagersänger mit Migrationshintergrund. Schwarze Perücke, angeklebter Bart, ein Anzug nach Art alter Küchentapeten – und schon konnte die “integrative Kraft des deutschen Schlagers” mit dem Song “Wir werden das schaffen” zelebriert werden. Im Anschluss war Zeit für eine 20minütige Pause und man konnte sich auf Teil 2 freuen.
Der begann dann standesgemäß mit dem ersten Song des Abends, der aus dem letzten Jahrtausend stammte: “Nur mit dir”. Das Stimmengewirr zu Beginn verwandelte sich dann auch schnell in ein andächtiges Zuhören, das zumindest mal für einige Minuten anhielt. Man konnte in Erinnerungen schwelgen und darüber nachdenken, in welchen Situationen man dieses Lied schon gehört hatte. Purple bemerkte aber, dass es so viele Stücke über das erste Mal gibt, aber kaum eins über “Das letzte Mal”. Darum hatte er auch noch ein solches Lied mitgebracht.
“Das ist die Zeit” wurde nachdenklich mit Gedanken über den Terror in Deutschland eingeleitet. Es folgte der Klassiker “Sehnsucht” in einer solcherart reduzierten Version, dass jeder im Saal Gänsehaut haben durfte. Purple erzählte vom Klavierunterricht bei Frau Bauer und seiner Liebe zu Johann Sebastian Bach. Er spielte dessen Melodien auf dem Klavier und verknüpfte sie schließlich in einem Zaubermoment mit “Kleine Seen”. Das kann man nur als magisch bezeichnen.
“Verliebte Jungs” wurde ebenso zur rockigen Mitmachnummer wie “Gerade noch gefehlt”. Jetzt war die Stimmung bei allen im Saal angekommen und das reguläre Konzert konnte mit “You can’t always get what you want” von den Rolling Stones abgeschlossen werden. Sogleich gab es stehende Ovationen für die beiden Protagonisten auf der Bühne und natürlich Zugabe-Rufe nach dem zweistündigen Konzert.
Im Zugabenblock wurde “Ich hab Feuer gemacht” zu Gehör gebracht und der noch fehlende Song des aktuellen Albums: “Nimm es mit”. Ich muss sagen, dass ich als langjähriger Purple-Konzertgänger diesmal einige Titel schmerzlich vermisst habe, insbesondere “Kinderleicht”, “Schöne Leute” und “Immer nur leben”. Doch man kann nicht alles haben – und es war okay, dass der Fokus momentan auf dem neuen Album liegt. Purple Schulz macht intelligente Popmusik für Erwachsene. Verspielt und kabarettistisch, mit sehr viel Lebenserfahrung. Seine Songs rühren oft zu Tränen. Und wer ihn live sieht, fragt sich, warum dieser fantastische Künstler oft nur ein kleines Publikum hat. Doch es sind treue Fans. Und wer ihn einmal erlebt hat, den lässt die Magie des Abends für lange Zeit nicht mehr los.
Die von Anderswelt-Event organisierten Konzerte kann man eigentlich blind besuchen, denn die Veranstalter finden immer wieder solche verborgenen Schätze, die es zu entdecken gilt. Die nächsten stehen schon an: Am 19. Mai 2018 gibt es Ray Wilson in Kaiserslautern, und am 22. Juni 2018 ein Doppelkonzert mit Joseph Prasons und Julian Dawson im pfälzischen Offenbach-Hundheim. Die Atmosphäre dieser ganz besonderen Ereignisse ist absolut empfehlenswert.
Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Purple Schulz sich mit einer beeindruckenden Studio-CD im Musikgeschäft zurück meldete. Zwischen den Alben „Pop“ (1997) und „So und nicht anders“ (2012) lagen immerhin 15 Jahre. In diesen war der Deutschpoet aber nicht etwa in der Versenkung verschwunden. Er hat unaufhörlich Konzerte gegeben – meist im Duo mit Josef Piek. Dann beendeten die beiden ihre musikalische Ehe und das war vermutlich die Initialzündung für neue Songideen.
Seit Erscheinen von „So und nicht anders“ habe ich Purple Schulz einige Male live gesehen – und ich war jedes Mal beeindruckt von der Magie, die er auf die Bühne bringt. Seine neuen Titel, die sich mit den Verrücktheiten des Weltgeschehens und mit unterschiedlichen Krankheitsbildern beschäftigen. Die wundervolle Melancholie, die er in so vielen Songs an den Tag legt. Die Zufriedenheit mit seiner Familie und seinem Leben, auch wenn die Karriere ihn nunmehr in kleine Klubs statt in große Hallen führt. Daran ist seine Partnerin Eri sicher nicht unschuldig.
Und es ist toll, wie die alten Songs, die man noch aus den 80ern und 90ern im Ohr hat, zu neuem Leben erweckt werden, sei es „Verliebte Jungs“, „Kleine Seen“ oder „Immer nur leben“. Den Zauber solcher Stücke nimmt Purple auch mit auf die neue Platte „Der Sing des Lebens“. Ein Albumtitel, der viel aussagt und zwei wichtige Elemente seiner Musik verbindet: das Alltägliche und das Philosophische. Um die Welt des Künstlers zu verstehen, kann ich zudem die Biographie „Sehnsucht bleibt“ empfehlen, die tiefe Einblicke in sein Seelenleben gibt.
Das Album enthält zehn neue Songs, die oft von Themen handeln, die andere Künstler gern aussparen. „Da denkste jetzt mal drüber nach“ ist beispielsweise eine ironische Anklage gegen Gott wegen des Unheils in der Welt. Oder „Du bist da“ als Hommage an Rettungskräfte und Krankenpfleger. „Es reicht“ beschäftigt sich mit dem um sich greifenden Egoismus und „Das ist nicht fair“ bedauert das Älterwerden – vor allem bei Männern. Titel, die sich im ersten Moment lustig anhören, aber einen ernsten Hintergrund haben.
Doch die Stärke von Schulz liegt seit jeher in Hymnen und schönen Balladen. „Das ist die Zeit“ gehört in die erste Kategorie und gibt den perfekten Opener fürs Album und zukünftige Konzerte. „Schweigen“ erklingt sehr traurig und melancholisch, wird aber zum Glück von dem optimistischen „Ab heute ist für immer“ abgelöst.
Die zweite Albumhälfte ist wundervoll balladenlastig. „Ich wünsch mir du bleibst“ schwankt zwischen Hoffnung und Realität, „Nimm es mit“ feiert das Leben mit einen Höhen und Tiefen – und „Das letzte Mal“ lebt den Traum vom gemeinsamen Älterwerden. Absolut berührend.
Die zweite CD in der Deluxe Edition gibt auf zehn Songs einen Eindruck von Purples Livekonzerten. Wer Purple Schulz im neuen Jahrtausend bisher verpasst hat, bekommt viele Songs des Vorgängeralbums in wunderschönen Versionen. Der neue Titel „Das ist nicht fair“ ist auch live vertreten – und für Nostalgiker gibt es eine neu arrangierte Version des ersten Hits „Sehnsucht“, allerdings in minimalistischer Instrumentierung.
Purple Schulz macht intelligente Popmusik für Erwachsene. Verspielt und kabarettistisch, mit sehr viel Lebenserfahrung. Seine Songs rühren oft zu Tränen. Und wer ihn live sieht, fragt sich, warum dieser fantastische Künstler oft nur ein kleines Publikum hat. Doch es sind treue Fans. Und wer ihn einmal erlebt hat, den lässt die Magie des Abends für lange Zeit nicht mehr los.
