Tom Gaebel zelebrierte den perfekten Tag – live in Merzig, 24.11.2019
Eigentlich wollte er Posaune und Schlagzeug studieren – doch abgeschlossen hat er schließlich im Jazzgesang. Seit Anfang des Jahrtausends hat er sich Zug um Zug einen Spitzenplatz in der deutschen Musikszene erarbeitet. 2007 änderte er seinen Namen von Tom Gäbel in Tom Gaebel, um auch international zu punkten.
Dr. Swing (wie ihn seine Fans nennen) hat inzwischen unzählige Alben veröffentlicht und zählt zu den Besten seines Faches – als Entertainer, Big-Band-Leader und Crooner. Am 24.11.2019 gastierte er mit seinem aktuellen Album „Perfect Day“ in der gut besetzten Stadthalle in Merzig.
Das Bühnenbild ließ ahnen, dass uns ein fulminanter Bigband-Sound erwartete. Elegant der strahlende Schriftzug seines Namens, im Hintergrund farbige Leuchtdioden. Zunächst enterten Blechbläser, Piano, Schlagzeug, Percussion, Gitarre und Kontrabass die Bühne – dann war der Meister mit einem motivierten Sprung in der Mitte und startete den Set überraschend mit dem Rocky-Titelthema „Eye Of The Tiger“ in einer eleganten Swingversion.
Das Konzert hatte schon um 19 Uhr angefangen, was Tom zur Bemerkung veranlasste: „Dann sind wir ja zum Tatort fertig“, was viel Gelächter auslöste. Nein – mehr als 75 Minuten sollten es schon werden. Für „Feels Like Home“ brachte er die Zuschauer zum Mitpfeifen. Die locker-spritzigen Ansagen und das charmante Auftreten taten neben der starken Musik ihr Übriges dazu, dass das Publikum von Beginn an gut mitging.
„The Best Things In Life Are Free“ hieß es weiter. Und Tom Gaebel machte deutlich, dass auch kostenpflichtige Events zu den guten Dingen des Lebens gehören. Das bewies er sogleich mit dem Evergreen „L-O-V-E“ von Bert Kaempfert. Diese Swinghits, die jeder mitsingen kann, waren das Salz in der Suppe. Aber es ging auch in andere Metiers, beispielsweise zum Western-Soundtrack „The Good, The Bad And The Ugly“ von Ennio Morricone. Hier machten nicht nur die Zuschauer sondern auch ein irgendwo im Publikum versteckter Hund lautstark mit.
Es gab Ausflüge zum Mambo, dann ging’s wieder zurück zu den großen Stimmgewalten: „Help Yourself“, im Original von Tom Jones, meisterte der Namensvetter mit Bravour. Der Klassiker „Teach Me Tonight“ wurde in den Sparten Soul, Swing und Jazz vorgetragen. Gaebel beherrscht viele Metiers und glänzte durchweg mit seiner Stimme.
Man soll aber auch die Band nicht vergessen, die mit „Someone Else“ die erste Konzerthälfte beschloss. Meister ihres Fachs, die sich immer wieder zu solistischen Einlagen hinreißen ließen oder den Sänger einzeln mit ihren Instrumenten begleiteten. Mit den Worten „Rasselt Oma mit dem Säbel, schenk ihr was von Tom Gaebel“, entließ man die Fans nach 50 Minuten in die Pause und an den Merchandise.
Danach ging es frisch und gekonnt weiter, beispielsweise mit einem Bossanova-Medley, das neben dem bekannten „Girl From Ipanema“ auch umgewandelte Jazz-Standards wie „Fly Me To The Moon“ und „Under My Skin“ beinhaltete. Dann wurde es futuristisch – zu meiner großen nostalgischen Freude spielte das Orchester tatsächlich die Titelmelodie von „Captain Future“.
Schließlich wurde die Hitdichte noch höher: „Strangers In The Night“ verursachte ein wohliges Schauern. „What About Love“ gab es in einer deftigen Rockabilly-Version und Sam Cookes „Wonderful World“ ließ einige Seufzer im Publikum hören. Ein Highlight war definitiv Toms emotionale Sinatra-Interpretation: Während „Old Man River“ (und auch einige Sekunden nach dem Schlussakkord) hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Ein wirklich magischer Moment, den auch „Can’t Take My Eyes Of You“ nicht mehr toppen konnte.
Die Zugaben ab 20.50 Uhr bestritt Tom mit dem schelmischen „Just A Gigolo“ und einem fantastischen, 50 Jahre alten Song, den jeder mitsingen konnte: „My Way“. Wenn Tom den Frank gibt, kennt die Begeisterung keine Grenzen. Doch auch darüber hinaus zeigte er eine schöne Vielfalt und glänzte mit den Originalsongs vom Album „Perfect Day“ als Songwriter.
Das Publikum bejubelte alle Songs und durchlebte einen sichtbar schönen Abend. Jetzt geht es mit der „Swinging Christmas Show“ weiter und parallel kann man „Gaebel sings Sinatra“ als Showkonzept erleben. Lohnenswert ist jedes seiner Konzerte.