Mit der neuen Show „China Girl – Liebe ist stärker als Blut“ macht sich unter der Führung der beiden deutschen Produzenten Hermjo Klein und Raoul Schoregge eine weitere Produktion des Chinesischen Nationalcircus auf den Weg, die Herzen eines weltweiten Publikums zu erobern. Die Welt-Premiere ist für den 17. Dezember 2021 geplant. Das Artistenensemble und Raoul Schoregge arbeiten seit dem Lockdown im März 2020 auf diese Premiere hin und bereiten sich mental wie körperlich auf den lang ersehnten Neustart der Kultur hin.
Analog zum Titel präsentiert sich bei dem innovativen Showkonzept Acrobatical die hohe Kunst der chinesischen Akrobatik auf dem Soundteppich der live performten Highlights aus dem musikalischen Gesamtwerk der legendären Pop Ikone David Bowie. Die Handlung ist eine Übertragung von William Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ in das New York City der Jahrtausendwende.
Raoul Schoregge ist als Manager des Chinesischen Nationalcircus nicht nur ein disziplinierter Organisator und sachlicher Zahlenmensch. Von Hause aus ist er ausgebildeter Clown, trat unter anderem im Circus Krone auf, hat seine eigene Show im Repertoire und steht auch in „China Girl“ mit auf der Bühne. In seiner Autobiografie „Die Leiter am Fuße des Lächelns“ blickt er auf sein bewegtes Leben zurück: Wie kam es zum Beispiel dazu, dass er zur besten Sendezeit im Ersten Deutschen Fernsehen live mit einer Torte die Treppe herunterflog? Oder wie schaffte er es, Oleg Popov, den größten Clown der Neuzeit, zum ersten und einzigen Mal nach China zu bringen?
Das Buch beschreibt in den Worten des Weltenbummlers seine Geschichte und die großen Wagnisse eines ganz besonderen Abenteuers. Die fesselnde Biografie führt von Europa nach Asien und um den ganzen Planeten. Das Buch ist gespickt mit Anekdoten und chinesischen Weisheiten – dadurch wird es zum äußerst kurzweiligen Lesevergnügen und macht Lust auf die Shows des Circus, die (hoffentlich) Ende des Jahres starten.
Im März 2010 wurde Iggy Pop in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine Auszeichnung, auf die er vermutlich nie hingearbeitet hat. Zu exzessiv war sein Leben, zu exzentrisch seine Performance. Doch verdient hat er es allemal. Im Jahr 2020 gibt es einen Blick zurück in die Anfangszeit der Karriere: Nach drei Alben mit den Stooges war er Ende der 70er in Berlin und begann sein Soloschaffen im Dunstkreis von David Bowie.
Die 7-CD-Box “The Bowie Years”, die Iggy Pops Alben aus dieser Berlin-Ära enthält, erschien am 29. Mai 2020. Das Box-Set enthält neu remasterte Versionen von “The Idiot” und “Lust For Lif”, das Live-Album “TV Eye”, drei weitere Konzerte und seltene Outtakes, alternative Mixe sowie ein 40-seitiges Buch.
“Lust For Life” und “The Idiot” wurden auch als eigenständige 2CD-Deluxe-Editionen mit Bonus-Live-CDs veröffentlicht. Das Box-Set und die Alben bieten einen faszinierenden Einblick in die einzigartige kreative Phase, die die legendäre Berlin-Ära des Post-Punk definierte. Zur Review liegen mir diese beiden Digipacks vor.
Beginnen wir mit “The Idiot”, das im März 1977 erschienen ist. Iggy stand damals unter den Fittichen von Bowie, der ihn ermutigte und förderte, der das Album produzierte und teilweise auch die Arrangements schrieb. Wichtigster Titel ist natürlich “China Girl”, den Bowie sechs Jahre später in einer seichteren, tanzorientierten Version zum Welthit machte. Die Live-CD wurde am 7. März 1977 im Rainbow Theatre London mitgeschnitten. Eine sehr authentische Aufnahme, die auch klangtechnisch dem Punk alle Ehre macht. Sicher nichts für Sound-Puristen, aber eine kraftvolle und dynamische Performance.
Auch auf “Lust For Life” ist Bowies Einfluss deutlich spürbar. Es erschien ebenfalls 1977 (nur ein halbes Jahr nach dem Erstling) und ist deutlich aggressiver als der Vorgänger. Mit “The Passenger” enthält es Iggys bekanntesten Titel, den jeder noch im Ohr haben dürfte. Sein “lalala”-Mitsingteil hat schon Generationen mitgerissen. Ebenso wichtig ist natürlich der Titeltrack, der auf Anhieb an “Trainspotting” erinnert. Das Livealbum entstand 1977 in Cleveland und ist klanglicher ein Stück besser als oben erwähnte Version. Auch hier sind noch einige Stooges-Titel vertreten.
Die Digipacks sind schön aufgemacht mit Schwarz-weiß-Fotos auf den Innenseiten und jeweils einem aussagekräftigen Booklet, das sowohl die Lyrics, viele Illustrationen und kurze Interviews mit Weggefährten enthält. Feine Sache – und die Bezeichnung “Deluxe” ist wirklich angebracht.
Die 7-CD-Box „The Bowie Years”, die Iggy Pops Alben aus der Berlin-Ära enthält, erscheint am 29. Mai via Universal Music Catalogue (UMC). Das Box-Set enthält neu remasterte Versionen von „The Idiot“ und „Lust For Life“, das Live-Album „TV Eye“, drei weitere Konzerte und seltene Outtakes, alternative Mixe sowie ein 40-seitiges Buch. „Lust For Life” und „The Idiot” werden am selben Tag auch als eigenständige 2CD-Deluxe-Editionen mit Bonus-Live-CDs veröffentlicht. Das Box-Set und die Alben bieten einen faszinierenden Einblick in die einzigartige kreative Phase, die die legendäre Berlin-Ära des Post-Punk definierte.
Iggy Pops „The Idiot” und „Lust For Life” sind nach wie vor zwei einflussreiche Alben, deren Sound und die dahinter stehende Einstellung bis heute neue Künstlergenerationen prägen und inspirieren. Beide Alben beeinflussten zudem Künstler und Bands wie Joy Division , Queens Of The Stone Age, IDLES, Fontaines DC, R.E.M., Depeche Mode, N.I.N. oder zum Beispiel Nick Cave.
Parallel zur Ankündigung der neuen Editionen erscheint ein Alternativ-Mix von „China Girl“ als erster Vorgeschmack auf die Box. Link: https://open.spotify.com/track/0ELTosd4SRO6NvdrPczZkt?si=2sZRzIz_TdG7zb1ppkQg3A Ursprünglich als zweite Single von „The Idiot“ im Mai 1977 veröffentlicht, bescherte Iggys vertonte Schwärmerei, die wiederholt als Hymne auf den Hedonismus oder auch auf seine frühere Band The Stooges interpretiert wurde, schließlich auch David Bowie einen Hit: 1983 nahm Co-Songwriter Bowie eine weitere Version davon für sein von Nile Rodgers produziertes Album „Let’s Dance“ auf.
Nach dem Ende von Iggy Pops bahnbrechender Proto-Punk-Band The Stooges und gemeinsamen Reisen zogen Iggy Pop und David Bowie 1977 nach West-Berlin, um mit der Arbeit an Iggys erstem Soloalbum zu beginnen. Inspiriert von der Umgebung der Ära des Kalten Krieges und benannt nach einem Roman des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski, entfernte sich Iggy mit „The Idiot” vom Gitarren lastigen Heavy-Punk der Stooges (dem allgegenwärtigen Sound der Ära) und brachte elektronische Texturen und grüblerische Dunkelheit in seine Musik. Das Album avancierte zu einem kommerziellen Erfolg mit Songs wie „China Girl”, „Nightclubbing”, „Funtime” oder „Sister Midnight”.