Purple Schulz misst nur 168 cm, aber er ist immer noch ein ganz Großer. Seine Konzerte sind ein Fest für Menschen, die erwachsene Popmusik mit intelligenten Texten lieben, für Menschen, die nostalgisch in den 80er und 90er Jahren schwelgen möchten, für Menschen, die an die Magie des Augenblicks glauben. Vergangenen Freitag machte ich mich in die Stadthalle Landstuhl auf, um mal wieder ein Livekonzert des Meisters zu sehen. Da lohnt es sich durchaus, den Weg 80 km durch Schnee und Eis zu machen. Schade, dass nicht viele Menschen so dachten. Die Veranstalter von Anderswelt hatten das Beste aus der Situation gemacht und gemütliche Sitzgruppen aufgestellt, die eine wohlige Club-Atmosphäre aufkommen ließen. Trotzdem schade, dass weniger als 100 Zuschauer gekommen waren, um den ehemaligen NDW-Helden zu sehen, der auch heute noch seine Zuhörer sichtbar bewegen kann.
Das Konzert startete mit Kinderlachen. Im Prinzip reichte das schon aus, um dem positiv gestimmten Publikum das Herz aufgehen zu lassen. Und dann betrat Purple durch die Menge hindurch die Bühne, um „Ich hab Feuer gemacht“ anzustimmen. Eine Hymne für alle, die etwas verändern wollen. In gut gelaunten Ansagen stimmte er das Publikum auf den Abend ein und verwies auf das musikalische Drei-Gänge-Menü, das er dem „kleinen Kreis“ von Musikliebhabern bieten wollte. Dann ging es daran, das Loop-Gerät zu erklären, das sich unter Purples Keyboard befand. Dazu erzeugte er nur mit Aufnahmen seiner eigenen Stimme ein Wirrwarr, das an eine Maischberger-Talkshow erinnerte. Damit waren auch die ersten Lacher auf seiner Seite.
In den letzten Jahren hat Purple im Duo-Format die perfekte Setlist erarbeitet, die so häufig gar nicht geändert wird. Zeitweise war er mit dem Gitarristen Schrader unterwegs, der jetzt bei den Höhnern aktiv ist. Seit kurzem begleitet ihn aber Markus Wienstroer, der lange Zeit im Jazz- und Country-Metier tätig war, schon viele bekannte Künstler unterstützte und überhaupt ein begnadeter Musiker ist. Zwar nicht so extrovertiert wie Schrader, aber an Gitarre und Violine ein wahrer Meister der leisen Töne.
Der Konzertbogen im ersten Teil schlug sich vom bekannten Mitsing-Hit „Schöne Leute“ hauptsächlich über Songs des aktuellen Albums „So und nicht anders“. Da gab es das berührende „Fragezeichen“, das die Welt aus der Sicht dementer Menschen schildert, oder ein systemkritisches „Uns kann nichts passieren“. Trotz aller Ernsthaftigkeit und Melancholie kam der Humor nie zu kurz. Purple erklärte die Regeln des kölschen Buddhismus und entließ mit der Religionskritik von „So macht das keinen Spaß“ in die Pause.
Man merkte dem Publikum seine Begeisterung an – dabei sollten die Höhepunkte im zweiten Teil ja erst folgen. Mit Wienstroer hat Purple jetzt einen Mitstreiter, der auch die Violine gekonnt beherrscht. Das gibt die Möglichkeit, Songs wie „Eine kleine Geschichte vom Ende einer großen Liebe“ im Set unterzubringen, die es früher nicht live gab. Wunderschön. Zudem gab es nun die Balladen „Unter der Haut“, „Kinderleicht“ und „Kleine Seen“, die viele zu Tränen rührten.
Ein Höhepunkt für viele war sein erster und größter Hit „Sehnsucht“. Kann man einem solchen Text neue Facetten abgewinnen? Purple bat die Zuschauer, an einen dreijährigen Flüchtlingsjungen zu denken, der tot am Sandstrand liegt. Und plötzlich bekamen die Lyrics eine ganz neue Dimension: „Warum hast Du mich gebor’n? Bevor ich da war, war ich schon verlor’n? Land der Henker, Niemandsland. Das Paradies ist abgebrannt. Ich hab’ Heimweh – Fernweh? Sehnsucht.“ Gänsehaut bei einem Song, der schon 32 Jahre auf dem Buckel hat, von zeitloser Aktualität ist und das Publikum schier erstarren ließ. In diesem Zusammenhang sei auch Purples Autobiographie „Sehnsucht bleibt“ empfohlen, die unlängst erschienen ist.
Doch Purple Schulz ist niemand, der sich lange in den Sentimentalitäten suhlt. Er will etwas bewegen und aufrütteln. Seine Konzerte sind ein Wechselbad der Gefühle. So konnten an dieser Stelle auch ohne Stilbruch „Verliebte Jungs“ und „Du hast mir gerade noch gefehlt“ folgen. Er nahm die Zuhörer auf jeden Weg mit und viele werden sich mal wieder gewundert haben, wie textsicher sie den Songs folgen konnten.
Im Zugabenblock versucht Purple traditionell, die Gefühlswelt der Anwesenden auszureizen. Hier liegt seit eh und je seine Stärke. Es ist das Dessert im Menü, wie Purple sagt. Der Moment, für den Künstler auf die Bühne gehen und Menschen Konzerte besuchen. Zunächst war es noch humorvoll und Purple enterte als Clown die Bühne, um sich „dem Brauchtum“ zu widmen, für das er U2s „With Or Without You“ mit kölschem Text versah. Wie bekommt man jetzt die Kurve zu einem melancholischen Abschluss?
Purple erzählt eine Geschichte von der Beerdigung eines Karnevalisten. Er regt zum Nachdenken an, berichtet vom Abschiednehmen und philosophiert über den Tod. Es ist still in der Halle. Jeder – aber wirklich jeder – hört gebannt zu und hängt an seinen Lippen. Dann setzt er sich ans Klavier und spielt „Der letzte Koffer“, das sich auf bewegende und tröstliche Weise mit dem Thema Sterben auseinandersetzt. Klavierklänge. Vielleicht eine Seele, die zum Himmel schwebt. Keiner wagt es zu klatschen. Stille im Saal und Purple beendet das Konzert mit „Immer nur leben“. Ein verzaubertes Publikum und stehende Ovationen waren der Dank dafür. Man kann Purple nur zu diesen magischen Momenten gratulieren und ich empfehle jedem Leser dieser Zeilen einen Konzertbesuch – uneingeschränkt.
Purple Schulz ist seit vielen Jahren im Musikgeschäft unterwegs. NDW-Fans kennen ihn noch von seiner Zeit mit der Neuen Heimat, doch auch ganz aktuell gibt es ein fantastisches Album aus seiner Feder. Er tourt ununterbrochenen mit dem Gitarristen Schrader, der vormals bei Guildo Horn tätig waren. Und die Konzerte sind ein Fest! Ich konnte mich erst kürzlich in Saarbrücken und in Trier davon überzeugen. Ein Fest für Menschen, die erwachsene Popmusik mit intelligenten Texten lieben, für Menschen, die nostalgisch in den 80er und 90er Jahren schwelgen möchten, für Menschen, die an die Magie des Augenblicks glauben.
Purple sagt selbst, dass er die Konzerte in drei Teile trennt. Zunächst gibt es die Vorspeise. Damit sind vor allem die Songs der letzten Platte “So und nicht anders” gemeint. Hier findet ihr unsere ausführliche Review zu So und nicht anders von Purple Schulz. Nach einer Pause geht es zur Hauptspeise, denn es folgen hauptsächlich die bekannten Songs. Wer erinnert sich nicht an “Sehnsucht”, “Verliebte Jungs”, “Kleine Seen”, “Nur mit dir”? Diese werden in akustischen Versionen geboten. Außerdem einige Klassiker, die nicht so oft im Radio vertreten waren – ich nenne mal “Unter der Haut” und “Herz voller Gold”. Hier spürt man förmlich das Aha-Erlebnis unter den Zuschauern, die viel mehr mitsingen können, als sie zuvor dachten.
