Nummer Fünf lebt
The 1975 wurden 2002 in Manchester gegründet und haben sich mit ihrer unverwechselbaren Ästhetik, ihrer begeisterten Fangemeinde und ihrem einzigartigen Sound als eine der wichtigsten Bands ihrer Generation etabliert.
Das letzte Album der Band „Notes On A Conditional Form“ aus dem Jahr 2020 wurde ihr viertes Nummer-1-Album in Großbritannien in Folge und landete auch in Australien an der Chartspitze. Die Band wurde 2020 von NME zur „Band des Jahrzehnts“ gekürt, nachdem sie sowohl 2017 als auch 2019 den BRIT Award als beste britische Gruppe erhielt. Ihr drittes Studioalbum „A Brief Inquiry Into Online Relationships“ wurde bei der Preisverleihung 2019 ebenfalls als „Mastercard British Album of the Year“ ausgezeichnet.
Die Erwartungen an „Being Funny in a Foreign Language“ waren also hoch. Wieder ein Album mit geheimnisvollem Titel – inzwischen The 1975s Markenzeichen. Als Opener startet es sogleich mit hektischem Piano-Stakkato und einem Song, der wie der Bandname heißt. Danach geht es rhythmisch stark mit Jazz-Anleihen und Saxofon in „Happiness“ weiter.
Wirklich ruhig wird es zunächst nur in ausgewählten Passagen. Selbst eine vermeintliche Ballade wie „Looking For Somebody (To Love)“ wird von flirrenden Beats getragen. Und „Oh Caroline“ führt uns atmosphärisch an die amerikanische Westküste. Hörbar entspannter kommt aber die zweite Albumhälfte daher. Man höre nur die Melancholie in „Human Too“ oder das sphärische „About You“. Ganz zum Schluss bietet die Hymne „When We Are Together“ gar Streicherklänge auf.
Das Quartett aus Manchester, allen voran Songwriter Matthew Healy, erfüllt mal wieder alle Erwartungen an anspruchsvolle Popmusik und gepflegten Indierock. „Being Funny in a Foreign Language“ ist so etwas wie ein Übergangsritus für The 1975. Healy, seit vier Jahren clean vom Heroin, hat seine Identitätskrise in den Zwanzigern hinter sich gelassen und fühlt sich in seiner Karriere als Autor völlig angekommen, während Lead-Gitarrist Adam Hann sein erstes Kind bekommen hat. Die Band ist erwachsen geworden und in vielerlei Hinsicht sesshaft. Das hört man im organischen Sound der Band, der den spätpubertären Maximalismus früher Alben ersetzt. Nummer 5 lebt – und überzeugt voll und ganz!