Wenige Wochen nach Abschluss der begleitenden Tournee zur Promotion von „The Idiot” kehrten Bowie und Pop zurück ins Studio, um Iggys zweites Soloalbum „Lust For Life” aufzunehmen. Diesmal stand wieder mehr das Rock ´n´ Roll-Feeling im Vordergrund mit zwei von Iggy Pops größten Hits: dem Titelsong „Lust For Life“ und die Hymne „The Passenger”.
Neben diesen beiden Alben befindet sich in der Box eine neu remasterte Version des Live-Albums „TV Eye”, das während der Tournee 1977 in Cleveland, Chicago und Kansas City mit David Bowie an den Keyboards aufgenommen wurde. Außerdem gibt es drei CDs mit Live-Aufnahmen vom März 1977, die zum ersten Mal offiziell veröffentlicht werden: „Live at The Rainbow Theatre, London“, „Live at The Agora, Cleveland“ und „Live at Mantra Studio, Chicago“. Eine weitere CD bietet Demoaufnahmen und Raritäten. Das Set enthält auch ein 40-seitiges Booklet mit Beiträgen der Musiker, die an den Alben mitarbeiteten, und berühmten Fans, die über den Einfluss diskutieren, den die Alben auf sie ausgeübt haben. – Ein limitiertes Poster ist zudem online bei udiscover.com erhältlich.
Titellisten:
7CD-BOX
DISC ONE (The Idiot)
Sister Midnight
Nightclubbing
Funtime
Baby
China Girl
Dum Dum Boys
Tiny Girls
Mass Production
DISC TWO (Lust For Life)
Lust for Life
Sixteen
Some Weird Sin
The Passenger
Tonight
Success
Turn Blue
Neighbourhood Threat
Fall in Love with Me
DISC THREE (TV Eye Live)
T.V. Eye
Funtime
Sixteen
I Got A Right
Lust for Life
Dirt
Nightclubbing
I Wanna Be Your Dog
DISC FOUR (Demo’s and Rarities)
Sister Midnight – Mono Single Edit
Sister Midnight – Single Edit
China Girl – Single Edit
Dum Dum Boys – Alt Mix
Baby – Alt Mix
China Girl – Alt Mix
Tiny Girls – Alt Mix
I Got A Right – Single
Lust for Life – Edit
Interview with Iggy about Recording the Idiot
DISC FIVE (Rainbow Theatre – Finsbury Park, London 07/03/1977)
Raw Power
TV Eye
Dirt
1969
Turn Blue
Funtime
Gimme Danger
No Fun
Sister Midnight
I Need Somebody
Search and Destroy
I Wanna Be Your Dog
Tonight
Some Weird Sin
China Girl
DISC SIX (Agora Cleverland 21/03/1977)
Raw Power
TV Eye
Dirt
1969
Turn Blue
Funtime
Gimme Danger
No Fun
Sister Midnight
I Need Somebody
Search and Destroy
I Wanna Be Your Dog
China Girl
DISC SEVEN (Mantra Studios, Chicago 28/03/1977)
Raw Power
TV Eye
Dirt
Turn Blue
Funtime
Gimme Danger
No Fun
Sister Midnight
I Need Somebody
Search and Destroy
I Wanna Be Your Dog
China Girl
The Idiot – 2CD Deluxe
DISC ONE (The Idiot)
Sister Midnight
Nightclubbing
Funtime
Baby
China Girl
Dum Dum Boys
Tiny Girls
Mass Production
DISC TWO (Rainbow Theatre – Finsbury Park, London 07/03/1977)
Genau wie wir uns an die jährliche Sause von “Sing meinen Song” gewöhnt haben, gehört auch das dazu passende “Weihnachtskonzert” auf CD zur adventlichen Festtagsstimmung. Und wieder ist die Zusammenstellung äußerst spannend. Das Repertoire an klassischen Weihnachtssongs dürfte ohnehin inzwischen erschöpft sein, aber man kann ja immer noch passende Titel finden, die sich hier neu interpretieren lassen.
Von Mark Forster gibt es diesmal nur Aufgewärmtes. “Last Christmas” und “White Christmas” waren schon auf der ersten Compilation 2014 vertreten. Auch hier sind sie solide interpretiert, aber Mark hat es diesmal nicht geschafft, seine hymnischen Elemente in die Songs zu packen. Sie bleiben besinnlich, wie wir das gewohnt sind. Auch Johannes Strate hat mit seiner verwingten Version von Zuckowski “Weihnachtsbäckerei” keinen Glücksgriff gelandet. Da gefällt mir das kindgerechte Original doch um einiges besser.
Aber es gibt andere Highlights – und die haben es in sich: Marian Gold (Sänger von Alphaville) interpretiert David Bowies “Starman” einfach wundervoll. Dass man diesen Sänger seit seinen Glanzzeiten in den 80er Jahren nicht mehr auf dem Schirm hatte, ist schon eine Schande. Mary Roos kann bei Maria Menas “Home For Christmas” und dem Pe Werner Hit “Lass es schneien” ganz eigene Akzente setzen und macht mal wieder deutlich, dass sie als Schlagersängerin stets unterschätzt wurde. Jetzt, im Alter, ohne den Druck der Plattenfirmen hinter sich, zeigt sie große Klasse.
Und dann sind da noch zwei gewaltige Duette: Judith und Johannes schmachten “Baby, It’s Cold Outside”, wobei Judiths piepsige Vocals die Sinatra-Stimme von Johannes fein konterkarieren. Rea und Leslie hingegen machen “Fairytale Of New York” zur feinsinnigen Pianohymne. Ganz groß!
Es hat also mal wieder funktioniert. Sieben Stars laden zur Hitbescherung und erfreuen alle, die sich neue Songs unterm Tannenbaum wünschen. Und mit Grosch’s Eleven, der Band um Mathias Grosch, sind formidable Musiker dabei, um das Fernsehereignis und die dazugehörige CD zu einem starken Ergebnis zu führen.
Mick Ronson hat als Produzent und Gitarrist mit Künstlern wie Lou Reed, Morrissey, Ian Hunter und Mott The Hoople, Bob Dylan, John Mellencamp und vielen anderen gearbeitet, aber dieser Film beschäftigt sich hauptsächlich mit seinem unverzichtbaren Beitrag zu der bunten Karriere von David Bowie und einer kompletten musikalischen Ära.
Als Mitglied von Bowies Begleitband 1970 bis 1973 hatte Mick Ronson eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Alben wie “The Man Who Sold The World” und “The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars”. David Bowie würdigte seinen Sidekick später mit den Worten: “Als Rockduo waren wir genau so gut wie Mick und Keith, oder Axl und Slash. Ziggy und Mick waren die Personifizierung dieses Konzepts eines sich perfekt ergänzenden Duos im Rock ‘n’ Roll.”
Der fast 100minütige dokumentarische Film – leider nur in englischer Sprache erhältlich, aber ganz gut zu verstehen – würdigt die Rolle des Gitarristen und zeigt auf, wie wichtig dieser mit seinen Ideen als Songwriter und Ideengeber war.
“Beside Bowie: The Mick Ronson Story” enthält exklusive Kommentare von David Bowie und exklusive Beiträge von Rick Wakeman, Joe Elliott, Roger Taylor, Ian Hunter, Angie Bowie und vielen weiteren Künstlern. Die Doku feiert einen unkomplizierten Mann der den Gipfel des Erfolgs im Musikbusiness erklommen und sich gleichzeitig mit seinen Produktionen und seiner Virtuosität den Respekt seiner Zeitgenossen verdient hat.
Leider verstarb Ronson schon 1993, bevor er die Anerkennung erfuhr, die er so sehr verdient hätte. Er arbeitete gerade an einem Soloalbum, welches nach seinem Tod von einigen Kollegen fertig gestellt wurde. Mit dieser Dokumentation hat Emperor Media außergewöhnliche Authentizität und einen tiefen Einblick in das Leben eines fantastischen Künstlers erreicht, der eine tragende Säule der Rockmusik war und während eines großen Teils von Bowies glanzvollster Zeit an dessen Seite (“Beside Bowie”) stand.
