Iggy Pop: Der „Godfather of Punk“ mit Veröffentlichungs-Initiative

Im März 2010 wurde Iggy Pop in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine Auszeichnung, auf die er vermutlich nie hingearbeitet hat. Zu exzessiv war sein Leben, zu exzentrisch seine Performance. Doch verdient hat er es allemal. Im Jahr 2020 gibt es einen Blick zurück in die Anfangszeit der Karriere: Nach drei Alben mit den Stooges war er Ende der 70er in Berlin und begann sein Soloschaffen im Dunstkreis von David Bowie.

Die 7-CD-Box „The Bowie Years“, die Iggy Pops Alben aus dieser Berlin-Ära enthält, erschien am 29. Mai 2020. Das Box-Set enthält neu remasterte Versionen von „The Idiot“ und „Lust For Lif“, das Live-Album „TV Eye“, drei weitere Konzerte und seltene Outtakes, alternative Mixe sowie ein 40-seitiges Buch.

„Lust For Life“ und „The Idiot“ wurden auch als eigenständige 2CD-Deluxe-Editionen mit Bonus-Live-CDs veröffentlicht. Das Box-Set und die Alben bieten einen faszinierenden Einblick in die einzigartige kreative Phase, die die legendäre Berlin-Ära des Post-Punk definierte. Zur Review liegen mir diese beiden Digipacks vor.

Beginnen wir mit „The Idiot“, das im März 1977 erschienen ist. Iggy stand damals unter den Fittichen von Bowie, der ihn ermutigte und förderte, der das Album produzierte und teilweise auch die Arrangements schrieb. Wichtigster Titel ist natürlich „China Girl“, den Bowie sechs Jahre später in einer seichteren, tanzorientierten Version zum Welthit machte. Die Live-CD wurde am 7. März 1977 im Rainbow Theatre London mitgeschnitten. Eine sehr authentische Aufnahme, die auch klangtechnisch dem Punk alle Ehre macht. Sicher nichts für Sound-Puristen, aber eine kraftvolle und dynamische Performance.

Auch auf „Lust For Life“ ist Bowies Einfluss deutlich spürbar. Es erschien ebenfalls 1977 (nur ein halbes Jahr nach dem Erstling) und ist deutlich aggressiver als der Vorgänger. Mit „The Passenger“ enthält es Iggys bekanntesten Titel, den jeder noch im Ohr haben dürfte. Sein „lalala“-Mitsingteil hat schon Generationen mitgerissen. Ebenso wichtig ist natürlich der Titeltrack, der auf Anhieb an „Trainspotting“ erinnert. Das Livealbum entstand 1977 in Cleveland und ist klanglicher ein Stück besser als oben erwähnte Version. Auch hier sind noch einige Stooges-Titel vertreten.

Die Digipacks sind schön aufgemacht mit Schwarz-weiß-Fotos auf den Innenseiten und jeweils einem aussagekräftigen Booklet, das sowohl die Lyrics, viele Illustrationen und kurze Interviews mit Weggefährten enthält. Feine Sache – und die Bezeichnung „Deluxe“ ist wirklich angebracht.