Ein Album das heisst wie es ist: „Wunderbar“ von The Living End

Im April 2009 sind The Living End zuletzt über meinen Radar geflogen. Damals stellte das Trio im Kölner Gloria sein fünftes Album „White Noise“ vor und am Abend der Show hatte ich ein lustiges Interview mit Scott Owen und Andy Strachan. Seitdem ist einiges passiert. Viele Hit-Singles, Gold- und Platinauszeichnungen, Welttourneen und eine stetig gewachsene und glückliche Fanschar später sind Sänger und Gitarrist Chris Cheney, Scott Owen (Kontrabass, Gesang) und Schlagzeuger Andy Strachan zu einer der renommiertesten und respektiertesten Punkrockbands Australiens geworden. Sich selbst betrachten The Living End eher als Rock’n’Roll-Band mit Punkethik. Sie zählen The Clash, Iggy Pop, The Who und The Jam zu ihren Einflüssen und teilen mit ihnen die gleichen Ideale.

Tatsächlich vermischen The Living End in ihren Songs Einflüsse aus Punk, Rockabilly und Rock. Ihr neues und inzwischen achtes Album „Wunderbar“ macht da keine Ausnahme. Aufgenommen wurde es in Deutschland und dem Albumtitel nach zu urteilen scheint es ihnen bei uns gefallen zu haben. Die Begeisterung und der Spass an der Sache sind jedenfalls in jedem der elf Stücke deutlich zu hören. Der Opener und gleichzeitig die erste Single „Don’t Lose It“ (hier gibt’s das Video dazu) kommt zwar noch mit leicht angezogener Handbremse daher, aber was danach folgt macht einfach nur mega gute Laune.

Mal hymnisch-melodisch wie in „Not Like The Other Boys“ oder etwas härter wie in „Proton Pill“. Wer musikalische Abwechslung fernab aller ermüdenden Punkschablonen sucht, der findet sie auf „Wunderbar“. Zu meinen persönlichen Favoriten gehören das mit reichlich textlichem Zündstoff ausgestattete „Death Of The American Dream“ und besonders „Amsterdam“, zu dem es hier auch ein witziges Video gibt, das allerdings in Heidelberg enstanden ist. Schwachpunkte sucht man auf „Wunderbar“ vergeblich.

Und so bleibt man am Ende mit einem fetten Grinsen im Gesicht zurück. Das was die Toten Hosen schon seit langer Zeit weit jenseits der Peinlichkeitsgrenze versuchen, schaffen The Living End spielend. Nämlich auch im 24. Jahr ihres Bestehens so frisch und kraftvoll zu klingen als hätten sie den Proberaum gerade zum ersten Mal verlassen. Es gab in den vergangenen neun Jahren wohl kaum ein Album, dessen Titel besser beschreibt was in ihm steckt als „Wunderbar“. Auf meinem Radar sind The Living End ab heute wieder eine feste Größe.