Eigentlich war „Blackstar“ das letzte musikalische Lebenszeichen des großen Künstlers, erschienen ganze zwei Tage vor seinem Todestag. Ein wundervolles Werk, das voll von weltlichen Sehnsüchten und Todesahnungen ist. Mit 69 auf solche Weise von der Bühne abzutreten, ist phänomenal und der letzten Diva unserer Zeit mehr als würdig.
Doch es gibt noch ein weiteres Vermächtnis. „Lazarus“ steht sinnbildlich für den vom Tod Auferweckten. Das Musical aus der Feder von David Bowie und Enda Walsh entfernt sich aber vom biblischen Thema und funktioniert als Adaption des Bowie-Films „Der Mann, der vom Himmel fiel“ aus dem Jahr 1976. Die Uraufführung fand noch Ende 2015 in Anwesenheit Bowies statt. Die Hauptrolle spielte „Dexter“ Michael C. Hall.
Bereits im Oktober erschien der Sampler „Lazarus Cast Album“ mit von den Musical-Darstellern eingesungenen Bowie-Songs des Musicals. Das Album enthält zusätzlich die drei bisher unveröffentlichten Bowie-Studioaufnahmen „No Plan“, „Killing a Little Time“ und „When I Met You“. Diese Stücke gelten als Bowies letzte, kurz vor seinem Tod eingesungene Aufnahmen.
Puristen, die mit dem Musical nichts anfangen können, haben nun die Möglichkeit, eine EP zu erwerben, die alle drei Titel und den Song „Lazarus“ vom „Blackstar“-Album enthält. Letzterer behandelt Bowies Ahnung des nahenden Tode und ist der perfekte Opener, dicht gefolgt vom sanftmütigen „No Plan“, in dem der Meister aussagt, dass er nichts zu bedauern hat. Was für ein Vermächtnis!
Auch das rockige „Killing A Little Time“ und die Liebesballade „When I Met You“ sind sehr schöne Stücke. Alles andere als Lückenfüller. Fast 20 Minuten Bowie pur bieten mehr, als manches Album der Neuzeit in dreifacher Länge aussagt. Diese EP lohnt sich definitiv.
Nach dem Tod von David Bowie wurde eine Reihe von Werkschauen des Ausnahmekünstlers veröffentlicht. In den über 50 Jahren seines Wirkens war er eine Gallionsfigur an der Spitze zeitgenössischer Musik. Dies manifestierte sich aber nicht unbedingt in seinen Single-Veröffentlichungen, die vor allem schmückendes Beiwerk und ein Zugeständnis ans Radioformat waren. Man muss seine Alben hören, um ihn zu verstehen – und damit ist man dann sehr lange Zeit beschäftigt.
Für Gelegenheitshörer und Nostalgiker machen die Compilations also durchaus Sinn. Da gab es zum Beispiel schon „Nothing Has Changed“, ebenfalls bei Parlophone / Warner erschienen und dem neuen Release „Legacy“ gar nicht so unähnlich. Die Reihenfolge ist anders, der ein oder andere Song wurde ausgetauscht. Das war’s dann auch.
Der Hitreigen geht von den ersten großen Erfolgen „Space Oddity“, „Life On Mars“ und „Heroes“ hin zu den 80er-Jahre-Singles „Under Pressure“ (zusammen mit Queen), „Let’s Dance“ und „China Girl“. Auch die weltbekannten Kollaborationen mit der Pat Metheny Group („This Is Not America“), Mick Jagger („Dancing In The Street“) und den Pet Shop Boys („Hello Spaceboy“) sind vertreten. Damit ist vor allem CD 2 sehr 80s-lastig. Den Abschluss bilden aber die Singles vom letzten Album „Lazarus“.
Die Musik ist zeitlos schön. Trotzdem: Wer nicht auf die neu gemischte Version einer bisher unveröffentlichten Aufnahme von „Life On Mars“ angewiesen ist, wird die CD nicht unbedingt brauchen, da er die Titel schon in verschiedenen Ausstaffierungen im Regal hat.
Am 8. November 2016 feiert im Londoner „Kings Cross Theatre“ das Musical „Lazarus” Premiere, das von David Bowie und dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschrieben wurde. Das in einer Zusammenarbeit des New York Theater Workshops und Bowie entstandene Stück war vom 7. Dezember 2015 bis zum 20. Januar 2016 in New York zu sehen und kommt nun nach London, Bowies Heimatstadt. „Lazarus“ basiert auf der Musik und den Texten des legendären Sängers, Songwriters, Produzenten, Musikers, Rock-Pioniers und Pop-Visionärs, der am 10. Januar 2016 verstarb. Bereits am 21. Oktober erschienen mit dem „Lazarus Cast Album” die Aufnahmen der Besetzung und der Band des Musicals als Doppel-CD und Dreifach-LP.
Neben den Cast-Interpretationen großer Songs der Musiklegende enthält das Album auch die drei letzten Aufnahmen Bowies: „No Plan”, „Killing A Little Time” und „When I Met You”. Die Stücke wurden (unter der Regie von David Bowie und Tony Visconti) von Donny McCaslin und seinem Quartett eingespielt, der gleichen Band, die auch auf dem ★-Album zu hören ist. Darüber hinaus enthält das Album die Originalversion von „Lazarus“. Das letzte David Bowie-Album erschien am 8. Januar 2016 und hatte weltweit Platz eins der Charts erreicht.
Das „Lazarus Cast Album” wurde vom Musical Director des Musicals, Henrey Hey, produziert, der zuvor mit David Bowie an dessen 2013er-Album „The Next Day“ gearbeitet hatte. Als Sänger sind neben Michael C. Hall und Sophia Anna Caruso unter anderem Cristin Miloti und Michael Esper zu hören, begleitet von einer siebenköpfigen Hausband, die Hey für die Aufführungen in New York zusammengestellt hatte. Als die Musiker und die Besetzung am 11. Januar 2016 im Studio eintrafen, um mit den Aufnahmen zu beginnen, erfuhren sie von David Bowies Tod am Abend zuvor. Die emotionale Stimmung dieses Tages ist nun auf dem Album festgehalten.
Ich muss zugeben, dass ich mich einige Tage vor dieser Review gedrückt habe, obwohl das Album meinen Player in der ganzen Zeit kaum verlassen hat. Ist halt doch ein bewegendes Thema. Aber man kommt nicht drum herum. Gestern war ich auf einer Einführungsveranstaltung zu Puccinis Oper „Tosca“ im Theater Trier. Die Operndirektorin gab der Figur Tosca gleich zu Beginn den Beinamen „Diva“ und schlug den Bogen zu der letzten großen Diva der Musikwelt, die kürzlich von uns gegangen ist: David Bowie.
Wie recht sie damit hat. Dieser Mensch, der uns musikalisch so nah war und gleichzeitig immer wirkte, als käme er von einem anderen Stern. Wie Michael Jackson oder Freddie Mercury. Gesamtkunstwerke! Selbst Bowies Abschied wirkt wie eine finale Selbstinszenierung. Zum 69. Geburtstag legt er ein Album vor, das seinen Tod thematisiert und quasi voraussagt, hat vielleicht noch zwei Tage Zeit, um erste Reaktionen einzufangen, und verabschiedet sich dann von dieser Welt. So geht Größe.
„Blackstar“ ist ein typisches Bowie-Album – und damit alles andere als vorhersehbar. Keine eingängigen Popsongs, aber damit hat auch keiner gerechnet. Stattdessen viele überraschende Elemente. Jazzige Einflüsse – filigrane Bläser, vertrackte Melodiefolgen. Bowies Stimme schwebt so schwermütig, prägnant und zugleich selbstbewusst über der Musik, dass ich mehrfach schlucken muss. Stücke wie „Lazarus“ sind so eindringlich, dass man es kaum aushalten kann. „Look up here, I’m in heaven. I’ve got scars that can’t be seen.“ Und dann der Titelsong „Blackstar“: Hier fasst Bowie nochmal alles zusammen, was seine Musik ausmacht – ohne sich dabei in Kunstfiguren flüchten zu müssen. Fast zehn Minuten des puren Bowie, der nichts an Kreativität eingebüßt hat.
