The Airborne Toxic Event: Ein autobiographisches Album von Mikel Jollett
Es ist das bislang sechste Studio-Album der Indie Rock-Band aus Los Angeles. Thematisch ist es nahe an seinem autobiografischen Roman gehalten, erklärt Frontmann Mikel Jollett: „Nach dem Tod meines Vaters vor vier Jahren musste ich mir eine Auszeit nehmen. Währenddessen begann ich an meinem Buch zu schreiben. Die Musik begleitete mich auf meinem Weg in der Bewältigung der Trauer. Alle Lieder die dabei herauskamen finden sich auf dem Album wieder.“
Mit diesem Hintergrund entfalten die Stücke eine sehr starke Wirkung. Da herrscht viel Melancholie und Nostalgie vor – und diese wird in wundervolle Songs gepackt, die irgendwo zwischen Bruce Springsteen und Kings of Leon durch die Sphären schweben. Es ist vor allem die charismatische Stimme des Sängers und Protagonisten, die die Geschichten zum Leben erweckt. Und das mit eindringlicher musikalischer Kraft.
Zu verarbeiten hat der Sänger und Lyriker tatsächlich enorm viel. In seinen Memoiren berichtet Jollett über eine außergewöhnliche persönliche Reise. Diese begann mit dem Aufwachsen in einer religiösen Sekte. Nach seiner Kindheit voller Armut und emotionalem Missbrauch fand der Künstler seine Stimme erst durch das Schreiben und die Musik wieder. Genau diese Kraft steckt laut Jollett auch in den zwölf Songs: „Als ich meinen Jungs die Songs — die ich nie veröffentlichen wollte — vorspielte, schlossen wir einen Pakt. Wir schworen uns, daraus ein Album zu formen, das für die Liebe zum Rock’n’Roll steht.“
Der Opener und Titeltrack ist eine sehr energetische Erinnerung an Mikels Vater. Ein episch nach vorne treibender Song, der sich als Stadionrocker hervorragend machen wird. Doch schon im zweiten Track wird es nachdenklich und in gewisser Weise auch anklagend. „Brother How Was The War?“ stellt die Sinnfrage, „Carry Me“ und „Come On Out“ äußern den Wunsch nach einer Flucht aus dem tristen Geschehen. Verkleidet in folkige Klänge macht man mit dem Sänger eine Reise in die tiefe Vergangenheit.
Die Aggressivität von „I Don’t Want To Be Here Anymore“ und die tiefe Intensität in „Everything I Love Is Broken“ nehmen uns mit in die Zeit großer Desorientiertheit. Selten erlebt man, dass ein Songwriter seine Gefühle so klar und persönlich in Worte packt. „The Common Touch“ ist der vielleicht wichtigste Song des Albums, eingerahmt vom zweiteiligen „The Place We Meet A Thousand Feet Beneath The Racetrack“. Erzählend. Voller Fragen und Selbstzweifel. Zumindest bietet „True“ schließlich einen optimistischen und versöhnlichen Abschluss.
Als Konzeptalbum und Soundtrack zu einer dramatischen und turbulenten Geschichte zwischen Sekte, Drogen und Bewährungsauflagen funktioniert das Album hervorragend und nimmt uns mit auf eine berührende Reise.