Und dann kommt das Dessert, wie Purple sagt. Der Moment, für den Künstler auf die Bühne gehen und Menschen Konzerte besuchen. Zunächst war es noch humorvoll und Purple enterte als Clown die Bühne, um sich “dem Brauchtum” zu widmen. Wie bekommt man jetzt die Kurve zu einem melancholischen Abschluss? Purple erzählt eine Geschichte von der Beerdigung eines Karnevalisten. Er regt zum Nachdenken an, berichtet vom Abschiednehmen und philosophiert über den Tod. Es ist still im Veranstaltungslokal. Jeder – aber wirklich jeder – hört gebannt zu und hängt an seinen Lippen. Dann setzt er sich ans Klavier und spielt “Der letzte Koffer”, das sich auf bewegende und tröstliche Weise mit dem Thema Sterben auseinandersetzt. Klavierklänge. Vielleicht eine Seele, die zum Himmel schwebt. Keiner wagt es zu klatschen. Stille im Saal und Purple beendet das Konzert mit “Immer nur leben”. Ein verzaubertes Publikum und stehende Ovationen sind der Dank dafür. Man kann Purple nur zu diesem magischen Moment gratulieren und ich empfehle jedem Leser dieser Zeilen einen Konzertbesuch – uneingeschränkt.
Vor dem Konzert in Saarbrücken hatte MHQ die Gelegenheit, dem Soundcheck beizuwohnen und ein Interview mit dem sympathischen Künstler zu führen. Purple stellte sich den Fragen von Redakteur Andreas Weist im beschaulichen Ambiente des deutsch-französischen Gartens:
Als dein Album “So und nicht anders” vor zweieinhalb Jahren erschien, war das schon eine kleine (oder auch große) Überraschung. Immerhin hatte man schon 15 Jahre nichts Neues von dir gehört. Was war der Grund für die lange Studiopause?
Purple: Es gab viele Konzerte, ich bin viel unterwegs gewesen. Das waren verschiedene Projekte: Kindermusicals, ein Kindertanzballett. Mit dem Ensemble der Stunksitzung war ich fünf oder sechs Jahre lang unterwegs. Und dann habe ich vier Jahre lang mit Heinz Rudolf Kunze getourt. Ich war eigentlich gut ausgelastet, aber ich habe auch ein neues Studioalbum gemacht. Das ist richtig. Es gab ein Livealbum 2003, ansonsten war ich unterwegs.
Das Album beginnt mit “Ich hab Feuer gemacht” und endet mit “Der letzte Koffer”. Eine Reise also von der Geburt bis zum Sterben. Ist es viel Biographisches, das du dort verarbeitet hast?
Purple: Naja – gestorben bin ich noch nicht. Es ist ein Album über das Leben, vor allem über das Leben meiner Generation. Ich werde nächstes Jahr 60, meine Frau ist 52. Wir haben andere Nöte und Sorgen. Unser Leben ist anders. Damals waren wir jung und rebellisch. Die Musik war immer ein Ausdruck davon. Das war früher Sinn und Zweck der Popmusik: dass sie reflektiert hat, was in der Generation der Jugendlichen passiert ist. Die Musik hat zum Beispiel meine Position zum Vietnamkrieg sehr gut dokumentiert. Jetzt sind wir alle älter geworden und sind immer noch leidenschaftliche Popmusikhörer, aber wir haben nicht mehr die Inhalte in dem Pop, wie wir ihn aus dem Radio kennen. Wir wollten ein Album machen, das speziell etwas mit unserer Generation zu tun hat. Ein Album für Erwachsene, denn Pop ist im Moment ein großes Kinderkasperletheater.
Inzwischen ist deine Frau Eri Schulz neben dir die Haupt-Songwriterin. Wie funktioniert das mit der Zusammenarbeit? Entwickelt ihr eure Ideen im Alltag oder strukturiert ihr das in Schreib-Sessions?
Purple: Ideen kommen immer auch im Alltag, aber wenn wir schreiben, dann tun wir das sehr konzentriert. Wir schreiben, bis wir fertig sind, gehen dann runter ins Studio, nehmen alles auf und schauen, ob es funktioniert.
Auch mit deinem Sohn Ben hast du schon zusammen Musik gemacht. Wird Purple Schulz langsam zum Familienbetrieb? Sind da weitere Kooperationen geplant?
Purple: Nein, meine Jungs sind mittlerweile älter geworden und gehen ihre eigenen Wege. Mein Jüngster spielt sensationell Gitarre, aber er hat keinen Bock, auf Tour zu gehen. Das kann ich gut verstehen. Ein paar Mal hat er Schrader vertreten, aber er ist ein Filmfreak. Er macht Filme, er macht Werbung. Das läuft bei ihm sehr gut und er lebt mittlerweile in Berlin. Mein Sohn Ben hat sich von der Musik sehr zurück gezogen und schreibt Drehbücher. Er ist fest beim Fernsehen beschäftigt.
Du widmest dich vor allem in deinen neuen Songs Themen, um die andere einen großen Bogen machen. “Fragezeichen” beschäftigt sich mit Demenz und Alzheimer, “Die dünne Wand” mit plötzlich auftretenden Psychosen. Was ist der Hintergrund dafür? Wie werden dir solche Themen nahe gebracht?
Purple: Wir gehen einfach offen durchs Leben. Die Frau an meiner Seite ist eine unglaublich gute Beobachterin. Eri hat durch die Tatsache, dass sie auch Therapeutin ist, einen sehr wachen Blick und eine große Auffassungsgabe. Wir erleben einfach wahnsinnig viel, sind viel unterwegs, sehen viele Menschen, haben beide auch große Familien und insofern steht man mitten im Leben. Da ergeben sich die Themen eigentlich von selbst.
Inzwischen hört man, dass Internet-Portale und sogar Dozenten an Pflegeschulen dein Video “Fragezeichen” einsetzen, um für die Demenz-Problematik zu sensibilisieren. Bist du in den Prozess involviert? Hältst du als Prominenter selbst Vorträge zum Thema?
Purple: Ich fahre öfter mal hin, mache Eröffnungen für Demenz-Tage und spiele das Stück live zum Video. Oder ich erzähle etwas zu der Geschichte und wie wir darauf gekommen sind. Das funktioniert sehr gut und wird hervorragend angenommen. Ich habe mich sehr gefreut, als Jan Josef Liefers mir schrieb und die Umsetzung lobte.
Wenn ich “Die dünne Wand” höre, werde ich an deinen ersten großen Hit “Sehnsucht” erinnert. Auch da gibt es unvermittelt einen lauten Schrei. Das verursacht bei beiden Songs auch nach mehrmaligem Hören immer wieder Gänsehaut. Kann man das live noch umsetzen? Wie geht es dir selbst dabei?
Purple: Gerade solche Stücke – nehmen wir mal ruhig “Sehnsucht”, was ja schon viel älter ist, über dreißig Jahre alt. Diese Stücke haben für mich an Intensität auf der Bühne nichts eingebüßt. Es ist immer ein ganz großer Moment, wenn ich diese Songs dort leben kann. “Die dünne Wand” ist gerade in dieser Zeit ein sehr wichtiger Song. Es ist mir wichtig, ihn immer wieder zu spielen. Vielleicht der orchestralste Song, den ein Klavierspieler und ein Gitarrist je auf der Bühne gespielt haben. Wir setzen ihn um, wie man das zu zweit kann, ohne das die Intensität leidet. Man kann das mit großem Orchester machen, es kann aber auch alleine Weltklasse sein. Entscheidend ist der Song, die Geschichte und dass man das Herz trifft. Das ist das Allerwichtigste.