Der Zugang zum Album ist nicht immer einfach. Man sollte es auch nicht auseinander pflücken, sondern am Stück hören und die letzte Botschaft eines großen Künstlers genießen. Der Meister hat zum Abschied nicht gekleckert. Er hat uns ein wunderbares letztes Werk vorgelegt – voll von weltlichen Sehnsüchten und Todesahnungen. Mit 69 auf solche Weise von der Bühne abzutreten, ist phänomenal und der letzten Diva unserer Zeit mehr als würdig.
Am 23. Juni 1971 trat DAVID BOWIE mit einem Solo-Akustik-Konzert auf einem Festival mit dem Titel “Glastonbury Fayre Festival” auf – aus dem inzwischen das berühmte Glastonbury Festival wurde. Zum diesjährigen Glastonbury (28. Juni) freuen sich Parlophone Records den Auftakt einer ganzen Box-Reihe anzukündigen, die BOWIEs gesamte Karriere umfassen wird. Am 25. September erscheint DAVID BOWIE “Five Years 1969-1973”, mit 6 Studio-Alben, 2 Live-Alben, dem 2003-Ken Scott-Mix von “The Rise and Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ sowie zusätzlichen Single-Versionen und B-Seiten! Die Box erscheint als Vinyl- und als CD-Ausgabe und zum Download!
Die 10-Album/12-CD Box bzw. 10-Album/13-Vinyl- bzw. Digital-Edition enthält sämtliches Material, das zwischen 1969 und 1973 offiziell veröffentlicht wurde. Sämtliche Formate präsentieren eine ganze Reihe von Tracks, die nie zuvor auf CD bzw. als Download erhältlich waren sowie neu remasterte Versionen der Alben “Space Oddity”, “The Man Who Sold The World”, “Hunky Dory” und “PinUps!”
Exklusiv in der Box befindet sich auch eine neu zusammengestellte 2-Disc-Compilation von Non-Album-Singles, Single-Versionen und B-Seiten mit dem Titel “Re: Call 1”. Dazu gehört auch ein bisher unveröffentlichter Single-Edit von “All The Madmen”, der ursprünglich für den US-Markt angefertigt aber nie veröffentlicht wurde. Ein Highlight bildet auch die Originalversion von “Holy Holy”, das 1971 als Mercury-Single veröffentlicht wurde und seither auf keiner weiteren Veröffentlichung erhältlich war.
Ebenfalls exklusiv in der Box findet man einen Stereo-Remix des Albums “The Rise And The Fall Of Ziggy Stardust”, der vom Co-Producer des Originals, Ken Scott, im Jahre 2003 vorgenommen wurde. Dieser war zuvor nur als DVD in der LP/DVD-Edition zum 40. Anniversary des Albums erschienen.
Die Vinyl-Box präsentiert das gesamte Material in audiophiler Qualität auf 180-Gramm Vinyl.
Zur Box DAVID BOWIE “Five Years 1969-1973” gehört auch ein umfangreiches Booklet, das eine Stärke von 128 Seiten im CD-Format bzw. 84 Seiten im Vinylformat besitzt. Es enthält selten gezeigte Fotos sowie technische Anmerkungen zu den Aufnahmen von Tony Visconti und Ken Scott. Zu jedem Album gibt es eine Originale-Presserezension. Das Vorwort stammt vom legendären Kinks-Frontmann Ray Davies.
Die CD-Box präsentiert die Discs in Mini-Vinyl-Versionen der Originalcover, die CDs selbst sind, statt im üblichen Silber, goldfarben gepresst.
Ein alternatives Cover gab es im Jahr 2003 zum Scott-Remix von Ziggy Stardust, das mit Fotos aus der Heddon Street-Fotosession geschmückt war. Das Artwork zu “Re: Call 1” zeigt ein Studiofoto aus dem Jahre 1973, das vom renommierten Fotograf Mick Rock stammt.
Eine “The Very Best Of” von David Bowie? Kann es so etwas wirklich geben? Mir als Alben-Hörer stellen sich da sofort die Fußnägel hoch. Das elfte Gebot: Du sollst “Space Oddity”, “The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars” und “Heroes” nicht auseinander reißen. In Zeiten von iTunes müssen wir aber wohl damit leben, dass Menschen nur einzelne Songs ihr eigen nennen wollen – oder eben Kompilationen, wie es sie von Bowie schon zuhauf gibt. Das Paket “Sound And Vision” beispielsweise ist beim selben Label gerade mal vor zwei Monaten erschienen.
Was also ist das Alleinstellungsmerkmal von “Nothing Has Changed“? Da gibt es sogar mehrere. Zunächst die Tatsache, dass mit 59 Titeln auf drei CDs ein sehr umfassender Überblick gegeben wird. Dann ist es eine wirklich karriereumspannende Veröffentlichung des Meisters. Die Bandbreite umfasst 50 Jahre von “Liza Jane” bis zum brandaktuellen “Sue (Or In A Season Of Crime)”. Und schließlich geht das Album interessanterweise rückwärts durch die Zeit!
CD 1 startet mit der neuen Single, die dieser Tage veröffentlicht wird und arbeitet sich zurück bis zur 1995er Version von “Strangers When We Met”, die auf dem Album “Outside” erschienen ist. CD 2 rekapituliert die Phase der großen kommerziellen Erfolge zwischen 1993 und 1981. Eine Greatest Hits-Sammlung kommt nun mal nicht ohne “Absolute Beginners”, “China Girl”, “Let’s Dance” und “Heroes” aus. CD 3 schließlich widmet sich den 70er und 60er Jahren. Der Durchbruch, Welttourneen, die berühmt-berüchtigte Berliner Zeit.
“Nothing Has Changed” ist die größte und umfassendste Sammlung an Bowie-Songs, die je veröffentlicht wurde. Sie enthält sowohl bisher unveröffentlichtes Material als auch Songs, die zum ersten Mal auf CD erscheinen:
“Let Me Sleep Beside You” wurde erstmals 1970 auf dem Album “The World Of David Bowie” veröffentlicht. Im Jahr 2000 wurde es für das unveröffentlicht gebliebene Album “Toy” neu aufgenommen und verschwand bis “Nothing Has Changed” im Archiv.
“Shadow Man” ist ein legendäres, aber bisher unveröffentlichtes Outtake aus dem Jahr 1971. Die Version auf “Nothing Has Changed” wurde ebenfalls für “Toy” neu aufgenommen. Die Neuaufnahme erschien als B-Seite in den frühen 2000er Jahren, die aber nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen wurde.
“Love Is Lost (Hello Steve Reich Mix By James Murphy For The DFA Edit)” ist eine Edited-Version des von der Kritik hochgelobten Remixes von James Murphy, die jetzt zum ersten Mal auf CD erscheint.
“Your Turn To Drive” ist ebenfalls zum ersten Mal auf CD erhältlich. Ursprünglich wurde der Song als kostenloser Download zur Online-Vorbestellung des Albums “Reality” zur Verfügung gestellt.
“Wild Is The Wind (2010 Harry Maslin Mix)” war bislang nur auf der Audio-DVD zum “Station To Station Deluxe Set” erhältlich. Auf “Nothing Has Changed” feiert der Mix sein CD-Debüt.
“Young Americans (2007 Tony Visconti Mix Single Edit)”. Die ungekürzte Version des Songs wurde als 5.1 Mix ausschließlich der “Young Americans Special Edition CD/DVD” beigegeben. Dieser Single-Edit blieb bisher unveröffentlicht.
“All The Young Dudes” – ein bisher unveröffentlichter Stereo-Mix von BOWIEs eigener Version des Songs, mit dem Mott The Hoople einen Riesenhit hatten.
