In Extremo erzählen vom Geben und Nehmen
Das letzte Album „Kunstraub“ (2013) wurde von vielen Fans mit gemischten Gefühlen aufgenommen. In Extremo hatten sich augenscheinlich dem Massengeschmack angepasst und es sah so aus, als wollten sie neuen deutschen Helden wie Unheilig in die Gefilde des Mainstream folgen. Aber warum solche Kompromisse machen? Ein Platz an der Chartspitze ist ihnen seit vielen Jahren ohnehin sicher. So wartete man gespannt darauf, ob die Band die Kurve kriegt und ihre Fans wieder mit kompromisslosem Mittelalterrock begeistern kann.
Kurz gesagt: sie kann! Das Album „Quid pro quo“ zeigt das Septett ganz in der Tradition von „7“ und „Sängerkrieg“. Man klingt rockiger – und Ausflüge in das Genre Metal dürften einige Hörer überraschen. In dem Song „Roter Stern“ (featuring Hansi Kürsch von Blind Guardian) geht es schon ordentlich zur Sache. Und etwas später haut „Flaschenteufel“ im Verbund mit Heaven Shall Burn so kräftig rein, wie kein anderer In Extremo Song der letzten Jahre. Mein absoluter Favorit auf diesem Album.
Interessant ist auch die Einbeziehung ungewöhnlicher Sprachen in die Rockmusik. Latein gibt der Albumtitel ja schon vor, doch es finden sich zudem Songs in estnischer, walisischer und russischer Sprache. Auch wenn man die Texte nicht versteht, kommen sie lautmalerisch gut rüber und geben dem Album entsprechenden Drive.
Den lateinischen Ausspruch „Quid pro quo“ kennen wir schon von Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“. Die Thematik von Nehmen und Geben behandelt dann auch der Song „Störtebeker“ als idealer Opener. In Extremo erzählen die Geschichte des Robin Hood der Meere. Mit solchen Texten sind sie in Bestform. „Pikse Plave“ erklingt sehr folkloristisch mit mittelalterlichen Klängen. Ein weiteres Highlight des Albums. Und das Trinklied „Sternhagelvoll“ kommt passend zum Abschluss.
Mit „Quid pro quo“ haben sich In Extremo selbst übertroffen. Wir bekommen die ganze Bandbreite ihrer Musik geboten und das Instrumentarium sieht wie gewohnt die ungewöhnlichsten Mittelalter-Instrumente vor. Die Balance zwischen folkloristischem Saitenspiel und metallischer Härte ist absolut gelungen. So dürfen In Extremo gerne noch zwanzig Jahre weiter machen.