Du warst viele Jahre mit Josef Piek unterwegs, den du schon seit der Neuen Heimat kanntest. Jetzt hast du Schrader mit dabei, der vor allem hier im Südwesten als Gitarrist von Guildo Horns orthopädischen Strümpfen bekannt geworden ist. Wo habt ihr euch kennen gelernt und wie kam es zum Wechsel?
Purple: Mit Josef habe ich 33 Jahre gespielt. Dann kann so eine Ehe auch mal an einem Punkt enden, wo man gemeinsam nicht mehr weiter kommt und sich gegenseitig im Weg steht. Es ist nie zu spät für eine Trennung. Egal, ob das eine Ehe ist oder eine musikalische Zusammenarbeit. Schrader habe ich auf der Hochzeit meines Bookers kennen gelernt. Wir haben eine Session zusammen gespielt und das hat Spaß gemacht. Er ist ein klasse Typ, ein lustiger Kerl. Man sieht ja auch, was bei uns auf der Bühne passiert.
Ich habe deine Show mit Josef Piek vor einigen Jahren in Trier gesehen. Dann später ein Konzert mit Schrader hier im Saarland. Da gab es schon bemerkenswerte Änderungen. Früher standen die Songs im Mittelpunkt, heute passiert viel drum herum: Kabarett, Comedy, Anekdoten. Ist Schrader eine neue Inspirationsquelle für dich?
Purple: Nein. Josef war halt nie so der Komödiant und insofern war das damals anders. Ich fühle mich ganz wohl mit dem Schrader. Es ist sehr lustig. Wenn man mit anderen Menschen zusammen Musik macht, entsteht immer etwas Neues. Das ist ein Segen. Es kann auch übermorgen jemand anderes da sein und dann geschieht wieder etwas ganz anderes. Das ist einfach schön.
“Verliebte Jungs”, “Gerade noch gefehlt”, “Bis ans Ende der Welt” – solche Titel gehörten einmal zu den meistgespielten deutschsprachigen Titeln im Radio. Eigentlich gehört doch ein Song wie “Ich hab Feuer gemacht” auch dort hin. Was läuft falsch heutzutage? Muss man über Fußball singen, um im Radio gespielt zu werden?
Purple: Oder über nackte Frisösen? Ich weiß es nicht. Der ganze Markt hat sich sehr geändert und verändert. Ich bin froh, dass ich die 80er erlebt habe, so wie sie waren, als das Musikgeschäft noch halbwegs funktioniert hat. Es ist schade, wie sich alles verändert hat. Es ist sehr mainstreamig geworden. Früher hatten wir den Deutschen Schallplattenpreis, der an außergewöhnliche deutsche Künstler verliehen wurde, die qualitativ hochwertige Sachen gemacht haben. Heute werden Preise nur noch nach Umsätzen vergeben. Das ist sehr schade, denn das Kapital regiert mittlerweile alles. Kunst und Kultur werden davon in Mitleidenschaft gezogen. Wohin entwickelt sich das? Ich bin ja mit Popmusik groß geworden. Ich hatte zwei ältere Brüder, bin Jahrgang 56 und so waren die Beatles und die Stones die ersten Sachen, die ich gehört habe. The Small Faces, The Who. Wir wurden damals mit jedem Album einer Band überrascht, denn es gab immer wieder etwas Neues. Und heute gibt es nur noch Trends. Man setzt auf die Trends und kopiert diese, weil es Erfolg verspricht. Niemand traut sich mehr, Künstler aufzubauen. Das ist ein Jammer, denn es gibt viele begabte junge Leute, die tolle Stimmen haben und tolle Songs schreiben. Dann macht man ein Album, maximal zwei. Wenn es dann nicht läuft, dann war’s das. Ich musste erst einmal zehn Jahre Musik machen, bevor ich ein Studio von innen gesehen habe. Das war gut, weil ich so viel Erfahrung sammeln und reifen konnte. Für mich ist Alter nichts Schlimmes, sondern ein Schatz. Ich habe den jungen Musikern viel voraus. Ich spiele länger, habe mehr gesehen, weiß besser mit kritischen Situationen umzugehen. Das muss man lernen und diese Zeit muss man jungen Künstlern lassen.
Dein Album “So und nicht anders” ist äußerst vielseitig. So viele unterschiedliche Facetten findet man heute kaum noch auf deutschsprachigen Alben.
Purple: Das liegt auch daran, dass es viele verschiedene Geschichten sind. Es sind keine 13 Liebeslieder, sondern ganz verschiedene Sachen. Denen muss man sich mit anderen Instrumenten und Mitteln nähern. Man muss schauen, wie setze ich das um? Eigentlich müsste man auch auf der Bühne für jeden Song ein anderes Licht haben. Das ist für mich eine dramaturgische Arbeit.
Du packst auch gesellschaftskritische Themen an (“Uns kann nix passieren”, “So macht das keinen Spaß”) und steckst sie dann in lustige Melodien. Bleibt einem da nicht manchmal das Lachen im Halse stecken?
Purple: Das kann natürlich sein und es wäre auch beabsichtigt. Ich glaube, diesen schwierigen Themen kann man sich am besten mit Humor nähern. Ansonsten wäre ein solches Konzert oder ein Album sehr deprimierend. Eigentlich leben wir in einer Zeit, die einen wahnsinnig machen muss. Es gibt drei Möglichkeiten, auf diesen Irrsinn zu reagieren, der in der Welt abläuft: Depression, Panik oder Aggression. Alle drei sind schlecht, deshalb muss man über bestimmte Dinge einfach lachen. So wie Charlie Hebdo das gemacht hat. Anders können wir die Welt nicht aushalten.
Ich freue mich schon, weil du in Zukunft wieder öfter in der Region spielst. In Trier (23.4.), Landstuhl und Birkenfeld (beides im Januar 2016). Aber was mich zum Abschluss brennend interessiert: Ist ein neues Studioalbum in Planung?
Purple: Das steht im Moment etwas hinten an. Ich arbeite an einem Buch, das im Herbst zur Messe raus kommen soll. Es beschäftigt sich mit dem Thema “Sehnsucht”. Klar – es ist mein größter Hit. Ich wollte aber auch schauen, was denn damals unsere Sehnsucht war. Warum hatte dieses Lied in der Zeit einen solchen Erfolg? Im Westen wie auch im Osten. Was ist aus den Sehnsüchten von damals geworden? Welche Sehnsüchte hat man heute? Damals wollten wir alle raus. Wir hatten die Friedensbewegung und es gab einen Kampf gegen das Establishment. Man muss sich Dokumentaraufnahmen ansehen. Wie wurde in dieser Zeit Politik gemacht? Und wo sind wir heute? Wer ruft heute noch „Ich will raus“? Komischerweise tut das gar keiner mehr. Eher hat man das Gefühl, viele Menschen sind inzwischen so aus der Gesellschaft ausgegrenzt, dass sie gerne wieder rein wollen. Es hat sich da eine ganze Menge getan und das Thema “Sehnsucht” ist breit aufgestellt. Damit wollte ich mich auseinander setzen. Wenn das Buch fertig ist, dann setzen wir uns ans neue Album. Das ist immer eine Reise und wir wissen nicht, wohin sie geht.
Es wird also keine 15 Jahre dauern?
Purple: Ganz sicher nicht. Dann wäre ich 75 und das wäre doch knapp, um es zu promoten.
Vielen Dank, Purple, für deine Zeit. Ich hoffe, wir haben dich nicht allzu sehr vom Essen abgehalten. Es war eine große Freude, mit dir zu sprechen und wir freuen uns sehr auf das Konzert gleich in der Bel Etage Saarbrücken!