“Life On Mars? (2003 Ken Scott Mix)”. Diese Version erschien bisher nur auf der “40th Anniversary 7-Zoll Picture Disc”. Hier zum ersten Mal auf CD erhältlich.
Der Digipack ist schön aufgemacht mit durchgängig schlüssigem Artwork, das Bowie im Spiegel der Zeiten zeigt. Leider geben die beiden Booklets nur Hinweise zu Jahreszahl und Herkunft der Songs, aber keinerlei Hintergrund-Informationen. Das soll aber kein Hinderungsgrund sein. Die Musik spricht allemal für sich.
Über David Bowie muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Der Mann, der 2013 nach zehn Jahren Pause mit “The Next Day” ein Bilderbuch-Comeback hingelegt hat, ist so wandelbar wie kein Zweiter. Bowie prägte die Entwicklung der Popmusik entscheidend mit, indem er sich stets seine eigene Ästhetik erarbeitete. Ob es der Glamrock aus der “Ziggy Stardust”-Phase war, die legendäre Zusammenarbeit mit Brian Eno auf den Kultalben “Low” und “Heroes”, die zu Vorläufern des New Wave in den Achtzigern wurden oder seine Rückkehr zu griffigem Rock in den späten achtziger Jahren mit der Formation “Tin Machine” – kein anderer Musiker hat so viele Inkarnationen durchlebt wie der inzwischen 67-jährige Brite. Nicht umsonst nennt man ihn auch respektvoll das “Chamäleon der Popmusik”.
David Bowie überrascht immer wieder dadurch, dass er sich konstant neu erfindet. Zuletzt wurde er für seine Ausstellung “David Bowie Is“ gefeiert, die bis zum 24. August im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen war und aktuell in Paris, Chicago und Groningen Station macht. Das 4CD-Boxset “Sound + Vision” wirft nun noch einmal einen Blick zurück. Genauer gesagt auf Bowie’s Schaffen in den Jahren 1969 bis 1994. In dieser Zeit veröffentlichte er 21 Studioalben, von denen jedes gleich mehrere Charthits und Kultsongs enthielt. Angefangen bei “Space Oddity” bis hin zum Soundtrack “The Buddha Of Suburbia”, der bei vielen Fans bis heute als das meistunterschätzte Bowie-Werk gilt. Fette 70 Songs und ein opulentes 64-seitiges Booklet mit vielen Infos und Fotos hat “Sound + Vision” zu bieten und überzeugt obendrein auch rein optisch im dekorativen Pappschuber.
Man könnte seitenweise über einzelne Songs und Phasen philosophieren. Alleine die Zeit zwischen 1976 und 1978, als Bowie eine Siebenzimmer-Altbauwohnung im West-Berliner Bezirk Schöneberg bewohnte, hat unzählige Mythen hervorgebracht. Oder seine Schaffenskrise, die in den von der Kritik verrissenen Alben “Tonight” (1984) und “Never Let Me Down” (1987) mündete. Auf “Sound + Vision” haben sich, neben den bekannten Bowie-Standards, einige Perlen und Perlchen versammelt. Dazu gehört etwa das Originaldemo von “Space Oddity” (besser bekannt als “Major Tom”). Oder eine spezielle Aufnahme von “1984/Dodo” aus dem Jahr 1973, ein Outtake aus dem 75er Album “Young Americans” mit dem Titel “After Today” oder die deutsche Version von “Heroes”. Dazu kommen Songs aus “Ziggy Stardust: The Motion Picture”, dessen Soundtrack 1982 erschien und der auf “Sound + Vision” mit drei Stücken vertreten ist. Nicht zu vergessen die Live-Alben “David Live” (1974) sowie “Stage” (1978) oder Bowie’s Ausflug ins Brecht’sche Theater mit “Baal” (1982). Eine wahrlich ultimative Werkschau…
…deren Veröffentlichung sich trotzdem nicht so ganz erschließt. Denn erstens hat es dieses Boxset mit identischer Tracklist 2003 schon einmal gegeben und zweitens wartet die Fanschar bereits jetzt auf die Veröffentlichung der Songsammlung “Nothing Has Changed”, die für den 14.11. angekündigt ist. Darauf wird es dann neben einer Retrospektive der Bowie-Jahre 1964 bis 2014 mit “Sue (Or In A Season Of Crime)” auch einen brandneuen Song zu hören geben. Fast fünfzig Jahre nach seinen ersten Aufnahmen gehört David Bowie als Musiker, Künstler und Pop-Ikone noch immer zur Speerspitze der zeitgenössischen Kultur. Ob dieser Status reicht, um die Fans innerhalb von acht Wochen gleich zweimal zum Zücken des Portemonnaies zu bewegen, wage ich allerdings zu bezweifeln.
DAVID BOWIE – das Chamäleon der Popmusik. Kein anderer Musiker hat so viele Inkarnationen durchlebt wie BOWIE, a.k.a David Robert Jones, der Mann mit den verschiedenfarbigen Augen. Alle diese Wandlungen waren nicht nur enorm erfolgreich, jede von ihnen öffnete der Popmusik auch neue Dimensionen, die bald zu ganzen Modeströmungen wurden. Ob es der Glamrock aus der Ziggy-Stardust-Phase war, die legendäre Zusammenarbeit mit Brian Eno auf den Kultalben “Low” und “Heroes”, die zum Vorläufer der New Wave in den Achtzigern wurde oder seine Rückkehr zu griffigem Rock in den späten achtziger Jahren mit der Formation “Tin Machine” – was immer auch passierte: BOWIE war schon vorher da.
Das 4CD-Boxset Sound + Vision wirft einen geballten Blick auf BOWIEs Schaffen in den Jahren 1969 bis 1994, sprich: Von einer akustischen Demo-Version seines ersten großen Hits “Space Oddity” (auch bekannt als “Major Tom“) bis hin zum Soundtrack “The Buddha Of Suburbia” (1993), der von den Fans als das unterschätzteste Album in BOWIEs Kanon gilt und für die gleichnamige TV-Serie komponiert wurde, die auf einem Roman von Hanif Kureishi beruht. Seit fünf Jahrzehnten ist DAVID BOWIE wohl der vielseitigste Popstar, der immer wieder überrascht, indem er sich konstant neu erfindet – ein einzigartiges Phänomen der zeitgenössischen Kultur, das mit der umfangreich gestalteten Ausstellung “David Bowie Is“ gefeiert wird, die im Londoner Victoria & Albert Museum startete, bis zum 24. August im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist und danach auch in Paris, Chicago und Groningen gezeigt werden wird.
Zwischen 1969 und 1994 erschienen 21 BOWIE-Studio-Alben, von denen jedes mehrere Charthits und Kultsongs enthält. Aber es sind nicht nur die bekannten BOWIE-Standards, die man auf “Sound + Vision” “The Wild-Eyed Boy From Freecloud”, eine spezielle Aufnahme von “1984/Dodo” aus dem Jahr 1973, ein Outtake aus dem 75er Album “Young Americans” mit dem Titel “After Today” und die unverzichtbare deutsche Version “Helden/Heroes” seines wahrscheinlich bekanntesten Hits vom gleichnamigen Album.
Legendär sind auch BOWIEs Live-Auftritte, die ihn als unschlagbaren Entertainer präsentieren. Bereits 1973 wurde der Konzertfilm “Ziggy Stardust: The Motion Picture” gedreht, dessen Soundtrack 1982 als Doppel-LP erschien und der mit drei Songs auf “Sound + Vision” vertreten ist. Die Live-Alben “David Live” (1974) und “Stage” (1978) gehören zu den meistverkauften Live-Alben der Popmusk. Auch sein Ausflug in das Brechtsche Theater mit “Baal” (1982) gehört zu den großen Ereignissen der Musikszene und ist mit einigen Songs zu hören. Ein informatives, 64-seitiges Booklet begleitet das 4-CD-Box-Set, das einen hervorragenden Blick hinter die Kulissen des Mysteriums DAVID BOWIE vermittelt.
