Der klassische Soundtrack des Sommers

Diese Einspielung möchte ich mal als äußerst gelungenes Experiment bezeichnen, denn hier vermischen sich moderne Elemente gekonnt und sehr konsequent mit klassischen Melodien.

Debussys „La Fille aux Cheveux de Lin“ startet als Pianostück, wird aber alsbald mit chilligen Elektroniksounds versetzt, die nach einem Schwofen durch die laue Sommernacht klingen. Allein die vokalen Einsprengsel finde ich etwas übertrieben. Der Schwan aus Camille Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“ gleitet auch hier elegant durch den Tag, wird aber mit einem mystischen Gesang versehen. Und DJ Roosevelt gestaltet Ravels „Jeux D’eau“ zum nervösen Tanzstück im Discobeat um.

Spannend wird es bei äußerst bekannten Passagen beispielsweise aus Tschaikowskys „Schwanensee“ oder Bizets „Carmen“. Die melodische Grundlage hat man noch im Ohr – doch sie wird in diesen Fällen mit lasziven Vocals ausgestattet und auf eine neue Ebene gehoben. Der britische Komponist, Orchestrator und Dirigent Sam Thompson krönt das Album mit einer virtuosen Überarbeitung von Faurés „Pavane“, die sein Freund Peter Gregson am Cello begleitet. »Für mich«, so Thompson, »liegt der Sommer im leuchtenden Frohmut der zwitschernden Holzbläser und den langen, schmachtenden Phrasen der Cellomelodie.«

Wer bei klassischen Interpretationen eine originalgetreue Umsetzung erwartet, sollte jedenfalls vorsichtig sein. Er könnte enttäuscht werden. Viele der grundlegenden Melodien sind kaum noch zu erkennen und verschwinden hinter elektronischen Einlagen. Die DJs und Produzenten haben hier einen komplett neuen Sound geschaffen, der sehr gut zum Chill-Out-Room einer Disco passt oder zum gelungenen Tanzabend am Strand beitragen kann. Damit ist dann auch die Zielgruppe definiert.

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