Seit 50 Jahren monstermäßig genial
50 Jahre und das Rockmonster ist kein bisschen leise! „The Monster Roars“ ist bereits das 24. Album von Magnum, wenn man die beiden Werke mitzählt, die unter dem Bandnamen Hard Rain erschienen sind und die Zeit zwischen offizieller Auflösung (1995) und Wiedervereinigung (2002) überbrückten. Und es scheint, dass die beiden Mittsiebziger Bob Catley und Tony Clarkin noch lange nicht ans Aufhören denken. Zumindest ist ihr neuer Output so vielfältig und genial, dass man sich um mangelnden Ideenreichtum keine Sorgen machen muss.
Erste Überraschung ist das düstere Artwork, das so gar nicht zu den Fantasy-Bildern der Vergangenheit passen will (wie noch bei „The Serpent Rings“). Doch das satanische Gemälde auf der Vorderseite bedeutet keineswegs, dass man sich auf Hardcore und Death Metal einstellen muss. Im Gegenteil: Magnum bleiben ihrer klassischen Hardrock-Ausrichtung mehr als treu und warten mit zwölf fast gleichmäßig ca. 5minütigen Songs auf, die sich durch die Welt von Rock, Hardrock und AOR ziehen.
Ein melodischer Sound mit starken Gitarrenriffs und Catleys immer noch perfekte und sonore Rockstimme beherrschen das Alterswerk. Dabei ist es kein Aufguss der großen Erfolge, sondern ein durchaus abwechslungsreicher Hitreigen. Da darf man auch mal wie in „I Won’t Let You Down“ nach den späten Queen klingen und ich kann Bob nur für seine hohen Vocals bewundern.
Auch nach 50 Jahren im Geschäft können Magnum noch alle Register ihres Könnens ziehen und ein neues großes Werk schaffen. Es gibt epische Momente, viel Hardrock, sphärische Passagen und auch mal schwungvolle Bläserklänge wie in „No Steppin‘ Stones“. Aber das bleibt ein Ausreißer. Alles in allem ist „The Monster Roars“ ein manchmal melancholisches, in den meisten Fällen aber äußerst hymnisches und bisweilen bombastisches Hardrock-Werk. So bleibt man sich treu, ohne zur Kopie seiner selbst zu verkommen. Wer das wirkliche Monster auf Erden ist, wird dann übrigens im Booklet geklärt.
Neben der regulären Scheibe spendieren Magnum ein limitiertes Box-Set mit drei zusätzlichen Bonus-Tracks, darunter eine neue Version von „Days Of No Trust“, dem Opener des 1988er Album Klassikers „Wings Of Heaven“, eine neue remasterten Fassung von „Sweets For My Sweet“, der allerersten Single ihrer Karriere aus dem Jahr 1975, sowie ein bislang unveröffentlichter Track aus der gleichen Ära. Ab März 2022 wird die Band dann hoffentlich auch wieder auf großer Europatournee zu sehen sein.