Wandelbar wie kein Zweiter prägte BOWIE die Entwicklung der Popmusik entscheidend mit, indem er sich seine eigene Ästhetik erarbeitete. So stellte er sich mit dem Album “Space Oddity” 1969 als Folk-beeinflusster Songwriter dar, schwenkte 1970 mit “The Man Who Sold The World” zum Hardrock über, das noch Nirvana zwanzig Jahre später zu einer kultigen Unplugged-Coverversion verführte, erreichte den Gipfel des Glamrock mit “Ziggy Stadust” (1972), wurde zum Archetypus des weißen Soulisten mit “Young Americans” (1975), führte die Elektronik mit “Warszawa” (1977) breitenwirksam in die Popmusik ein und lieferte mit “Ashes To Ashes” (1980) die Blaupause für die New Romantic-Szene. Mit Songs wie “Modern Love” (1983) füllte er weiterhin Stadien auf der ganzen Welt und wurde mit “Jump They Say” (1993) sogar noch eine 90er Jahre-Legende.
Die 4-CD-Box “Sound + Vision” wird am 19.09.2014 bei Warner Entertainment veröffentlicht.
DAVID BOWIE SOUND+VISION Tracklisting:
CD1:
01. Space Oddity (original demo 1969)
02. The Wild-Eyed Boy From Freecloud (rare B-side version 1969)
03. The Prettiest Star (single version 1970)
04. London Bye Ta-Ta (stereo mix recorded 1970)
05. Black Country Rock (from The Man Who Sold The World)
06. The Man Who Sold The World (from The Man Who Sold The World)
07. The Bewlay Brothers (from Hunky Dory)
08. Changes (from Hunky Dory)
09. Round And Round (alternate vocal take 1971)
10. Moonage Daydream (from The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars)
11. John I’m Only Dancing (Aladdin Sane outtake 1973)
12. Drive-In Saturday (from Aladdin Sane 1973)
13. Panic In Detroit (from Aladdin Sane 1973)
14. Ziggy Stardust (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
15. White Light/White Heat (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
16. Rock ‘n’ Roll Suicide (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
17. Anyway, Anyhow, Anywhere (from Pinups 1973)
18. Sorrow (from Pinups 1973)
19. Don’t Bring Me Down (from Pinups 1973)
CD 2:
01. 1984/Dodo (recorded 1973)
02. Big Brother (from Diamond Dogs 1974)
03. Rebel Rebel (rare single version 1974)
04. Suffragette City (from David Live 1974)
05. Watch That Man (from David Live 1974)
06. Cracked Actor (from David Live 1974)
07. Young Americans (from Young Americans 1975)
08. Fascination (from Young Americans 1975)
09. After Today (Young Americans outtake 1975)
10. It’s Hard To Be A Saint In The City (recorded 1975)
11. TVC15 (from Station To Station 1976)
12. Wild Is The Wind (from Station To Station 1976)
13. Sound And Vision (from Low 1977)
14. Be My Wife (from Low 1977)
15. Speed Of Life (from Low 1977)
16. ”Helden” (German version of Heroes – 1989 remix)
17. Joe The Lion (from Heroes 1977)
18. Sons Of The Silent Age (from Heroes 1977)
CD 3:
01. Station To Station (from Stage 1978)
02. Warszawa (from Stage 1978)
03. Breaking Glass (from Stage 1978)
04. Red Sails (from Lodger 1979)
05. Look Back In Anger (from Lodger 1979)
06. Boys Keep Swinging (from Lodger 1979)
07. Up The Hill Backwards (from Scary Monsters 1980)
08. Kingdom Come (from Scary Monsters 1980)
09. Ashes To Ashes (from Scary Monsters 1980)
10. Baal’s Hymn (from Baal E.P.)
11. Drowned Girl (from Baal E.P.)
12. Cat People (Putting Out Fire) (soundtrack album version)
13. China Girl (from Let’s Dance)
14. Ricochet (from Let’s Dance)
15. Modern Love (Live) (B-side)
16. Loving The Alien (from Tonight)
17. Dancing With The Big Boys (from Tonight)
CD 4:
01. Blue Jean (from Tonight)
02. Time Will Crawl (from Never Let Me Down)
03. Baby Can Dance (from Tin Machine)
04. Amazing (from Tin Machine)
05. I Can’t Read (from Tin Machine)
06. Shopping For Girls (from Tin Machine II)
07. Goodbye Mr. Ed (from Tin Machine II)
08. Amlapura (from Tin Machine II)
09. You’ve Been Around (from Black Tie White Noise)
10. Nite Flights (Moodswings Back To Basics Remix Radio Edit)
11. Pallas Athena (Gone Midnight Mix)
12. Jump They Say (from Black Tie White Noise)
13. Buddha Of Suburbia (from The Buddha Of Suburbia)
Als Sänger von The Smiths wurde Steven Patrick Morrissey 2004 vom New Musical Express zusammen mit seinen Bandkollegen zum einflussreichsten Künstler aller Zeiten gekürt. Und sein Einfluss hörte nach Auflösung der Stammband im Jahr 1987 nicht auf. Als Morrissey hat er unzählige Soloalben veröffentlicht, von denen das dritte namens “Your Arsenal” (1992) dieser Tage inklusive feiner Bonus-DVD neu aufgelegt wird.
Es war genau dieses dritte Album, das den ehemaligen The Smiths-Sänger vom Indie-Helden zum Pop-Star machte, der auch die Charts in den USA knackte. Dort sorgte das Album für Rekordverkäufe der Tickets in der Hollywood Bowl und für eine Grammy-Nominierung. Nun erscheint das legendäre Album in einer vollständig remasterten Edition.
Es war moderne Rockmusik mit Rockabilly-Momenten, welche die Fans da plötzlich geboten bekamen. Rau, einfühlsam – mit einer Spur von Glamrock, wie man es von Produzent Mick Ronson (Ex-Gitarrist von David Bowies kultigen Spiders from Mars) nicht anders gewohnt war. Morrissey rechnete mit seiner Jugend in den 70ern ab, erzählte vom Klebstoff-Schnüffeln und von rechtsradikalen Tendenzen in der Jugendbewegung. Kreativ durchdacht mit einer legeren Straßenrock-Attitüde und zugleich als Verbeugung vor den glamourösen Auswüchsen der Vorbilder Marc Bolan und David Bowie.
Es gab keine formidable Hitsingle auf der Tracklist, aber vermutlich macht gerade dieser Umstand den langfristigen Erfolg des Albums aus. Immerhin heißt ein poppiger Vertreter der zweiten Albumhälfte “We Hate It When Our Friends Become Successful”. Als Ritterschlag aber hat David Bowie später den Track “I Know It’s Gonna Happen Someday” gecovert.
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Die Neu-Ausgabe erscheint auf Vinyl, aber auch in der Optik eines Doppel-Albums als Digipack auf CD. Für “Your Arsenal – Definitive Master” wurde das Album vollständig neu gemastert. Die CD-Version enthält eine zusätzliche DVD mit dem bisher unveröffentlichten Live-Konzert, das am 31. Oktober 1991 im Shoreline Amphitheatre, Mountain View, Kalifornien mitgeschnitten wurde und Morrisseys spätere Arsenal Band in Aktion zeigt. Die Tracklist der DVD lautet wie folgt:
01. November Spawned a Monster
02. Alsatian Cousin
03. Our Frank
04. The Loop
05. King Leer
06. Sister I’m A Poet
07. Piccadilly Palare
08. Driving Your Girlfriend Home
09. Interesting Drug
10. We Hate It When Our Friends Become Successful
11. Everyday Is Like Sunday
12. My Love Life
13. Pashernate Love
14. The Last Of The Famous International Playboys
15. Asian Rut
16. Angel, Angel, Down We Go Together
17. Suedehead
18. Disappointed
Seit der Veröffentlichung seines Albums “Reality” vor zehn Jahren war es still um David Robert Haywood Jones. Nach einem Herzinfarkt im Backstagebereich des Hurricane Festivals am 25. Juni 2004 hatte sich der weltweit als David Bowie bekannte Engländer fast völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sein Name allerdings blieb das stete Objekt endloser Spekulationen, Gerüchte und Wunschdenkens. Kein Wunder bei einer solchen Ikone, die zu den einflussreichsten Künstlern der vergangenen fünf Jahrzehnte gehört.