Ende letzten Jahres präsentierte Purple Schulz seinen Fans nach langer Pause endlich das neue Studioalbum “So und nicht anders” mit dem er inzwischen auch auf Tour ist. In der Live-Umsetzung entstand das Duo-Programm “So ist das live!” gemeinsam mit Gitarrist Schrader, den Experten von Guildo Horns Combo “Die orthopädischen Strümpfe” kennen. Quer durch die Republik sind die Konzerte der beiden ausverkauft – der Auftritt in Lebach scheint allerdings ein Geheimtipp gewesen zu sein. Nur so erklärt sich die erstaunlich geringe Anzahl an Zuhörern, die die fehlende Masse aber durch große Begeisterungsfähigkeit wieder ausgleichen.
Die Stimmung ist von Anfang an großartig – bereits beim großartigen Opener “Ich hab Feuer gemacht” wird geklatscht und mitgesungen, und auch sonst beweist das Publikum selbst bei den im ersten Teil dominierenden aktuellen Songs große Textsicherheit. Der auf der Bühne noch immer jungenhaft wirkende Purple Schulz hat nach der Trennung von Karl Josef Piek mit Scharader wieder einen genialen Partner gefunden, mit dem er sowohl musikalisch als auch menschlich perfekt harmoniert. Gemeinsam meistern sie auch den nicht einfachen Spagat zwischen Albernheit, feiner Ironie und zutiefst ernsten und berührenden Themen, der diesen Konzertabend ausmacht.
“Uns kann nix passiern” inszenieren die beiden als übertriebene Comedy-Einlage, um gleich darauf bei “Mit dem Rücken an der Wand” ein gespannte Atmosphäre zu erzeugen, oder sich mit “Fragezeichen” des schwierigen Themas Demenz anzunehmen. Den Bogen schlagen immer wieder Purple Schulz sehr persönliche Ansagen – aber auch Schrader darf mal eine Überleitung übernehmen, wenn es nach den nachdenklichen Titeln “Auf dem Grund”, “Die dünne Wand” und “Geheimnis” vor der Pause zu einem ersten Höhepunkt des Konzerts kommt. Ein bekannter Sohn Mannheims wird angekündigt und der Hit “Abschied nehmen” von Purple mit Strickmütze als “Aufschnitt” mit Seitenhieben auf die Vegetarier-Lobby neu interpretiert.
Nach der Pause melden sich die zwei in Mexikaner-Kostümen mit “So macht das kein Spaß” und bissigen Kommentaren zum abgedankten Papst zurück. Dann folgen einige ältere Stücke, darunter natürlich Hits wie “Schöne Leute”, “Sehnsucht” und “Verliebte Jungs”, aber auch weniger bekannte Titel wie “Sag die Wahrheit”, der sich mit dem Konflikt zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration beschäftigt. “Gerade noch gefehlt” gerät zur wahren Mitsing-Orgie, dann lässt Purple seinen Gitarristen erneut alleine auf der Bühne zurück. Jetzt darf Schrader sein solistisches Unterhaltungspotential beweisen und stellt uns den besonderen Menschentyp des Sauerländers in einem sehr treffenden Lied vor. Danach geht es vom Sauerland zurück in die kölsche Heimat der Musiker und damit zu “Brauchtum”- eine wunderbar umgetextete Version des U2-Klassikers “With Or Without You”, die den Kölner Karneval aufs Korn nimmt.
Es scheint unmöglich, von dieser Schunkelstimmung eine Überleitung zur ersten Zugabe, dem ultimativen Abschiedslied “Der letzte Koffer” zu finden, aber Purple Schulz gelingt auch das. Und in die ergriffenen Stille nach diesem Song spielt er schon das Intro zu “Immer nur Leben” und schafft damit wieder die Verbindung vom Sterben zurück ins Leben. “Kleine Seen” – mit kleinen Abstechern zum Schlager “Tränen lügen nicht” – beendet nach fast drei Stunden als letzte Zugabe schließlich einem rundum gelungenen Abend.
Kinder der 80er Jahre kennen Purple Schulz vor allem, weil er so schön schreien konnte. In “Sehnsucht” hat er damals die Wut und Verzweiflung einer ganzen Generation in die Welt gebrüllt. Die Hits, die danach kamen, waren eher leiserer Natur – ich denke an “Kleine Seen”, “Nur mit dir” und den Gute-Laune-Klassiker “Verliebte Jungs”. Auch in den 90ern gab es Alben von Purple, die allerdings kaum noch chartrelevant waren. Gut waren sie trotzdem! “haha”, “Spaß beiseite” und “POP” – findet sich alles bei mir im Regal.
Dann allerdings gab es eine 15jährige (!) Veröffentlichungspause. Dabei war der Kölner nicht untätig. Er war gemeinsam mit Josef Piek auf unendlich langer Duo-Tour, machte mit Heinz Rudolf Kunze “Gemeinsame Sache” und wurde fester Bestandteil der beliebten Stunksitzung. Der Wunsch vieler Fans nach einem neuen Album wurde allerdings erst 2012 erfüllt. Die meisten Lieder für “So und nicht anders” entstanden gemeinsam mit Purples Frau Eri, und für die Aufnahmen holte er sich zahlreiche befreundete Musiker und Sänger ins Studio. Es entstanden 14 unglaubliche Songs mit Leidenschaft und Tiefgang, von denen jeder einzelne schon beim ersten Hören einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
In der Live-Umsetzung entstand ein neues Duo-Programm in Tateinheit mit Gitarrist Schrader, den Experten von Guildo Horns Combo “Die orthopädischen Strümpfe” kennen. Wie damals mit Josef Piek bestreitet Purple also das Gros der Konzerte zu zweit. Er selbst mit Stimme und Keyboard, Schrader an der Gitarre und mit gelegentlichem Backgroundgesang. Die Tour dauert noch an, doch wer möchte, kann sich schon mit einer Live-CD und -DVD vergnügen. Titel: “So ist das live!”
Im Tracklisting der DVD finden sich in knapp zwei Stunden Länge ganze 22 Songs. Die erste Konzerthälfte besteht zum größten Teil aus den neuen Stücken. Ein absolutes Highlight gibt es gleich am Anfang mit dem Opener “Ich hab Feuer gemacht”, einem wunderbaren Plädoyer für Kreativität und Mut. Doch nicht alles ist so optimistisch. “Uns kann nix passieren”, “Fragezeichen” und “Die dünne Wand” packen so unbequeme Themen wie die gesellschaftliche Gleichgültigkeit und die Krankheitsbilder Demenz sowie psychotische Störungen an. Das ist zum Teil schwere Kost und Purple hat Recht wenn er sich laut fragt: “Kann dieser Spagat zwischen Lachen und Weinen, Leben und Sterben, Albernheit und Tiefgang tatsächlich funktionieren?” Denn es sind keine depressiven Konzerte, die wir da hören und sehen dürfen. Die beiden Protagonisten haben sichtbar Spaß auf der Bühne und mischen ihr Publikum ordentlich auf. Und ja, das funktioniert ganz hervorragend.
Das Bild der DVD hat jetzt nicht die beste Qualität – okay. Wer ein Hochglanzprodukt mit visuellen Finessen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Doch es geht darum, einen Eindruck von den Konzerten zu vermitteln. Das gelingt definitiv. Es macht auch Spaß, sich in die reduzierten Arrangements rein zu hören. Schrader und Purple sorgen jederzeit für eine emotionale Umsetzung. Im zweiten Teil gibt es dann auch die großen Hits von “Schöne Leute” über “Sehnsucht” bis hin zu der melancholischen Ballade “Immer nur leben”, die mir immer wieder Gänsehaut erzeugt.