David Bowie hat uns in seiner langen Laufbahn schon oft als musikalisches Chamäleon überrascht. Die Hoffnung auf ein neues Album hatten viele jedoch längst aufgegeben. Aber Bowie ist halt Bowie und so überraschte er die Musikwelt ausgerechnet am 8. Januar – dem Tag seines 66. Geburtstages – mit einer neuen Single. “Where Are We Now?” erschien quasi aus dem Nichts. Als dann auch noch bekannt wurde, dass im März der Wunsch nach einem Nachfolger für “Reality” tatsächlich in Erfüllung gehen sollte, kannte die Euphorie praktisch keine menschlichen Grenzen mehr. “Where Are We Now?” avancierte zu Bowie’s erstem UK Top Ten Hit seit mehr als zwanzig Jahren.
Jetzt ist es also da, dieses sehnlichst erwartete 30. Studioalbum von David Bowie. Das vermeintliche Wunderwerk hört auf den Namen “The Next Day”. Die reguläre CD umfasst 14 Stücke. Wir haben hier das Vergnügen mit der Deluxe Edition, die noch drei zusätzliche Songs enthält. Um es kurz zu machen: Einen Mehrwert bieten sie nicht. “So She” stellt mit seinem Tingel-Tangel-Charme sogar einen Komplettausfall dar. “Plan” ist ein ziemlich schräges Instrumental, das zwar seinen experimentellen Reiz hat, im Grunde aber überflüssig bleibt. Und “I’ll Take You There” ist nicht mehr als solide Bowie-Kost. Konzentrieren wir uns also besser gleich auf die Stücke der Standard Edition.
Auch dabei wechseln sich Licht und Schatten ab, wobei die lichten Momente in der Überzahl sind. Natürlich könnte man nun zahllose Querverweise zum bisherigen Schaffen des “Thin White Duke” ziehen, aber das schenke ich mir und euch, weil es nicht weiterhilft. Auch wenn das Cover eine deutliche Referenz an Bowie’s Meilenstein “Heroes” aus dem Jahr 1977 darstellt. Sollte jemand “The Next Day” trotzdem gerne eingeordnet haben, dann gebe ich ihm das Prädikat “Würdiges Alterswerk”. Doch während andere Rezensenten das Album fast schon reflexartig abfeiern, finde ich auch Gold, das nicht so hell glänzt, wie allgemein behauptet wird.
Dazu gehört die zwar angriffslustige, aber eher durchschnittliche zweite Singleauskopplung “(The Stars) Are Out Tonight”. “If You Can See Me” holpert uninspiriert vor sich hin. Und auch das rätselhafte “Heat” nimmt mich nicht gefangen. Die pure Schwermut, deren Intro so klingt, als würde sich an einem Spaceship die Ladeklappe öffnen. Im Gegensatz dazu ist der Titeltrack ein überraschend ruppiger Albumauftakt, an dem Bowie’s alter Kumpel Iggy Pop sicherlich auch seine Freude hätte. Überhaupt versteht es der alte Meister durchaus noch zu rocken. Das beweist er in “Boss Of Me” (mit Funk-Einschlag), dem lächerlich schönen “How Does The Grass Grow?”, vor allem aber mit “(You Will) Set The World On Fire”. Da steht Bowie wieder in irgendeinem kleinen Kellerclub auf einer winzigen Bühne, der Schweiß tropft von der Decke und vor ihm tobt der Pogo Pit. Unglaublich aber wahr. Später legt er sich dann während “I’d Rather Be High” zur Beruhigung einen Blumenkranz um den Hals und zieht kräftig am imaginären Joint.
Selbstverständlich gibt es kein Bowie-Album ohne ganz grosse Momente. In “Dirty Boys”, das als Trauermarsch beginnt, hört er sich an, als würde er aus einem Sarg heraus singen, während der Teufel in Gestalt von Steve Elson darauf herumtanzt und das Saxophon heulen lässt. “Love Is Lost” ist schlicht und einfach ein düsteres Meisterwerk geworden. “Valentine’s Day” könnte auch aus Bowie’s “Ziggy Stardust”-Phase stammen. Ach Mist, ich wollte ja keine Querverweise ziehen. “Dancing Out In Space” kommt als grossartig durcharrangiertes und gleichzeitig völlig abgedrehtes Popjuwel aus den Boxen. In “You Feel So Lonely You Could Die” zeigt sich Bowie von seiner scheuen, verletzlichen Seite. Schickes Ding! Der beste Song auf “The Next Day” ist und bleibt für mich aber tatsächlich “Where Are We Now?”, die Hommage an seine Berliner Zeit zwischen 1976 und 1978, mit der er urplötzlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht war. Alleine wie er Potsdamer Platz, Club Dschungel, KaDeWe und Bösebrücke singt ist göttlich.
Produziert wurde “The Next Day” von Tony Visconti, dem alten Bowie-Spezi aus “Space Oddity”-Tagen. Es ist ein Album mit vielen überraschenden Wendungen, dunklen Nischen, spitzen Ecken und Kanten, aber eben auch mit einigen Längen. David Bowie wird dieses Urteil herzlich egal sein. Im Gegensatz zu so manch anderem Kollegen, der sich im fortgeschrittenen Alter nochmal schnell die Rentenkasse aufbessern will, tritt Bowie dann auf, wenn er etwas zu sagen und nicht wenn er etwas zu verkaufen hat. Hoffen wir, dass es nicht wieder zehn Jahre dauert, bis ihm etwas Neues einfällt.
Der Name Ken Scott ist sicherlich nicht allen geläufig, die gerne Musik hören. Allerdings werden alle, die sich etwas aus guter Musik machen, auf alle Fälle mal in den Genuss von Musik gekommen sein, die von Scott produziert wurde. Unter den Musikern, mit denen der Brite in den letzten vierzig Jahren gearbeitet hat, finden sich The Beatles, David Bowie, Elton John, Pink Floyd, The Rolling Stones, Supertramp und Lou Reed. Nicht zuletzt durch seine Arbeit wurden Alben wie „The White Album” oder „Ziggy Stardust” zu Riesenerfolgen.
In der Autobiographie „Abbey Road to Ziggy Stardust” nimmt Scott den Leser in eine Welt, zu der man nur selten Zugang hat. Man bekommt eine Innensicht auf die Entstehung von Musik fernab von Promotion, Marketing und der glamourösen Oberfläche, mit der man sonst konfrontiert ist. Gleichzeitig bekommt man einen sehr detaillierten Einblick in die Geschichte der Musik-Produktion, von analogen Studioaufnahmen bis hin zur digitalen Revolution hat Scott im Laufe seiner über vierzigjährigen Karriere den Fortschritt in der Technik aus erster Hand mitgemacht. Das Wunderbare: Die teilweise sehr technischen Details sind auch für Laien verständlich, sind aber so gut vom Rest abgetrennt, dass man sie auch überspringen kann.
Scotts Memoiren zu lesen ist unterhaltsam, kann aber auch in viel Arbeit ausarten, denn man bekommt oft Lust, sich bestimmte Songs und Alben anzuhören, um zu verstehen, wovon er genau schreibt. Gleichzeitig weiß Scott eine Menge Anekdoten und kleiner Geschichten rund um die Musiker zu erzählen, mit denen er gearbeitet hat, u.a. die Beatles, George Harrison, David Bowie, Elton John, Supertramp und einige Jazz-Legenden wie z.B. Billy Cobham. Es geht in den Anekdoten auch immer wieder um Befindlichkeiten, Freundschaften, persönliche Schicksale und Niederlagen, und natürlich auch um Erfolgsgeschichten. Allerdings geht es hier nie um Bloßstellung einzelner Personen, Scott ist weit weg davon, schmutzige Wäsche zu waschen oder über Leute herzuziehen, mit denen er schlechte Erfahrungen gemacht hat (und davon tauchen viele in diesem Buch auf). Selbst der rechtliche Streit mit dem frühen Management von Bowie wird beleuchtet, ohne aber gehässig zu werden.