Für die CD-Version musste man einige Titel weglassen. Die DVD aber enthält ein komplettes Konzert und wird ergänzt um Videoclips zu “Ich hab Feuer gemacht” und “Fragezeichen”. Purple Schulz ist immer noch ein ganz Großer und ich bin tief beeindruckt von seinen Ideen, die nach dreißig Jahren noch genau so frisch sind wie zum Beginn seiner Karriere.
Wenn man nicht alles selber macht… Mitte Dezember in Köln: Die Chefredaktion verabschiedet sich in den vierwöchigen Urlaub, während die geknechtete Schar der Redakteure und Fotografen noch tief gebeugt über den aus rohem Holz gezimmerten Schreibtischen sitzt, die letzten Reviews schreibt, Fotos bearbeitet und sich im ungeheizten Redaktionsbüro den A…llerwertesten abfriert. Eine Woche später kommt dann eine Postkarte aus der Karibik: “Denkt daran, dass alle den Poll ausfüllen. Der Praktikant kümmert sich drum!”. Der Praktikant? Der Praktikant, der 24 Stunden am Tag in seinem fensterlosen 8-qm-Raum still vor sich hin schuftet? Genau der! Und deshalb ist er hier also wieder: Unser traditioneller Jahresrückblick aus der Musicheadquarter-Redaktion in 12 Kategorien. Okay, manche haben geschummelt, einige haben sich gedrückt (“Mir ist zu kalt”), aber wir hoffen ihr habt trotzdem ein wenig Spass mit unseren Tops und Flops 2012!
In diesem Sinne bedanken wir uns bei euch und all unseren Promo-Partnern für die Treue und grossartige Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten und wünschen allen einen bruchsicheren Rutsch und ein neues Jahr voller guter Musik! Bleibt gesund, munter und vor allem neugierig!
Eure Musicheadquarter-Chefredaktion (auf der Suche nach der nächsten Cocktailbar…)
MARC BRÜSER
Beste Neuentdeckung:
Nothington
Größte Live-Überraschung:
Sick Of It All auf dem Area 4 (Ruhe in Frieden) in diesem Jahr. Lustige Aktionen mit Wasserschlauch in die Menge halten und Wall Of Death. Sum 41, Köln – ich hatte wirklich schlimmes erwartet, aber das Konzert war mit eines der besten in diesem Jahr.
Top 3 – Alben 2012:
Nothington “Borrowed Time”
Blumentopf “Nieder mit der GbR”
The Offspring “Days Go By”
Flop 3 – Alben 2012:
Justin Bieber “Believe”
Cro “Raop”
Green Day “Uno!”
Top 3 – Konzerte 2012:
Broilers, Düsseldorf
Donots, Area 4
Nothington, Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Bullet For My Valentine, Area 4 – Eine Lachnummer, die ihresgleichen sucht.
The Gaslight Anthem, Köln – haben sehr unmotiviert gewirkt
Prinz Pi, Köln – viel zu viele Balladen.
Bestes Festival:
Area 4 – Das beste Festival, welches je stattgefunden hat und nie mehr geben wird.
Musikmoment des Jahres:
Wall Of Death bei Sick Of It All (wieder Area 4), wo die Security einen Wasserschlauch in die Menge gehalten hat. Und Social Distortion – “I Was Wrong” live zu hören (ihr könnt euch denken wo).
Enttäuschung des Jahres:
Und wieder: Der Tod des Area 4 (Wir haben es verstanden. Anm.d.Praktikanten)!
Held des Jahres:
Jay Northington, ein absolut genialer Musiker, der es schafft mit simplen Melodien Berge zu versetzen.
Gute Vorsätze für 2013:
Die Buchhaltung nicht wegen jedem Kleinscheiß anzurufen.
MICHAEL HASS
Beste Neuentdeckung:
Alt-J
Größte Live-Überraschung:
Joss Stone
Top 3 – Alben 2012:
Alt-J “An Awesome Wave”
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead “Lost Songs”
Calexico “Algiers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Faceless “Autotheism”
Down “Down IV Part I”
Fear Factory “The Industrialist”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jack White im E-Werk Köln
Deichkind im Palladium Köln
Mono im Gebäude 9 in Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Of Monsters And Men im E-Werk Köln
Wilco im E-Werk Köln
Bestes Festival:
Leider dieses Jahr keine Zeit für Festivals…
Musikmoment des Jahres:
Die Überraschung war groß als eine Handvoll sehr hübscher Frauen elfengleich in weißen Kleidern die Bühne enterten und sich als unfassbar gute Backingband für Jack White erwiesen…
Enttäuschung des Jahres:
Unsere Bundesregierung beschliesst die Herdprämie… Politik aus der Steinzeit.
Held(en) des Jahres:
Alle Menschen die sich selbstlos und ehrenamtlich für Andere einsetzen… die kleinen Taten zählen (Endlich denkt mal einer an mich! Danke! Anm.d.Prakt.)!
Depp(en) des Jahres:
Unsere Bundesregierung
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr Spocht, weniger Suff – mmmhhh… wie jedes Jahr…
LANA GIESE
Beste Neuentdeckung:
Imagine Dragons
Größte Live-Überraschung:
Jennifer Rostock
Top 3 – Alben 2012:
Kraftklub “Mit K”
Deftones “Koi No Yokan”
The Gaslight Anthem “Handwritten”
Flop 3 – Alben 2012:
Green Day “Dos”
Cro “Raop”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jennifer Rostock
Placebo
Your Demise
Flop 3 – Konzerte 2012:
Red Hot Chili Peppers – auch wenn ich gesteinigt werde, aber die Jungs haben meine Erwartungen leider nicht erfüllt (Wo sind meine Steine? Anm.d.Prakt.).
Angels & Airwaves – tolles Konzert aber das gewisse Etwas hat gefehlt.
Bestes Festival:
Vainstream (ein Tag volle Power).
Musikmoment des Jahres:
Jennifer Rostock beim CSD.
Enttäuschung des Jahres:
Blink 182 nicht zu sehen!
Held des Jahres:
Brian Fallon (The Gaslight Anthem)
Gute Vorsätze für 2013:
Weiter so!
SHIRIN KAY
Beste Neuentdeckung:
Mist Within
Größte Live-Überraschung:
Whalerider
Top 3 – Alben 2012:
Crippled Black Phoenix “Mankind The Crafty Ape”
Gazpacho “March Of Ghosts”
Kaizers Orchestra “Violeta Vol. III”
Flop 3 – Alben 2012:
keine
Top 3 – Konzerte 2012:
Crippled Black Phoenix
Pain Of Salvation
Gazpacho
Flop 3 – Konzerte 2012:
Katatonia
Lis Er Stille
Gavin Harrison & 05RIC
Bestes Festival:
keins
Musikmoment des Jahres:
Crippled Black Phoenix in der Harmonie Bonn (Rockpalast).
Enttäuschung des Jahres:
Anathema Acoustic Show
Held des Jahres:
Mein Vater
Depp des Jahres:
Mitt Romney
Gute Vorsätze für 2013:
Noch mehr gute Konzerte besuchen und fotografieren!
STEFAN KAULEN
Beste Neuentdeckung:
Art By Numbers
Größte Live-Überraschung:
Give Em Blood
Top 3 – Alben 2012:
Gojira “L’Enfant Sauvage”
Cattle Decapitation “Monolith Of Inhumanity”
Pig Destroyer “Book Burne”
Gute Vorsätze für 2013:
Das 500ste Konzert fotografieren (Lokalrunde! Anm.d.Prakt.).