Alles in Allem ist das Buch für alle die gedacht, die Musik gerne aus einer anderen Sicht kennenlernen wollen, nämlich aus der Sicht der Produzierenden. Es räumt mit der naiven Sicht auf, dass eine Band ins Studio geht und einfach ein Album aufnimmt. Es öffnet den Blick dafür, wie viel harte Arbeit hinter der Produktion eines Musik-Albums und wie viele Überlegungen manchmal hinter einem einzigen Songs stecken können – und nicht zuletzt bekommt man ein Gefühl dafür, wie wichtig die Arbeit der Menschen ist, die hinter den Kulissen arbeiten und von denen man selten etwas hört. Ein absolutes Muss für Musikliebhaber.
“Ziggy Stardust“, David Bowies fünftes Album, erschien ursprünglich im Juni 1972. Für viele ist und bleibt es sein ultimatives Meisterwerk. Die gemeinsame Produktion von Bowie und Ken Scott wurde bereits ein Jahr zuvor geplant, als der Künstler noch an Aufnahmen für “Hunky Dory” arbeitete. Die Songs erzählen vom Aufstieg und Fall des Rockmusikers Ziggy Stardust, einer Kunstfigur, die Bowie musikalisch und auch optisch in Szene setzte. Dieses Vorgehen und der Aufbau des Albums als erzählendes Konzeptwerk waren Anfang der 70er Jahre wegweisend und beeinflussten nachfolgende Generationen bis in die Gegenwart.
Musikalisch ist das Album auch heute noch eine Offenbarung. Viel Experimentelles, viel Hymnisches und überragende Hits wie “Five Years” (das den Untergang der Menschheit in fünf Jahren ankündigt) und “Starman”, die ihren Glanz bis heute bewahrt haben. Hinzu kamen Bowies androgynes Auftreten und seine fulminante Begleitband bei den Livekonzerten, die “Spiders From Mars”. Aus solchen Zutaten werden Legenden für die Ewigkeit gestrickt. Legendär war auch der Auftritt am 3.7.1973 im Londoner Hammersmith Odeon, als Bowie seiner Figur auf dem Höhepunkt seines damaligen Erfolges ein jähes Ende bereitete. Um das Chaos komplett zu machen, erklärte er zudem das Ende seiner eigenen Karriere und entließ die komplette Band. Dessen ungeachtet war die Kunstfigur Ziggy Stardust ein zentraler Fixpunkt im künstlerischen und optischen Wandel David Bowies. Die Idee beeinflusst bis heute Stars wie Eminem (Slim Shady) und Plan B (Strickland Banks), das glamouröse Erscheinungsbild war Vorbild für Nachfolger wie Freddie Mercury, Alice Cooper bis hin zu Marilyn Manson.
David Bowies wegweisendes und einflussreiches Album wurde am 1. Juni anlässlich des 40-jährigen Jubiläums in zwei unterschiedlichen Konfigurationen neu veröffentlicht. Die neu gemasterte Ausgabe anlässlich des 40-jährigen Jubiläums wurde von Ray Staff in den Londoner Air Studios bearbeitet. Mir liegt nur die reguläre CD-Version vor, doch das Album ist ebenso als limitierte Edition im Vinylformat mit dem neuen Master von 2012 im 5.1 Mix und einer high-resolution-Audio-DVD erhältlich. Diese DVD enthält bislang unveröffentlichte 5.1- und Stereo-Bonus Mixe, die der ursprüngliche Produzent Ken Scott 2003 von den Songs “Moonage Daydream” (instrumental), “The Supermen”, “Velvet Goldmine” und “Sweet Head” angefertigt hatte. Für Fans und Nostalgiker sicher äußerst interessant!
Der Aschermittwoch naht, die Zeit von “Schatzi, schenk mir ein Foto”, dem “Roten Pferd” und “Ai Se Eu Te Pego” neigt sich dem Ende zu. Es wird wieder Zeit für ordentliche Musik. Der “Rolling Stone” hilft uns dabei, die unsäglichen Karnevals-Ohrwürmer wieder aus dem Kopf zu bekommen. Fast pünktlich zum Kehraus erscheint mit der Reihe “Live On Stage” eine Reihe mit dem Untertitel “Die besten Live-DVDs aller Zeiten”. Aus mehr als 100 Live-DVDs wählte die Redaktion des Rockmagazins für “Live On Stage” die wichtigsten und besten Live-Performances aus. Insgesamt zwölf DVDs umfasst der erste Teil der Serie und der Preis pro Silberling ist mit um die zehn Euro kontofreundlich kalkuliert.
Dabei in der illustren Schar: The Clash, Bob Dylan, Falco, Billy Joel und Ozzy Osbourne. Johnny Cash präsentiert “Man In Black”, Die Fantastischen Vier ihr “Heimspiel” in Stuttgart und Leonard Cohen als gealterter Megastar “Live In London”. Zur Besprechung liegen mir drei Exemplare vor – alle in einer Tinbox-Verpackung mit vierseitigem Booklet, das neue Liner Notes des “Rolling Stone” zu den Hintergründen enthält.
Simon & Garfunkel – “The Concert In Central Park”:
Die Singer / Songwriter kehrten nach Jahren der Trennung zu einem triumphalen, einmaligen Wiedervereinigungskonzert in ihre Heimat zurück und präsentierten Hit um Hit von “Mrs. Robinson” über “Scarborough Fair” und “The Boxer” hin zu “The Sound Of Silence”. Es ist schon faszinierend, den beiden bei ihrer Performance im Jahr 1981 zuzusehen. Unscheinbar mit Gitarre vor einer zurückhaltend agierenden Backing Band vor 500.000 begeisterten Zuschauern, die schier ausrasten, wenn es textlich um Regionen und Ereignisse ihrer Stadt geht. Legendär!
David Bowie – “A Reality Tour”:
Der Meister, der zu Beginn des neuen Jahrtausends zu alter Form zurück fand und im November 2003 in Dublin zwei genial Konzertabende im Point Theatre Dublin hinlegte. Wir hören Songs aus allen musikalischen Epochen des Künstlers – und es sind derer viele. “Life On Mars” und “Ziggy Stardust” aus der Zeit Anfang der 70er, “Heroes” aus der Jubelzeit Ende des gleichen Jahrzehnts, das poppige “Under Pressure” (1982) und “Hello Spaceboy” aus den 90ern. Und auch aktuelle Hits wie “Reality” und “Heathen (The Rays)” kamen nicht zu kurz. Ein Bowie in Topform. Ein Konzert von über zwei Stunden Länge und in Top-Qualität. Was will man mehr?
Eurythmics – “Peacetour”:
Eigentlich waren die 80er das Jahrzehnt von Annie Lennox und Dave Stewart. Danach trennten sich die Wege der beiden und sie fanden erst Ende der 90er für das Album “Peace” wieder zusammen. Die Comeback-Tour brachte neben den aktuellen Hits natürlich auch alle Klassiker, zum Teil allerdings in virtuos reduzierten Versionen, die den Glitter des vergangenen Jahrzehnts weg pusteten und das Grundgerüst verdammt guter Songs zurück ließen. Da gibt es beim Abschlusskonzert in den Londoner Docklands (6.12.1999) schon zu Beginn “Thorn In My Side” und “When Tomorrow Comes”, natürlich “Sisters Are Doin‘ It For Themselves” und zum Ende hin “Here Comes The Rain Again” und “Sweet Dreams (Are Made Of This)”. So schließen Ikonen der 80er ihren Frieden mit der Vergangenheit.