THOMAS KRÖLL
Beste Neuentdeckung: Led Zeppelin
Größte Live-Überraschung: Bob Mould
Top 3 – Alben 2012: Ich nenne vier… dafür aber nur zwei Flop-Alben… Brad “United We Stand”
Chris Robinson Brotherhood “Big Moon Ritual”
Wolf Maahn “Lieder vom Rand der Galaxis”
Black Country Communion “Afterglow”
Flop 3 – Alben 2012:
Ben Harper “By My Side”
Aerosmith “Music From Another Dimension”
Top 3 – Konzerte 2012: Foo Fighters, O2 Arena, Prag
Peter Gabriel, König Pilsener Arena, Oberhausen
Bruce Springsteen & E Street Band, RheinEnergie Stadion, Köln
Soundgarden, FZW, Dortmund (Das sind wieder vier! Hält sich hier überhaupt jemand an die Regeln? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012: Rich Robinson, Luxor, Köln
Alabama Shakes, Live Music Hall, Köln
Musikmoment des Jahres: 10 Jahre Musicheadquarter!
Und einige schöne Interviews, aber insbesondere das mit Jan Plewka und Leo Schmidthals von Selig, die sich am Ende eines langen Tages noch fast eine Stunde Zeit nahmen.
Enttäuschung des Jahres: Das ganze Musikjahr 2012 war eine Enttäuschung. Und der völlig unnötige Abstieg des FC.
Held(en) des Jahres: Meine Familie (im engeren und weiteren Sinne)
Depp(en) des Jahres: Jede Menge! Vor allem die ganzen religiös Verblendeten (egal welchen Glaubens), die meinen, dass ihr Gott der einzig Wahre ist. Aber auch ihr werdet irgendwann merken, dass die Erde keine Scheibe ist!
Gute Vorsätze für 2013: Interview mit Dave Grohl! (Träum weiter! Anm.d.Prakt.)
MIRIAM ROBELS
Beste Neuentdeckung:
Reptile Youth
Größte Live-Überraschung:
We Are Augustines (wow!) und Die Orsons (ja, wirklich).
Top 3 – Alben 2012:
Habe viele “Tops”, spontan fallen mir diese ein:
Reptile Youth “Reptile Youth”
Friends “Manifest!”
Lana Del Rey “Born To Die – ist ein bisschen peinlich, aber da muss ich durch.
Top 3 – Konzerte 2012:
Hier muss ich ganz rebellisch die Regeln brechen und auf meine Top 5 ausweichen (grrrrrr… Anm.d.Prakt.):
We Are Augustines – das letzte Konzert der 15-monatigen Tour. So gut, dass selbst der Klomann rauskommt, um zu gucken, was da los ist.
Boots Electric – mit Fotos aus der Pogogrube. Ab der Hälfte dann ein Eagles Of Death Metal Konzert.
Reptile Youth – alle Gerüchte stimmen.
Moneybrother – zum Jahresende noch reingerutscht. Großartige Liveband, immer wieder.
We Were Promised Jetpacks – stillstehen und nicht glauben wollen, dass der Typ auf der Bühne das gerade wirklich live singt.
Musikmoment des Jahres:
Die Ärzte und Jack White spielen am selben Tag in Köln.
Enttäuschung des Jahres:
Ich hatte Ärzte-Karten und hätte Jack White-Karten kaufen sollen.
Held(en) des Jahres:
Security bei Konzerten, die auf meine Kamera aufpasst, damit ich da bleiben kann. Anders Wendin – hat meinen Namen gesagt.
Depp(en) des Jahres:
Der Film “Rock Of Ages”. Ein Film, der aus klassischen 80er Jahre Rocksongs fröhlich-glitzernde Glee-Songs macht und das mit einer der dümmsten Handlungen seit jedem beliebigen Teenie-Film verbindet. Wer allerdings gerne aus Augen und Ohren blutet, sollte sich den Film mal ansehen. Und Lana Del Rey – machte mir mit starrem Blick auf den H&M-Plakaten jeden Morgen Angst auf dem Weg zur Arbeit.
THORSTEN SCHMIDT
Größte Live-Überraschung: Neneh Cherry & The Thing
Top 5 – Alben 2012:
Für Flops hatte ich keine Zeit in 2012! (Ich geb’s auf… Anm.d.Prakt.)
Motorpsycho & Stale Storlokken “The Death Defying Unicorn”
CAN “The Lost Tapes”
Animal Collective “Centipede HZ”
The Swans “The Seer”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Top 5 – Konzerte 2012:
Pearl Jam – Amsterdam II, Ziggo Dome
Motorpsycho mit Orchester – Oslo, Oper
Animal Collective – Rolling Stone Weekender
Primus – Köln, Live Music Hall
Here We Go Magic – Rolling Stone Weekender
Musikmoment des Jahres:
“Crown Of Thorns” endlich live
Bestes Festival:
Weekendfest Köln
Held(in) des Jahres:
Meine Tochter
Depp des Jahres:
DFB
INGRID SILVASI
Beste Neuentdeckung:
Meine persönliche: Philipp Poisel, auch wenn kleine Mädchen ihn schon länger anschmachten… ich bin durch einen Zeitungsartikel erst vor kurzem auf ihn aufmerksam geworden und die Dortmunder Konzertkritik war so gut geschrieben, dass ich in der Mittagspause direkt das Album kaufte und es nicht bereut habe.
Größte Live-Überraschung:
Russkaja – Wacken-Stimmung auf dem Höhepunkt!
Top 3 – Alben 2012:
Philipp Poisel “Projekt Seerosenteich” …und das für mich als Metalbraut! (Headbangen in Zeitlupe. Du machst mir Angst! Anm.d.Prakt.)
Paradise Lost “Tragic Idol”
Tremonti “All I Was”
Flop 3 – Alben 2012:
Richie Sambora -“Aftermath Of The Lowdown” (nicht direkt ein Flop, jedoch für mich recht enttäuschend).
Top 3 – Konzerte 2012:
Richie Sambora – Berlin, Huxley: trotz enttäuschendem Album ein grandioses Konzert!
Opeth – Bochum, Christuskirche: Gänsehaut wegen Atmosphäre, Licht, Songauswahl. Schade nur, dass es keine Zugaben gab…
Annihilator auf dem 70.000 Tons
Flop 3 – Konzerte 2012:
Epica in Berlin – war ganz nett, aber mehr auch nicht… habe mich an der Band satt gesehen…
Bestes Festival:
Mit dem 70.000 Tons Of Metal-Schiff durch die Karibik schippern und dabei mit Metal beballert zu werden! Bereits zum zweiten Mal nicht enttäuscht worden!
Musikmoment des Jahres:
Unzählige Momente auf dem 70.000 Tons-Schiff… mit Jeff Waters quatschen, Bobby Blitz mit seiner Frau bei der Delphin-Show treffen, Michael von In Extremo total betrunken erleben, mit Kenny Winter über Tourismus philosophieren, im Fitness-Center auf Anette Olzon treffen, mit Mary Demurtas und Fabio Lione auf Italienisch plaudern und vieles mehr!
Und: Henry Rollins Spoken Words auf dem Wacken-Festival – habe großen Respekt vor ihm!
Enttäuschung des Jahres:
Die Europäische Union schwindet dahin.
ANDREAS WEIST
Beste Neuentdeckung:
Mumford & Sons
Größte Live-Überraschung:
Royal Republic
Top 5 – Alben 2012:
Birdy “Birdy”
Kylie Minogue “Abbey Road Sessons”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Muse “The 2nd Law”
Cro “Raop”
Flop 3 – Alben 2012:
Robbie Williams “Take The Crown”
Mando Diao “Infruset”
The Killers “Battle Born”
Top 3 – Konzerte 2012:
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich
Westernhagen – Hottentottenmusik
Gregor Meyle – Meile für Meyle
Flop 3 – Konzerte 2012:
keine
Bestes Festival:
Burg Herzberg Festival
Musikmoment des Jahres:
Udo Lindenberg (egal was er macht)
Enttäuschung des Jahres:
Gottschalk beim Supertalent
Held(en) des Jahres:
Pussy Riot
Depp des Jahres:
Peer Steinbrück
Gute Vorsätze für 2013:
Diesmal nicht!
ASTRID WEIST
Beste Neuentdeckung:
Christina Perri und Fun!
Größte Live-Überraschung:
Wallis Bird als Support von Boy im Exhaus Trier
Top 3 – Alben 2012:
Anna Depenbusch “Sommer aus Papier”
Gregor Meyle “Meile für Meyle”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Flop 3 – Alben 2012:
Ich habe keine Zeit, mir schlechte Alben anzuhören!
Top 3 – Konzerte 2012:
Maria Mena Viktoria Tour im E-Werk Köln
Gregor Meyle live im Café Hahn in Koblenz
Philipp Poisel live in der Philharmonie Luxemburg (Meine Güte, was hat dieser Philipp Poisel nur was ich nicht habe??? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012:
Ich habe auch keine Zeit, mir schlechte Konzerte anzuhören!
Musikmoment des Jahres:
Auftritt mit dem Chorschatten beim Herbstkonzert in Fohren-Linden.
Held(en) des Jahres:
Alle, die trotz des angekündigten Weltuntergangs noch ein Apfelbäumchen gepflanzt haben.
Depp(en) des Jahres:
Alle, die sich freiwillig der öffentlichen Beurteilung durch Dieter Bohlen ausgesetzt haben.
Gute Vorsätze für 2013:
Zumindest nichts schlechter zu machen als 2012!
THOMAS WELSCH
Beste Neuentdeckung:
Witchcraft
Größte Live-Überraschung:
Billy Talent, 9.10., Düsseldorf
Top 3 – Alben 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken “The Death Defying Unicorn”
Baroness “Yellow & Green”
Deftones “Koi No Yokan”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Torche “Harmonicraft”
Flop 3 – Alben 2012:
Brad “United We Stand”
Top 3 – Konzerte 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken, Leuven
Pearl Jam, Kopenhagen
Billy Talent, Düsseldorf
Flop 3 – Konzerte 2012:
keins
Musikmoment des Jahres:
Pearl Jam Konzert während “Baba O’Riley”.
BETTINA ZIMMERMANN
Beste Neuentdeckung:
Admiral Fallow
Jake Bugg
Größte Live-Überraschung:
Parov Stelar Band
Reptile Youth
Top 5 – Alben 2012:
Mumford & Sons “Babel”
Keane “Strangeland”
Of Monsters And Men “My Head Is An Animal”
Borko “Born To Be Free”
The Lumineers “The Lumineers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Killers “Battle Born”
Placebo “EP3 (EP)”
Billy Talent “Dead Silence”
Top 5 – Konzerte 2012:
Mumford & Sons – Hurricane Festival, Scheeßel
Two Door Cinema Club – Große Freiheit 36, Hamburg
Nada Surf – Markthalle, Hamburg
Keane – Docks, Hamburg
Beatsteaks – FM4 Frequency Festival, St.Pölten Österreich
Flop 3 – Konzerte 2012:
New Order – Hurricane Festival, Scheeßel
The Stone Roses – Hurricane Festival, Scheeßel
Hey Rosetta! – Haus 73, Hamburg
Bestes Festival:
Open Air – Hurricane Festival Scheeßel
Clubfestival – Reeperbahn Festival Hamburg
Musikmoment des Jahres:
Musikpreis HANS in Hamburg
Enttäuschung des Jahres:
Konzertabbruch von Placebo nach nur einem Song auf dem FM4 Frequency Festival.
Held des Jahres:
RIP Oscar Niemeyer (Architekt von Brasilia)
Depp(en) des Jahres:
Rücksichtslose Zuparker in meiner Straße.
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr und vor allem regelmäßig Erholungsurlaub (Urlaub? Was ist Urlaub? Anm.d.Prakt.)!
Mit unvergessenen Hits wie “Sehnsucht” und “Verliebte Jungs” startete Purple Schulz Anfang der 80er seine Karriere. Seit 15 Jahren hat er zwar kein eigenes Studioalbum mehr veröffentlicht, war aber keineswegs untätig. Er spielte zahlreiche Liveshows mit seinem musikalischen Wegbegleiter Josef Piek, schrieb zwei Kindermusicals und arbeitete mit vielen deutschen Künstlern zusammen. Die überraschende Trennung von Josef Piek Ende letzten Jahres war für Schulz nun gleichzeitig Startschuss für einen Neuanfang und sein aktuelles Album “So und nicht anders”.
Purple Schulz hat dieses Album erstmals in Eigenregie produziert. Die meisten Lieder dafür entstanden gemeinsam mit seiner Frau Eri, und für die Aufnahmen holte er sich zahlreiche befreundete Musiker und Sänger ins Studio. Das Ergebnis entschädigt voll und ganz für 15 Jahre Wartezeit: 14 unglaubliche Songs mit Leidenschaft und Tiefgang, von denen jeder einzelne schon beim ersten Hören einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Ein absolutes Highlight gibt es gleich am Anfang mit dem Opener “Ich hab Feuer gemacht”, ein wunderbares Plädoyer für Kreativität und Mut, das in einen vor Lebensfreude nur so sprühenden Schlusschor mündet. Da möchte man am liebsten direkt auf die Repeat-Taste drücken, aber auch die folgende Ballade “Vorbei ist vorbei”, die Trennung als Chance für einen Neuanfang interpretiert, nimmt einen schnell gefangen.
Dass man als Hörer bei keinem Song gleichgültig bleibt, liegt hauptsächlich daran, dass Purple Schulz sich an komplexe und unkonventionelle Themen herantraut und diese musikalisch äußerst gelungen umsetzt. Da wird im schwungvollen Gassenhauer “Uns kann nix passieren” mit Unterstützung von Heinz Rudolf Kunze sarkastisch Gesellschaftskritik geübt, und “Fragezeichen”, das Schulz noch gemeinsam mit Josef Piek schrieb, schildert einfühlsam das Leben aus Sicht eines Alzheimer-Patienten. “Wofür?” ist der verzweifelte Aufschrei eines geplagten Vaters, der sich auf der Party seiner Teenager-Kids wiederfindet, und “In völliger Dunkelheit” die etwas düsterere Purple Schulz-Variante der Thematik von “Ich war noch niemals in New York”.
Besonders unter die Haut geht “Die dünne Wand”, das den plötzlichen Übergang von scheinbar kontrollierter Normalität in krankhaften Wahnsinn beschreibt, welcher durch anfangs untermalende und sich dann dramatisch steigernde Streicher musikalisch eindrücklich erlebbar wird. Ähnlich berührend ist auch das ruhige “Auf dem Grund”, ein Lied aus der Feder von Dania König, die es hier mit Schulz im Duett singt. Noch mehr weibliche Unterstützung bekommt der Sänger übrigens von Christina Lux bei “Geheimnis” oder von Regy Clasen in der Ballade “Kleine Geschichte vom Ende einer großen Liebe” und dem mutmachenden “Spiegeln”.
Tiefgründige Inhalte lassen sich natürlich auch in mitreißende Songs verpacken, wie “Wir haben alle was zu sagen” beweist, oder “So macht das keinen Spaß”, eine bissige Abrechnung mit fanatischer und falsch verstandener Religiosität in jeder Form. Am Schluss wird es aber nochmal ganz leise, wenn Schulz sich in “Der letzte Koffer” auf bewegende und tröstliche Weise mit dem Thema Sterben auseinandersetzt. Ein würdiger Abschluss für eines der besten deutschsprachigen Alben dieses Jahres!